Wie zaehmt man einen Herzensbrecher
herum, als es an seiner Bürotür klopfte und Mel hereinstolzierte. Sie hielt inne und richtete den Blick auf die Füße auf seinem Schreibtisch, die Nase verächtlich gerümpft angesichts eines derartigen Verstoßes gegen die guten Sitten.
Respekt, Respekt, Respekt, tadelte Jake sich insgeheim und schwang betont langsam die Füße vom Tisch, wobei er Merlina unverfroren angrinste. Sie mochte sich ja wie ein strenges Kindermädchen benehmen, aber sie sah ganz sicher nicht wie eine Nonne aus! „Sehr … hübsch“, bemerkte er, während er anerkennend die aufregend sinnliche Betonung weiblicher Reize durch den langen, die Figur umschmeichelnden, fast durchsichtigen Rock zur Kenntnis nahm. Echt scharf, dachte er, hütete sich aber, es Merlina gegenüber zu äußern, weil sie ihn dann vermutlich wegen sexueller Belästigung vor den Kadi gezerrt hätte.
„Guten Morgen, Jake“, begrüßte sie ihn förmlich, seine Bemerkung zu ihrem neuen Outfit ignorierend.
Wahrscheinlich hakte sie im Geiste ab, dass sie den Image-Anforderungen wieder einmal genügt hatte. Miss Tüchtig versagte nie. Aber heute wollte Jake sie mit einer besonderen Herausforderung konfrontieren. „Ja, es ist in der Tat ein sehr guter Morgen, Mel“, entgegnete er vergnügt. „Mir sind da ein paar tolle Ideen gekommen. Haben Sie Ihren Notizblock dabei?“ Tatsächlich hielt sie ihn wie einen Schild vor sich, aber Jake konnte genauso gut wie sie ignorieren, was er nicht wahrnehmen wollte.
„Ja.“ Sie ließ sich wie üblich nicht aus der Ruhe bringen.
Ihre Korrektheit war auch ein Schutzschild. Jake wünschte sich sehr, ihn einmal durchbrechen zu können, um zur eigentlichen Mel Rossi, der Frau dahinter, durchzudringen. „Setzen Sie sich doch“, bat er genüsslich.
Sie setzte sich auf die Kante eines der blaugrauen Ledersessel und schlug die Beine übereinander, sodass sie sich den Notizblock aufs Knie legen konnte. Der hauchdünne geblümte Stoff ihres Rockes ließ Jake die Silhouette ihrer wohlgeformten Beine erahnen.
„Ich bin bereit“, verkündete Merlina, was gleichzeitig eine Warnung an ihn war, endlich den Blick von ihren Beinen zu heben und zur Sache zu kommen.
Jake blickte auf und lächelte. „Aber natürlich sind Sie das“, säuselte er gut gelaunt. „Bereit, gewillt und in Erwartung der Herausforderungen, die ich Ihnen heute präsentiere.“ Und sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen.
Ich hasse ihn, schoss es Merlina durch den Kopf.
Jake Devila würde sie nie ernst nehmen … weder als Person noch als Frau noch als ein anderes menschliches Wesen mit Gefühlen. Im Grunde war sie ihm gleichgültig. Es amüsierte ihn lediglich, mit ihr zu spielen.
Deshalb war es einfach verrückt, dass sie jetzt mit Herzklopfen und Schmetterlingen im Bauch dasaß, nur weil er sie bewundernd von Kopf bis Fuß begutachtet hatte und sie mit seinen charmanten Grübchen lockte. Denn gerade sein Lächeln war ein untrügliches Zeichen, dass er irgendeine Teufelei im Schilde führte.
Er rollte sich mit dem Stuhl nach vorn, stützte die Arme auf den Schreibtisch und beugte sich mit blitzenden Augen zu Merlina vor. Und sie saß da und wartete wie eine schwärmerische Närrin, dass er ihr seine brillanten Ideen mitteilen würde … Damit sie sich dann abstrampeln konnte, seine Erwartungen zu erfüllen.
Ich bin wie eine Marionette, die nach seiner Pfeife tanzt, dachte sie. Was vielleicht nicht einmal so schlimm gewesen wäre, wenn es nicht die einzige Pfeife gewesen wäre, nach der sie ihr Leben ausrichtete. So jedoch musste sie sich davon frei machen und zu neuen Ufern aufbrechen. Das war sie sich schuldig. Augenblicklich jedoch war sie völlig in diesem Moment gefangen und wartete mit angehaltenem Atem, was Jake Devila ihr als Nächstes präsentieren würde.
„Wir brauchen am späteren Vormittag ein Brainstorming unserer Experten“, erklärte er. „Alle Abteilungen sollen daran teilnehmen. Ich möchte ein paar Ideen als Anregung auf den Tisch bringen, die ältere Generation als Markt zu erschließen.“
„Welche Uhrzeit soll ich in dem Memo für das Treffen eintragen?“, fragte Merlina sachlich, froh, über dieses rein berufliche Thema.
„Elf Uhr fünfzehn. Nach dem Morgenkaffee, der sie weckt, und vor dem Mittagessen, sodass sie das Besprochene verdauen können“, lautete die prompte Antwort.
„In Ordnung.“ Merlina machte sich eine entsprechende Notiz.
„Und schicken Sie dieses Memo als Allererstes raus, Mel.“
„Wird
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