Wie war das noch - Schulwissen neu aufpoliert
sie ist eine Weiterentwicklung der Aufklärung – rebellieren junge Schriftsteller gegen die ältere Generation. Sie zeigen Gefühle, benutzen Kraftausdrücke, sind leidenschaftlich. Ihr bekanntester Vertreter erscheint uns heute selbst alt und ehrwürdig: Johann Wolfgang von Goethe (1749 — 1832). Aber als 25-Jähriger (1774) ist auch er stürmisch.
Johann Wolfgang von Goethe: unangefochten die Nummer eins
Keine Frage, Goethe gilt als der größte deutsche Dichter und Schriftsteller. Über ihn wurden unzählige Bücher, Aufsätze und Seminararbeiten geschrieben. Schon zu Lebzeiten, also um 1800, verehrt man ihn, und immer wieder bekommt er Besuch von Dichterkollegen aus aller Welt. Sein bekanntestes Werk ist der »Faust«: Der Gelehrte mit diesem Namen überlässt seine Seele dem Teufel (Mephisto genannt); als Gegenleistung soll Faust Wissen und Macht erhalten.
Der deutsche Arzt, Astrologe und Theologe Johannes Faust hat wirklich gelebt (um 1500). Er starb ganz plötzlich, was zu der Spekulation führte, er sei vom Teufel geholt worden. Dieser Stoff war nicht nur Vorlage für Goethe, sondern auch für andere Autoren vor und nach ihm.
Allein Goethes Gedichte füllen mehrere Bände. Er schreibt aber auch Romane (»Die Wahlverwandtschaften«), Theaterstücke, Balladen (»Der Zauberlehrling«) und eine Autobiografie (»Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit«).
Ein typisches Sturm-und-Drang-Stück ist Goethes Schauspiel »Götz von Berlichingen«, in dem die Handelnden von Leidenschaft, Liebe und Hass getrieben sind. Hauptfigur ist der Ritter mit der eisernen Hand (er lebte wirklich; die Prothese trug er, weil seine Hand nach einer Schussverletzung amputiert werden musste). Er tritt für Treue und Gerechtigkeit ein; sein Gegner ist der Bischof von Bamberg. Götz wird von aufständischen Bauern zu ihrem Anführer gewählt und stirbt am Ende im Gefängnis – mit den Worten: »Himmlische Luft – Freiheit! Freiheit!«
Goethe beeinflusst mehrere literarische Epochen und Strömungen. Weltberühmt wird er mit dem in Briefform geschriebenen Roman »Die Leiden des jungen Werthers«, in dem es um eine unerfüllte Liebe geht. Wegen ihr bringt Werther sich am Ende um. Dieses Werk entsteht 1774 in einer Zeit, die als
Empfindsamkeit bezeichnet wird, weil in ihr seelische Regungen und Gefühle ausgedrückt werden.
Goethe kommt aus einer angesehenen Familie, ist Rechtsanwalt in seiner Geburtsstadt Frankfurt am Main, Mitglied der Regierung (Geheimer Rat) in Weimar und wird vom Kaiser geadelt (Johann Wolfgang von Goethe).
Auch als Naturforscher macht das Universalgenie von sich reden: Goethe schreibt eine beachtete Farbenlehre und entdeckt als Erster den menschlichen Zwischenkieferknochen.
Friedrich Schiller (1759 — 1805): der geniale Rebell
Obwohl er nur 45 Jahre alt wird, ist er in dieser Zeit unvorstellbar kreativ – nicht nur als Schriftsteller. Seine mitreißenden Dramen stehen bis heute auf den Spielplänen der Theater: »Kabale und Liebe«, »Don Carlos«, »Maria Stuart«, »Die Jungfrau von Orleans« und andere. Kurz vor seinem Tod gelingt es ihm noch, das Schauspiel »Wilhelm Tell« über den Freiheitskampf der Schweizer, fertig zu schreiben. Bis heute berühmt sind auch Schillers bewegende Balladen, zum Beispiel »Der Taucher«, »Das Lied von der Glocke« und »Die Bürgschaft«, an deren Ende es heißt: »Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der Dritte.«
Schon sein erstes Stück, das er als 22-Jähriger schreibt, wird
vom Publikum in Mannheim bejubelt: »Die Räuber«. Einige Zuschauer sind am Ende der Aufführung so ergriffen, dass sie sich weinend in die Arme fallen. Ganz dem Sturm und Drang verhaftet, kritisiert der junge Dichter hier massiv das Feudalsystem (die Herrschaft des Adels). Das bringt ihm ein Schreibverbot ein. Um der Zensur zu entgehen, flieht er aus Württemberg. Schillers Ode »An die Freude« wird später von Beethoven vertont (»Freude schöner Götterfunken«).
Schiller lebt bis 1805, stirbt also 27 Jahre vor dem zehn Jahre älteren Goethe, mit dem er befreundet ist.
Der eher schüchterne Johann Christoph Friedrich Schiller hat jahrelang Geldsorgen. Er studiert Jura, Medizin (und wird Regimentsarzt) sowie Philosophie – in diesem Fach unterrichtet er sogar als Professor in Jena. Wie gebildet er ist, zeigt auch seine Schrift über »Die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges«. Im 19. Jahrhundert gilt nicht Goethe, sondern
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