Wie war das noch - Schulwissen neu aufpoliert
weniger religiös als im Mittelalter, aber ihre Kritik an der Kirche wächst. Einfache Priester verdienen nur wenig Geld, während Bischöfe und Kardinäle meist dem Adel entstammen und ebenso reich wie mächtig sind. Die Kirche hat zwei ungewöhnliche Einnahmequellen: Geistliche Ämter können gekauft und verkauft werden (= Simonie ), und einfache Gläubige können sich gegen Bezahlung von den Strafen für ihre Sünden erlösen lassen (= Ablasshandel ).
Gegen diese Praxis geht der Augustinermönch Martin Luther (1483 – 1546) vor: Am 31. Oktober 1517 bringt er an der Schlosskirche in Wittenberg seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an.
Die Gnade Gottes, so seine Überzeugung, sei nur durch den Glauben und durch Reue zu erlangen, nicht durch Bezahlung einer Geldbuße (siehe auch Seite 364, im Kapitel über Religion).
Eine derart massive Kritik nimmt der Papst nicht hin: Der Reformator (Erneuerer) Luther wird als Ketzer bezeichnet und verfolgt. Als der ihm wohlgesonnene Kurfürst von Sachsen ihn auf der Wartburg bei Eisenach versteckt, nutzt Luther die Zeit und übersetzt die Bibel ins Deutsche. Eine folgenreiche Tat: Damit ermöglicht er, dass die Heilige Schrift, die bisher nur in Latein und in verschiedenen Mundarten vorlag, von jedem
Christen gelesen werden kann – Luther legt damit auch die Grundlage für eine allen Deutschen gemeinsame Sprache, das Hochdeutsche.
Die Standhaftigkeit, mit der Martin Luther der Obrigkeit die Stirn bietet, imponiert den Bauern. Sie wehren sich dagegen, von ihren Einkünften immer mehr an die Kirche und den Adel abgeben zu müssen. Als sie damit keinen Erfolg haben, werden sie radikaler: 1524 erstürmen sie Klöster und Schlösser. Der Gegenschlag der Fürsten lässt nicht lange auf sich warten – ihre bewaffneten Landsknechte werfen den Bauernaufstand nieder und töten mehr als 100 000 Aufständische.
Von nun an ist das Monopol der Kirche beendet: Auch in Frankreich, England, Skandinavien und anderen Ländern hat die Reformation dazu geführt, dass es zwei Kirchen gibt – die katholische und die evangelisch-protestantische.
In Russland führt Zar Iwan der Schreckliche (1530 – 1584), von krankhaftem Verfolgungswahn getrieben, ein Terror-Regime und lässt vor allem Adelige und Geistliche umbringen.
Brutales Töten und Zerstörung gibt es aber auch in der sogenannten neuen Welt: Zwischen 1520 und 1546 unterwerfen spanische Konquistadoren (Eroberer) die Hochkulturen der Azteken, der Inka und der Maya.
Als die Spanier 1588 versuchen, auch England zu erobern, wird ihre aus 130 Schiffen bestehende Kriegsflotte, die Armada, im Ärmelkanal geschlagen. England hat sich damit zur führenden Weltmacht erhoben. Doch auch seine gebildete und mehrsprachige Königin Elisabeth I. (1533 – 1603), die das Land zu politischer Stärke und wirtschaftlicher Blüte führt, kommt nicht ohne die Tötung einer Gegnerin aus: Die protestantische Queen lässt ihre katholische Nebenbuhlerin Maria Stuart (1542 – 1587) hinrichten. Die Königin von Schottland hatte sich an einer Verschwörung gegen Elisabeth beteiligt.
Als in Prag 1618 verärgerte Protestanten bei einer Versammlung zwei katholische Gesandte des Kaisers aus dem Fenster werfen (sie überleben den Prager Fenstersturz ), ahnt noch niemand, welche Folgen dieses eher harmlose Ereignis haben wird. Dass ein Mitglied der protestantischen Union zum neuen König gewählt wird, verärgert die Anhänger des gegnerischen Bündnisses, der katholischen Liga. Der Konflikt weitet sich immer mehr aus, bis sich zwei Seiten erbittert bekämpfen: Auf der einen stehen Protestanten, Frankreich, Dänemark und Schweden, auf der anderen Katholiken, Spanier und die ebenfalls katholischen Habsburger.
Bis 1648 dauert der daraus resultierende Dreißigjährige Krieg, unter dem vor allem die deutsche Bevölkerung leidet: Hungernde Soldaten beginnen zu plündern, vergewaltigen und zu töten, schwedische Besatzer zwingen Bauern, Jauche zu trinken.
Nach vielen zermürbenden Kämpfen hat Deutschland am Ende ein Drittel seiner Einwohner verloren.
Erst nach drei Jahre dauernden Verhandlungen sorgt der Westfälische Frieden ( 1648 ) für eine Regelung unter den Kriegsparteien: Frankreich und Schweden erhalten Teile des deutschrömischen Reichs, aus dem die Niederlande und die Schweiz ausscheiden. Die Reichsfürsten bekommen mehr Macht, der Kaiser und die Habsburger weniger.
England schafft 1638 endgültig die Folter ab, und als
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