Wiederkehr des Bosen
später war sie verschwunden. Ihr idiotischer Onkel war nirgends zu sehen. Alex und Cam waren allein. Sie starrten angestrengt in die sich ständig verändernde Schattenwelt des Parks.
Das schwache Licht, das Cam gesehen hatte, kam von einer kleinen Hütte, die hinter dem Riesenrad stand -eine kleine Hütte mit zwei winzigen Fenstern. Im Innern brannten Öllampen und zwei Gestalten waren dabei, nach irgendetwas zu suchen. Cam erkannte sie sofort an ihrer Größe und an ihren Kopfbedeckungen: Der dicke Kleine mit dem schwarzen Piratenstirnband musste Riggs sein, die Bohnenstange mit dem riesigen Cowboyhut war Derek.
Doch die Stimmen, die Alex gehört hatte, kamen nicht aus dem Innern. Vor der Hütte stand Evan, blies in seine kalten Hände und trat von einem Fuß auf den anderen. Er stand nur wenige Schritte von der Hüttentür entfernt und redete mit Kyle Applebee.
»Hör zu, Mann, du gehst nicht dorthin, daran darfst du gar nicht denken!« Kyle stieß Evan mit dem Zeigefinger gegen die Schulter, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Wenn du jetzt in die Hose scheißt...«
»Idiot! Ich hab nie gesagt, dass ich dabei mitmache!«, wehrte sich Evan. »Ich hab nur gesagt, dass ich euch nicht verrate. Hab ich auch nicht. Aber denk endlich mal nach, Kyle. Das kannst du doch nicht machen, oder? Die ganze Schule abfackeln!«
»Nein, Mann.« Kyles Bruder war eben aus der Tür getreten. Riggs grinste hart und gemein. »Du hast das nicht richtig geschnallt. Kyle wird die Schule nicht abfackeln. Das machst du.«
Kapitel 15 - DIE LAWINE
»Du bist ja völlig durchgeknallt!«, rief Evan entsetzt. Er zitterte am ganzen Körper.
»Nein, er hat Recht!« Kyle lachte rau. »Durchgeknallt ist hier nur einer - und das bist du! Genau wie deine Mama. Und vergiss nicht, du Knallkopf, dass sie dafür blechen muss, wenn du die Sache verbockst...«
»Kann er sich gar nicht leisten«, sagte Riggs grinsend und klopfte Evan übertrieben freundschaftlich auf die Schulter. »Stimmt's, Kumpel?«
»Habt ihr beiden denn gar nichts kapiert?« Evan versuchte, ihnen klar zu machen, was das bedeutete. »Das dürft ihr nicht tun! Dabei könnten Menschen verletzt werden, aber wirklich schwer verletzt! Ihr Idioten! Da sind Freunde von mir drin und auch jede Menge Typen, die ihr gut kennt, mit denen ihr befreundet seid.«
»Okay, aber die brauchen ja nicht hinzugehen, wenn die Sache läuft«, grinste Kyle. »Außerdem sind wir noch nicht so weit. Erst müssen wir dich tätowieren. Deshalb sind wir ja hier.«
»Ja, und für die andere kleine Sache.« Riggs rieb sich die Hände, die in den Gewichtheberhandschuhen steckten. Seine Fingerspitzen waren rot vor Kälte. »Später, du Trottel«, fuhr Kyle seinen Bruder Riggs an. »Darüber reden wir jetzt noch nicht. Seid ihr endlich so weit in der Hütte?«
»Da gibt's ein kleines Problem«, gestand Riggs mit blödem Grinsen. »Kein Strom. Derek muss die Sache so machen wie die Typen im Knast. Er zeichnet die Schlange mit seinem Jagdmesser - es ist zwar ein bisschen rostig, aber das macht nichts. Dann reiben wir Tinte in den Schnitt. Sieht dann nicht so gut aus wie unsere Tätowierungen, aber was soll's.«
Evan blickte sich verzweifelt um und versuchte, in der Dunkelheit irgendetwas zu erkennen.
»Er sucht uns«, flüsterte Cam. »Wo ist Lucinda? Evan muss allein gekommen sein. Alex, wir müssen etwas unternehmen!«
»Zum Beispiel?«, fauchte Alex nervös. Plötzlich stieg der Duft von Fichtennadeln in ihre Nase. Sie blickte auf - der Duft kam von einer riesigen Fichte, deren Äste unter der gewaltigen Schneelast fast zu brechen schienen. Sie hingen tief über der Hütte.
Wäre es nicht super, wenn die Fichte von einem plötzlichen Windstoß gepackt würde? Wenn die Äste die Schneemassen und die langen Eiszapfen abschütteln würden? Wenn eine gewaltige Lawine niedergehen würde -die gesamte Schneeladung vom Hüttendach, über Kyles ekligen, fettigen Pferdeschwanz, durch seinen Hemdkragen über seinen mageren Hals und seinen ungewaschenen Rücken ?
»Volltreffer!«, stieß Cam, vor Begeisterung fast zu laut, hervor. »Du hast ihn eiskalt erwischt!« Die Lawine hatte Kyle unter sich begraben. »Helft mir raus!«, brüllte er seinen Bruder und Evan an, während er sich verzweifelt aus dem Schneehaufen wühlte. Riggs reichte ihm die Hand, aber in diesem Augenblick löste sich eine weitere Schneelawine vom Baum über ihnen und krachte auf Riggs' Schultern. Riggs fiel über seinen Bruder in
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