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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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eine gemeinsame Zukunft mit ihm aussehen könnte? Bleib auf dem Teppich, ermahnte sich Constanze. Schließlich hatte sie schon einmal bitter erfahren müssen, was geschah, wenn man sich in einer Traumwelt verlor.
    Sie füllte Wein in einen Messbecher, machte beim Umdrehen einen Schritt auf den Küchentisch zu, und rannte prompt gegen Daniel, der lautlos hinter sie getreten war.
    Sie prallte derart heftig mit ihm zusammen, dass der Wein über den Rand schwappte. Direkt auf seine Brust.
    Daniel umfasste blitzschnell ihre Taille. »Sorry, ich dachte, du hättest mich gehört.«
    »Grundgütiger!« Constanze hielt sich an ihm fest. Einen Moment lang bekam sie kaum noch Luft. Er hatte sie zu Tode erschreckt. Als sie den größer werdenden Fleck auf seinem Pullover bemerkte, wurde sie kreidebleich. »O nein!«
    Daniel blickte an sich hinunter und zuckte gleichmütig die Achseln. »War meine Schuld. Ich hätte mich nicht so anschleichen dürfen.«
    »Das tut mir leid.« Constanze stellte mit fahrigen Bewegungen den Messbecher ab, riss ein Geschirrtuch von der Anrichte und begann, den Fleck zu traktieren.
    »Es tut mir so leid.« Sie schluchzte fast. »Das war keine Absicht, wirklich nicht. Ich … ich mach das sofort weg.« Hektisch tupfte sie an ihm herum.
     
    *
     
    »Ist nicht weiter tragisch.« Silas beschlich eine ungute Vorahnung als sich Constanze, völlig auf den Fleck fixiert, ununterbrochen entschuldigte. Erschüttert sah er Tränen in ihre Augen treten und allmählich begriff er, was sich hier abspielte, was ihr irrationales Verhalten zu bedeuten hatte. Er wurde ganz still. War es so gewesen? Hatte ihr Exmann sie wegen jeder Kleinigkeit bestraft, gar geschlagen? Die Vorstellung schnitt ihm ins Herz.
    Instinktiv tat er das, was ihm als Erstes einfiel. Er zog Constanze in die Arme. Noch nie hatte er sie derart intensiv umfangen gehalten. Ihr zarter Körper lag vollkommen an seinen gedrückt. Allein die Tatsache, dass sie es widerstandslos geschehen ließ, war Beweis genug, wie verstört sie war.
    »Schht. Es ist alles in Ordnung.« Er rieb sanft mit dem Kinn über ihre Haare. »Es ist nichts weiter passiert, hörst du? Kein Grund zur Sorge.«
    Schluckauf erschütterte ihre schmalen Schultern. Constanze gab keine Antwort, aber immerhin brachte sie ein winziges Nicken zustande. An ihn gelehnt, die Hände samt Geschirrtuch in seinen Pullover vergraben, stand sie da. Er spürte genau, wie viel es sie kostete, nicht gänzlich die Fassung zu verlieren. Erst nachdem sie mehrmals geschluckt hatte, hob sie den Kopf.
    Silas’ Wangenmuskeln verspannten sich. Constanze sah aus, als wäre sie gerade aus einem Albtraum erwacht. Im Grunde war es auch so. Er ließ eine Hand nach oben wandern und massierte sanft ihren Nacken. »Geht’s wieder?«
     
    *
     
    »Ja. Ja. Ich …« Weil er sie ungewohnt eng umfing, beugte sich Constanze etwas zurück. »Entschuldige bitte.« Sie räusperte sich. »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Es ist nur, früher hätte so was …« Erschrocken unterbrach sie sich, als ihr dämmerte, was sie im Begriff zu sagen war. Sie schluckte. In ihrem Inneren begann ein erbittertes Tauziehen. Eigentlich sollte sie weitersprechen. Irgendwann musste sie Daniel von ihrer brutalen Vergangenheit erzählen. Warum also nicht jetzt? Sie sah zu ihm auf – und blieb doch stumm. Sie brachte kein einziges Wort mehr über die Lippen.
    Daniel löste das Geschirrtuch aus ihren starren Fingern. »Jetzt hast du auch noch was abgekriegt.« Behutsam tupfte er Wein und Tränenspuren aus ihrem Gesicht. »So wie ich das sehe, herrscht also wieder Gleichstand.«
    Constanze folgte seinen ruhigen Bewegungen. Wärme breitete sich in ihr aus. Wie konnte er nur so verständnisvoll reagieren? Das hätte sie nicht erwartet, nicht einmal von ihm. Etwas durcheinander nahm sie die Hände von seiner Brust und trat zurück.
    »Wir sollten deinen Pulli lieber einweichen, sonst geht der Fleck nie wieder raus.«
    »Okay.«
    Ehe sie sich versah, zog sich Daniel das Kleidungsstück über den Kopf. Er tat es in einer einzigen fließenden Bewegung, völlig ungezwungen, als wäre es das natürlichste der Welt, halb nackt vor ihr zu stehen.
    Das war es mitnichten. Constanze bekam schlagartig weiche Knie. Plötzlich hatte sie eine wunderbare Sicht auf schön geformte Muskeln unter leicht gebräunter Haut. Ihr Mund wurde staubtrocken. So, jetzt wusste sie, wie sein Bauch aussah: fantastisch. Gebannt musterte sie ihn einen Herzschlag lang,

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