Wie war das noch - Schulwissen neu aufpoliert
Jahre des Mittelalters
Es sind vor allem Fürsten und kaum bekannte Könige, die im Mittelalter die politische Macht haben. Die ländlichen Gebiete, die sie regieren, sind meist klein und dünn besiedelt.
Groß herauszukommen, das gelingt nur einem – was sich dann auch in seinem Namen zeigt: Der fränkische König Karl der Große (um 742 – 814) hat zwar vom Vater und einem verstorbenen Bruder ein beachtliches Gebiet geerbt, aber das genügt ihm nicht. Mit 53 Feldzügen gelingt es ihm, viele weitere Regionen zu erobern, vom Mittelmeer bis zur Nordsee, vom heutigen Nordspanien bis nach Polen.
Karl, Weihnachten 800 zum Kaiser gekrönt, ist allerdings nicht nur Machtmensch, sondern pflegt auch das kulturelle Erbe und lässt Werke der Antike aufzeichnen, damit sie nicht verlorengehen.
Als Europas größter Herrscher an einer Rippenfellentzündung stirbt, wird sein Reich aufgeteilt: in den westfränkischen Teil, aus dem später Frankreich hervorgeht, und in Ostfranken, später Deutschland. Dazwischen liegt noch ein Stück Land, das ein fränkischer König mit dem Namen Lothar erhält und das nach ihm benannt wird: Lothringen.
Karls Nachfolger, später nach ihrem berühmten Familienmitglied Karolinger genannt, bleiben durch ihre ungewöhnliche Namensgebung im Gedächtnis: Karl der Kahle, Karl der Dicke, Karl der Einfältige, Karl das Kind – wenn so viele Könige denselben Namen haben, muss man sie voneinander unterscheiden. Die Karolinger bringen ebenso Ludwig den Nichtstuer hervor, Ludwig den Frommen und Ludwig den Blinden, der im Jahr 900 auch über Italien herrscht. Nach den Karolingern folgen die Ottonen (dreimal Otto, zweimal Heinrich). Als Heinrich I. 919 zum König gewählt wird, ist er der Erste, der ein »Reich der Deutschen« regiert. Ihm folgt sein Sohn Otto I., schon zu Lebzeiten Otto der Große genannt (912 – 973).
Warum heißt es »Deutschland«?
Als einziger europäischer Nationalitätsname geht der Begriff »deutsch« nicht auf ein Land oder eine Bevölkerungsgruppe zurück – ein »deutscher« Volksstamm existiert nicht. Sachsen, Ostfranken und andere verwenden um 850 das Wort »theodisk« oder »diutisc«, was so viel heißt wie »volkssprachlich«, im Gegensatz zum Latein der Gebildeten und als Abgrenzung zu den romanischen Sprachen im Westen. Aus diesem sprachlichen Begriff wird erst viel später auch ein politischer. Das Wort »Dutch« (englisch für »holländisch«) hat denselben Ursprung.
Nicht weniger erfolgreich als Karl der Große mit seinen Truppen sind zur gleichen Zeit Krieger aus dem hohen Norden: die Wikinger. Mit ihren schnellen Booten dringen sie in die Flussmündungen von Elbe, Rhein und Seine ein, plündern Dörfer, Klöster und Kirchen, um kurz darauf mit ihrer Beute abzuziehen. Es ist der Mangel an Ackerland, aber auch Abenteuerlust, der die aus Dänemark, Schweden und Norwegen kommenden »Nordmänner« ( Normannen ) antreibt. Schwedische Wikinger lassen sich später zwischen Ostsee und dem Schwarzen Meer nieder und werden von den Einheimischen »Russen« genannt.
Im Jahr 984 landet der Norweger Erik der Rote auf Grönland. Sein Sohn Leif Eriksson (= Eriks Sohn) erreicht um das Jahr 1000
sogar die Küste Nordamerikas. Auch in Italien und in Frankreich lassen sich Normannen nieder – der Name »Normandie« zeugt noch heute davon. Ein anderer Normanne, Wilhelm der Eroberer (William the Conqueror), dringt 1066 nach England vor und lässt sich dort sogar zum neuen König krönen.
Mächtiger als alle anderen – der Papst und die Kirche
Mächtig werden ohne zu kämpfen: Das gelingt im Mittelalter den Päpsten. Staat und Kirche bilden eine untrennbare Einheit, und folgende Prozedur setzt sich immer mehr durch: Ein König bestätigt eine Papstwahl, und der gewählte Papst krönt daraufhin den König zum Kaiser.
Im Jahr 1095 zeigt sich, dass bei diesem Handel auf Gegenseitigkeit die Kirche im Laufe der Zeit mächtiger geworden ist als die andere Seite: Als sich ein Herrscher auf dem Gebiet der heutigen Türkei von islamischen Reiterheeren aus Asien bedroht sieht, ruft er nicht den gerade amtierenden König zur Hilfe, sondern den Papst – obwohl der gar keine Truppen hat.
Papst Urban II. (um 1042 – 1099) lässt sich nicht lange bitten. Im französischen Clermont hält er eine flammende Rede gegen die Türken und fordert wörtlich, »diese wertlose Rasse auszurotten«. Wer im Kampf fallen wird, dem sollen alle Sünden vergeben werden. Seine
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