Wiedersehen in den Highlands - Roman
dass mein Vater einen Armentod sterben wird, wenn wir bei Ihrem erbärmlichen Angebot nicht zugreifen.«
»Sechsundzwanzig das Paar«, sagte Fergusson.
»Nein«, entgegnete Tom. »Nein, verdammt, nein.«
»Tom, bitte«, murmelte Henry. »Sei nicht vorschnell!«
Ein Ring von acht oder zehn Männern hatte sich um den Hawkshill-Stand gebildet. Walter Fergusson hatte tiefe Taschen und einhundertsechzig Acres bestes Weideland in der Grafschaft. Er kaufte immer nur billig, und er wusste auf den Penny genau, wie viel jeder verzweifelte Pächter seinem Grundbesitzer schuldete.
Betsy sah, wie Henry den Kopf schüttelte und vortrat, um dazwischenzugehen, als sich auf einmal eine riesige braune Klaue auf ihre Schulter legte.
»Connor«, sagte sie und wandte sich um. »Was tust du denn hier?«
Es war nicht leicht für Rose, der wachsamen Mrs. Prole zu entkommen. Ihr war durchaus bewusst, welche Art Bestrafung sie erwartete, wenn sie von der Seite dieser Frau weichen sollte, um ein paar, wenn auch noch so beiläufige, Worte mit irgendeinem Mann unter achtzig Jahren zu wechseln.
Ihre erste Begegnung mit Thomas Brodie hatte sie einem der seltenen Anlässe zu verdanken, zu denen sie das Haus allein verlassen durfte. Mrs. Prole hatte sich an jenem Morgen nach dem Frühstück wieder zu Bett gelegt, und sie, nicht Dorothy, das Hausmädchen, war über den Anger geschickt worden, um in der Stadtbäckerei Brot zu kaufen.
Warum sich Tom Brodie an einem Dienstagvormittag in Drennan herumgetrieben hatte, war ein Rätsel, über das sich Rose damals keine Gedanken gemacht hatte. Doch angesichts der Ereignisse der jüngsten Zeit war sie zu dem Schluss gekommen, dass Mr. Brodie die Meilen von Hawkshill einzig und allein auf sich genommen hatte, um sie anzusprechen. Aber sosehr sie sich auch das Gehirn zermarterte, konnte sie sich doch an nichts in dem Gespräch erinnern, was den Burschen ermuntert haben könnte, mitten in der Nacht zu ihrem Fenster hochzuklettern und um einen Kuss zu betteln, einen Kuss, der ein Fenster zu allen möglichen Empfindungen geöffnet hatte, die sie sich mit dem Verstand nicht erklären konnte.
» Rose? Rose Hewitt? «
Sie drückte sich gegen den Musselinbehang, der den Käse abschirmte, den die Inhaberin des Standes auf kleinen, handbemalten Tellern feilbot, weichen weißen Käse, zu zart für bäuerliche Gaumen, auch wenn, wie Rose gehört hatte, Gutsherren und ihre Damen das Zeug zu schätzen wussten und kübelweise kauften. Die Standinhaberin war eine gut aussehende Frau, kaum älter als Papa. Mit dem Rücken zu dem Stoffbehang hinter ihrem Stand sah sie auf die Biegung der Market Street und hielt Ausschau nach Gutsverwaltern oder Haushälterinnen, die Bestellzettel für ihre Leckerbissen schwenkten.
Als Mrs. Prole sich aufgeregt und wütend näherte, wagte Rose kaum zu atmen vor Angst, die Frau des Käsemachers könnte sie verraten.
»Käse«, sagte die Standinhaberin. »Reif und vollmundig im Geschmack.«
»Ich suche nach meinem ... meinem Schützling«, erklärte Mrs. Prole eisig. »Mr. Hewitts Tochter. Ist sie zufällig hier vorbeigekommen?«
»Sie ist mir nicht unter die Augen gekommen«, erwiderte die Frau. »Vielleicht ist sie bei ihrem Daddy?«
»Sie ist nicht bei ihrem Vater; sie ist bei mir«, erwiderte Mrs. Prole.
»Aber sie ist nicht bei Ihnen«, stellte die Frau des Käsemachers fest. »Haben Sie sie geschickt, etwas von meinem köstlichen Käse zu kaufen?«
»Nein, das habe ich nicht«, antwortete Mrs. Prole. »Dieses eigensinnige Kind ist weggelaufen. Wenn ich sie in die Hände bekomme, dann werde ich ihr eine Lektion erteilen, die sie nicht vergessen wird.«
»Wie werden Sie das denn anstellen, Mrs. Prole?«, fragte die Frau.
»Ich ... ich werde sie entsprechend zurechtweisen.«
»So ist’s recht! Ich habe selbst Töchter, daher weiß ich, wie übermütig junge Mädchen sein können.«
»Haben Sie Rose Hewitt nicht gesehen?«
»Nein.«
» Rose? Rose Hewitt? « Mrs. Prole entfernte sich. » Komm augenblicklich her, sonst wird es dir umso schlimmer ergehen! «
Rose, die in dem schmalen Gang zwischen der Rückseite des Käsestandes und dem Giebel einer Taverne kauerte, stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
»Sind Sie noch da?«, flüsterte die Käsefrau.
Rose antwortete: »Ja.«
»Sie ist fort. Jetzt sind Sie in Sicherheit. Weshalb verstecken Sie sich?«
»Es gibt da etwas, was ich allein erledigen muss.«
»Ah!«, sagte die Frau des Käsemachers. »Geht es um
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