Wie war das noch - Schulwissen neu aufpoliert
»menschliche« Götter. Mit übermenschlichen Fähigkeiten, wie es sich für Götter gehört, aber mit menschlichen Schwächen. Sie kannten zum Beispiel Gefühle wie Eifersucht und Rache. Und nun hieß es auf einmal: Es gibt nur einen Gott. Der ist kein Übermensch, sondern er steht weit über allem, über Pflanzen, Tieren, Menschen, der ganzen Erde, ja, er hat das sogar alles erschaffen. Er war schon immer da, und er wird immer da sein. Die Juden nennen ihn den »Ewigen«.
Wie kam es zu diesem Glauben? Wer kam auf die Idee, die alten Götter abzuschaffen? Als Religionsstifter der jüdischen Religion gilt Abraham. Er war einer der Ersten, der davon überzeugt war, es gebe nur einen einzigen Gott; er beschloss, ihm zu folgen und seine Nachkommen zu verpflichten, das ebenso zu tun. Abraham ist der Stammvater der Juden. Aber auch das Christentum und der Islam (hier heißt er Ibrahim ) berufen sich auf ihn.
Nach der Bibel stellt Gott Abraham auf die Probe, um zu testen, ob sein Glaube unerschütterlich ist. Gott fordert Abraham auf: Töte deinen Sohn Isaak. Abraham gehorcht. Gottes Befehl steht für ihn über allem, und so setzt er, von seelischem
Schmerz geplagt, ein Messer an die Kehle seines Sohnes. In diesem Moment packt ihn ein Engel am Arm, und anstelle seines Sohnes sieht Abraham einen Widder vor sich. Seinen Sohn kann der Vater kurz darauf unverletzt in die Arme schließen.
Die Geschichte von Abraham und Isaak steht im ersten Teil der Bibel. Es ist das Alte Testament. Auf diesen Teil der Bibel berufen sich die Juden, aber auch die Christen. Für die Christen ist aber vor allem das Neue Testament wichtig – es beginnt mit der Geburt von Jesus, einem Nachkommen Abrahams. Für die Juden spielen Jesus und das Neue Testament keine Rolle, deshalb sprechen sie auch nicht von einem »alten« Testament, sondern nur von der Bibel oder dem Tanach, der aber weitgehend mit dem Alten Testament der christlichen Bibel übereinstimmt.
Abraham und Moses: Mit ihnen fing alles an
Ob Abraham tatsächlich gelebt hat, ist umstritten. Historische Beweise für seine Existenz gibt es nicht. Aber wie bei so vielen Fragen der Religion geht es auch hier weniger um wissenschaftliche Beweise als um den Glauben.
Abraham gilt zwar als Stammvater des Judentums. Aber nicht er hat nach jüdischer (und christlicher) Auffassung den Menschen Gottes Wort überbracht, sondern Moses: der Sohn eines
Sklaven, ein Nachkomme Abrahams, der als Kind ausgesetzt wurde und das Glück hatte, an den Hof eines Pharaos zu kommen. Moses stand auf dem Berg Sinai, als Gott zu ihm sprach. Und Moses schrieb sich alles auf. Diese fünf Bücher sind die ältesten von insgesamt 24 der jüdischen Bibel. Sie heißen Thora (Weisung, Gesetz). Am Beginn des ersten Buchs geht es um die Erschaffung der Welt, um die Schöpfung, auch Genesis genannt.
Im 3. Buch Mose heißt es: »Ihr sollt euer Haar nicht rundherum abschneiden noch euern Bart stutzen.« Aus diesem Grund tragen streng gläubige jüdische Männer (oft orthodoxe Juden genannt) Bärte und Schläfenlocken. Zum Gebet und beim Besuch von Gräbern setzen sich viele Juden eine kleine, flache Kopfbedeckung (die Kippa ) auf – weil sie es anmaßend fänden, barhäuptig vor Gott zu treten.
Die Juden sehen sich nicht nur als Religionsgemeinschaft, sondern als Volk. Und sogar als auserwähltes Volk, als »Volk Gottes«. Denn Gott, glauben sie, habe einst das Volk Israel aus der Knechtschaft Ägyptens geführt und mit ihm einen ewigen Bund geschlossen. Den sehen sie vor allem als Verpflichtung.
Der jüdische Glaube wäre unvorstellbar ohne den Gedanken der Hoffnung: Eines Tages wird der von Gott geschickte Messias kommen, und dann wird alles besser. Auch die Toten haben mit ihrer Beerdigung einen Ruheplatz bis zu jenem Tag
bekommen, an dem der Messias sie auferstehen lässt. Weshalb die Totenruhe für Juden heilig ist.
Der jüdische Humor ist berühmt. Er ist spöttisch, richtet sich aber nicht gegen andere, sondern gegen die Juden selbst oder gegen typisch menschliche Eigenschaften. Oft drückt sich im jüdischen Witz Verzweiflung, Resignation oder Hoffnung aus. Beispiel: Gott verkündet, dass eine zehn Meter hohe Flut kommen und die Menschen wegen ihrer Sünden bestrafen werde. Die Moslems bitten in ihrer Moschee, noch schnell ins Paradies zu kommen. Die Christen beten in der Kirche zu ihren Schutzheiligen. Und die Juden beten in der Synagoge: »Herr, es wird schwierig sein, in
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