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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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dann riss sie sich zusammen. Nicht, dass ihm ihre Neugierde noch auffiel. Sie senkte den Blick und nahm den Pullover entgegen.
    Constanze versuchte ein neutrales Lächeln – zumindest hoffte sie, dass es eins war – und eilte davon. Vor der Waschmaschine im Bad hielt sie inne und schloss die Augen. Herrgott noch mal, er war nicht der erste Mann, den sie oben ohne sah.
    Aber er war eindeutig der Erste, der wie eine in Stein gemeißelte Skulptur daherkam. Constanze presste sich den Pullover vors Gesicht. In was hatte sie sich nur hineingeritten? Es würde Stunden dauern, bis er sich wieder anziehen konnte. Nirgendwo in ihrem gesamten Haushalt gab es etwas, was diesem Traum von einem Mann auch nur annähernd passen würde. Die Suche konnte sie sich getrost sparen.
    Dafür hatte sie jetzt reichlich Zeit, sich seinen phänomenalen Anblick einzuprägen.
    Frustriert grub sie das Gesicht noch tiefer in den Stoff. Daniels Duft stieg ihr in die Nase und machte alles noch schlimmer. Jäh stopfte sie den Pullover mit einer Geschwindigkeit in die Waschtrommel, als stünde er in Flammen. Sie drückte die Klappe zu und drehte den Regler. So fahrig, dass sie zweimal kontrollieren musste, ob sie die richtige Temperatur eingestellt hatte. Nicht, dass sie das Teil versehentlich noch bei neunzig Grad kochte. Das würde dem Ganzen mit Abstand die Krone aufsetzen.
    Leider war das nicht ihr einziges Problem. Schon aus dem Augenwinkel sah sie vereinzelte Haarsträhnen wie Wimpel um ihr Gesicht flattern. Eigentlich hätte sie nicht erst in den Spiegel zu blicken brauchen, um zu erraten, wie sie aussah. Sie tat es trotzdem. Die Realität war niederschmetternd. Ihre Augen strahlten geradezu, leuchteten mit den roten Flecken auf ihrem Gesicht um die Wette – und die stammten keineswegs vom Wein. Du liebe Güte. Wie sollte sie Daniel in diesem Zustand bloß gegenübertreten? Sie sah aus, als stände sie komplett neben sich, wäre nonstop gerannt oder bis über beide Ohren verliebt. Eine fiese kleine Stimme erinnerte sie daran, dass Letzteres voll und ganz zutraf.
    Schnell spritzte sie sich etwas Wasser ins Gesicht. Höchste Zeit, ins Wohnzimmer zurückzukehren. Nicht, dass Daniel noch auf die Idee kam, nachzusehen, wo sie so lange steckte. Hier, in diesem kleinen Bad, mit ihm … das ging überhaupt nicht. Dabei würden ihr alle Nerven durchbrennen. Garantiert!
    Eilig ordnete sie ihre Frisur, blickte sich kämpferisch im Spiegel entgegen, und holte tief Luft. So, jetzt würde sie in die Küche zurückgehen und sich vollkommen normal benehmen – so, wie es Erwachsene ohne psychischen Totalschaden gewöhnlich taten.
     
    *
     
    Silas betrachtete Constanze sinnend, als sie endlich wieder auftauchte. Sie rauschte ins Zimmer, als gälte es, eine Schlacht zu schlagen. Ihre heroischen Versuche, nicht allzu lange in seine Richtung zu schauen waren noch auffälliger, als hätte sie ihn mit einem Vergrößerungsglas inspiziert. Ein kleiner Teufel ritt ihn. Die Arme vor der Brust verschränkt lehnte er sich gegen die Anrichte – obwohl er genau wusste, dass in dieser Haltung seine Muskeln noch deutlicher zutage traten. Als sich ihre Augen beinahe unmerklich verengten, bekam Silas kurz ein schlechtes Gewissen. Langsam zog er wirklich alle Register. Langsam war ihm jedes Mittel recht, egal wie primitiv und kalkuliert es auch sein mochte. Er würde alles tun, Hauptsache, es bezweckte, dass Constanze ein weiteres Stück ihrer Deckung aufgab. Sein Gewissen meldete sich erneut, doch er klappte schnell wieder den Deckel drauf. Das war der falsche Zeitpunkt, Skrupel zu bekommen. Er wollte Constanze im Grunde ja nichts Böses. Er wollte einfach nur sie. Hieß es nicht, der Zweck heilige alle Mittel?
    Lächelnd blickte er sie an. »Dein Computer läuft übrigens wieder. Ich bin also quasi arbeitslos. Kann ich dir in der Küche noch irgendwas helfen?« Natürlich völlig ohne Hintergedanken …
    Constanze kam um den Küchentisch herum. »Du hast ihn wieder hingekriegt?«
    »War nur ein Bootfehler in der Systemdatei. Keine große Sache.« Im Stillen hoffte er, sie würde noch näher kommen.
    Sie tat es nicht. »Toll, vielen Dank.« Sie trat nun doch neben ihn an die Anrichte, worauf sich Silas erfreut zu ihr drehte.
    »Keine Ursache.« Er fasste an ihr vorbei nach dem Schneidbrett und zeigte auf den Teller mit der Hühnerbrust. »Soll ich das klein schneiden?«
    »Gern.« Sie reichte ihm ein frisches Messer. »Vorsicht, es ist ziemlich scharf.«
    »Das

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