Wie zaehmt man einen Scheich
hatte zwei Söhne mit zwei Frauen – Mustafa und mich.“ Er hielt inne. „Der Pakt entscheidet, wer von uns König wird.“
Sie nickte, als sie begriff. Die Trauer stand noch immer auf ihrer Miene, aber jetzt mischte sich Wut hinzu. „Darum geht es also. Das ist der Grund für die Jagd nach der Prinzessin. Wer immer die Prinzessin heiratet, erhält auch die Krone von Al-Jirad.“
„So besagt es der Pakt. Da die Krone Al-Jirads in Gefahr ist, muss die Allianz durch eine Heirat innerhalb der königlichen Familien unserer beiden Länder neu geschmiedet werden. Aufgrund der Bewandtnis mit Ihrer älteren Schwester …“
„Sie meinen, weil sie zwei uneheliche Kinder von zwei verschiedenen Männern hat, kommt sie für die Position der Königin nicht infrage? Dabei hat sie die besseren Voraussetzungen. Marina hat bereits bewiesen, dass sie für Erben sorgen kann. Ich dagegen kann keinen solchen Beweis liefern.“
„Ihre Schwester ist … nun, sozusagen überqualifiziert. Die Tatsache, dass Sie noch nicht entbunden haben, gereicht Ihnen zum Vorteil.“
Noch nicht entbunden. Es juckte ihr in den Fingern, mit der Faust auf irgendetwas zu schlagen. Vielleicht auf ihn. Nur gaben Prinzessinnen solch niederen Instinkten nicht nach. „Wie kann es ein Vorteil sein, wenn es mich in diese Zwangslage bringt?“
„Die Pflicht verlangt es, Prinzessin. Es ist nichts Persönliches.“
Nichts Persönliches? Vielleicht war die Vorstellung ihr genau deshalb so zuwider. Sie stand weit unten auf der Liste der Thronfolger, sie hatte sich immer darauf verlassen, dass sie niemals in die Herrscherpflicht genommen werden würde, schon gar nicht als Frau. Sie hatte ihre Brüder mit deren Tutoren gesehen, hatte miterlebt, wie kurz die Leine gehalten wurde. Und ihre Schwester, deren Leine viel zu locker saß, weil alle Aufmerksamkeit allein auf den männlichen Nachkommen lag. Naiverweise hatte sie wirklich darauf gehofft, dass sie diesem Wahnsinn entkommen und ein normales Leben führen könnte. Sie war sogar dumm genug gewesen zu glauben, sie würde eines Tages aus Liebe heiraten …
Zoltan musterte sie, wie sie da saß, stumm und zusammengesunken, und versuchte, das ganze Ausmaß der Situation zu verarbeiten. Nun, es war auf jeden Fall nicht das Ende der Welt, auch wenn sie es so darstellte. Er würde als Herrscher auf dem Thron sitzen, eine Position, für die er nie vorbereitet worden war, während sie von Prinzessin zu Königin aufsteigen würde. Ihr ganzes Leben war sie für diese Rolle erzogen worden. Was also sollte so schwierig daran sein? Die Ehe zwischen ihnen könnte sogar funktionieren, wenn sie beide es wollten. Die Prinzessin war schön, hatte eine tolle Figur. Es würde ihm nicht schwerfallen, sie in sein Bett zu holen und die Thronerben zu produzieren, die Al-Jirad brauchte. Außerdem schwelte unter ihrer kühlen Fassade ein Feuer, das ihn neugierig machte. Er würde dieses Feuer gern ein wenig mehr anfachen.
Warum also sollte es nicht funktionieren? Zumindest im Schlafzimmer. Ein Erstgeborener und noch ein potenzieller Nachfolger, und sie hatten ihre Pflicht erfüllt und konnten sich nach anderen Optionen umsehen. Eine Heirat war schließlich kein Todesurteil.
Jetzt schüttelte sie den Kopf, stand auf und strich sich die Hose glatt. Er hatte den Eindruck, dass sie am liebsten ebenso ungerührt die Verpflichtungen wegwischen würde, die ihr der jahrhundertealte Pakt auferlegte.
„Es ist also mein Schicksal, Sie zu heiraten, weil ein vergilbtes Stück Papier es so will?“
„Der Pakt wurde für Situationen wie diese geschlossen.“
„Und natürlich müssen wir uns unbedingt daran halten.“
„Er ist das Fundament für die Verfassungen unserer Länder, das wissen Sie. Glauben Sie, es wäre zu viel von der Prinzessin eines dieser Länder verlangt, ihre Pflicht zu erfüllen?“
„Ja! Weil diese Pflicht mich dazu zwingt, entweder Sie oder Mustafa zu heiraten!“
„Dann ist es vielleicht gut, dass Sie gar keine andere Wahl haben.“
„Ich weigere mich, das zu akzeptieren. Was, wenn ich keinen von Ihnen beiden heiraten will? Was, wenn ich andere Pläne für mein Leben habe, in denen eine Heirat mit einem Despoten, der glaubt, eine Frau beanspruchen zu können, nur weil sie zufällig in eine bestimmte Familie hineingeboren wurde, nicht vorkommt?“
„Mit diesem Zufall, wie Sie es nennen, sind Reichtum und enorme Privilegien verbunden – aber auch Verantwortung. Ihre Schwester hat es vorgezogen, alles
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