Wie zaehmt man einen Herzensbrecher
sie mit ihrer schnellen Auffassungsgabe fraglos allen Anforderungen gerecht werden würde, die er an sie stellte. Lediglich ihr äußeres Erscheinungsbild galt es zu bemängeln. Es war ihm zu konservativ, zu altmodisch, passte nicht zu seiner Weltanschauung. Würde sie flexibel genug sein, etwas daran zu ändern?
„Wenn Sie den Job wollen, müssen Sie sich entsprechend kleiden“, erklärte er unverblümt. „Sie vermitteln ein falsches Image.“
Fasziniert beobachtete er, wie sie errötete und dennoch die Fassung bewahrte. „Es wäre hilfreich, zu erfahren, was für ein Image Ihnen vorschwebt“, erwiderte sie steif.
„Nun, ganz bestimmt nicht das einer Vierzigjährigen“, entgegnete er bewusst provozierend, weil er herausfinden wollte, ob Merlina Rossi Mumm besaß. „Laut Ihrem Lebenslauf sind Sie neunundzwanzig, richtig?“
„Ja.“
Er kam langsam um seinen Schreibtisch herum, um sie ausgiebig von Kopf bis Fuß zu begutachten. „Sie sollten sich betont jugendlich kleiden. Wir verkaufen Klingeltöne für Handys, was bedeutet, dass die anvisierte Käufergruppe überwiegend jung ist. Wenn Sie mich und mein Unternehmen repräsentieren wollen, müssen Sie glaubwürdig und authentisch wirken.“
Sie hielt seinem Blick unbewegt stand. „Meinen Sie Jeans und T-Shirt?“
Das hätte natürlich genügt, aber die absolut gleichgültige Art, wie sie ihn betrachtete, weckte den Teufel in ihm. „Nein, das ist okay für die männlichen Mitarbeiter.“ Ihn selber eingeschlossen, wie ihr natürlich nicht entgangen war. „Ich möchte, dass Sie mit Ihrer Kleidung jeweils die neuesten Trends der jungen Mode widerspiegeln. Gehen Sie aus sich heraus … tragen Sie Ihr Haar offen und zeigen Sie Instinkt, Miss Rossi.“
„Ich trage mein Haar offen“, erklärte sie schroff.
Was Jake sofort veranlasste, noch einen Schritt weiterzugehen. „Ach ja, was Ihr Haar betrifft … Wie wär’s mit einer moderneren Frisur? Ich denke, ein frecher Kurzhaarschnitt würde zum Beispiel eher zu dem Image passen, das wir propagieren.“
Sehr zu Jakes Vergnügen färbten sich ihre Wangen tiefrot. Die spannende Frage war: Würde sie mitspielen oder passen?
„Erwarten Sie, dass ich mir eine Stachelfrisur zulege?“, fragte sie, wobei ihre goldbraunen Augen Funken sprühten.
Obwohl die Versuchung groß war, die Glut noch weiter anzufachen, erkannte Jake, dass die Grenze erreicht war und Merlina Rossi verschwinden würde, wenn er noch weiterging. Also nahm er sich zurück, denn auf lange Sicht würde er mehr Spaß mit ihr haben, wenn er sie für sein Unternehmen gewinnen konnte.
„Nein“, antwortete er deshalb und betrachtete sie nachdenklich. „Vielleicht einen Pony und Fransen. Am besten besprechen Sie das mit Ihrem Friseur. Sie brauchen einen modischen Schnitt, der Sie etwas aufpeppt. Verstanden?“
Ohne seinen Vorschlag zu kommentieren, kam sie direkt zum Punkt: „Bieten Sie mir den Job also an?“
„Ja, vorausgesetzt …“
„Ich entspreche dem Image.“ Sie stand auf und streckte ihm geschäftsmäßig die Hand entgegen. „Ich habe verstanden und bin einverstanden, Mr. Devila. Wann soll ich anfangen?“
In puncto Image hatte sie ihm dann eine Lehrstunde verpasst, wie Jake sich amüsiert erinnerte, während er sich wie üblich sportlich lässig für die Arbeit kleidete. An ihrem ersten Arbeitstag war Merlina Rossi hereinstolziert … absolut up to date und sehr sexy: Ihr jetzt stufig geschnittenes Haar wippte schwungvoll mit jeden Schritt ebenso wie die Fransen an den hochhackigen Stiefeln, ganz zu schweigen von dem sexy Minirock auf ihren wohlgerundeten Hüften. Und die große kunstvoll verzierte Gürtelschnalle an ihrem breiten Gürtel saß so tief, dass sie alle männlichen Mitarbeiter der Firma auf Gedanken brachte, die alles andere als geschäftlich waren.
Und dennoch verrichtete sie ihre Aufgaben kühl und unpersönlich, als trüge sie nicht mehr und nicht weniger als eine vorgeschriebene Uniform. Sie flirtete nicht, sondern war die Tüchtigkeit in Person. Jake blieb nichts anderes übrig, als mit dem zu leben, was er sich aufgehalst hatte.
Also hatte er ein Spiel entwickelt. Der Kampf der Geschlechter: aufregend, anregend und überaus befriedigend. Man hätte es auch so formulieren können, dass Mel Sex für ihn war, wenn er gerade keinen Sex hatte. Alles spielte sich im Kopf ab, und genau dort musste es auch bleiben. Egal, wie sehr er auch manchmal versucht war, es wäre ein großer Fehler, sich auf eine
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