Wiedersehen in den Highlands - Roman
nächste Wirtshaus aufsuchen, um unser Geschäft mit einem Schluck Whisky zu besiegeln. Möchten Sie sich uns anschließen, Sir?«
»Den Teufel werde ich tun«, knurrte Walter Fergusson und stapfte, gründlich geschlagen, durch die Menge davon, um sich ein anderes Opfer zu suchen.
Der Drennan war ein quirliger kleiner Fluss, der den Carrick Hills entsprang, sich aber aufgrund irgendeiner Laune der Natur einmal um sich selbst schlängelte, bevor er an Tiefe und Breite gewann und sich schließlich in der Nähe von Port Cedric, vier Meilen weiter, ins Meer ergoss.
Der Laden an seinen Ufern unterhalb der Ramshead-Brücke war eigentlich gar kein richtiges Geschäft, nur ein Ein-Zimmer-Cottage, so klein und düster, dass es Rose noch nie aufgefallen war, obwohl sie die Brücke in Papas Ponykutsche oft überquert hatte, wenn er Mama und sie nach Ayr gefahren hatte, um die Predigt in der Kirche von St. Quivox zu hören oder an der Hafenmauer Fisch zu kaufen. Nachdem Mama gestorben und Mrs. Prole zur Haushälterin aufgestiegen war, waren die Ausflüge nach Ayr eingestellt worden, denn, so Rose’ Vermutung, Mrs. Prole war keine Witwe und hatte noch immer eine Art Ehemann, der in Ayr lebte, und wünschte keine »Peinlichkeiten« herbeizuführen, indem sie seinen Weg kreuzte.
Rose schlich auf Zehenspitzen den Weg zum Cottage hinunter, ein Auge auf den Fluss, als hätte sie Angst, irgendetwas könnte aus dem strudelnden braunen Gewässer hervorspringen und sie verschlingen wie eine Forelle eine Eintagsfliege.
Ein gemaltes, stark verwittertes Schild hing über der halb geöffneten Tür. Rose äugte ein paar Sekunden lang zu den schiefen Buchstaben und dem verblassten Bild irgendeines seltsamen Geschöpfes hoch, bis sie begriff, dass die Buchstaben nichts Unheilvolleres als Eier zu verkaufen bedeuteten und das seltsame Geschöpf eine Henne darstellen sollte.
»Immer herein mit Ihnen, meine Liebe, haben Sie keine Angst!«, erklang eine Stimme von drinnen.
Rose war versucht, auf dem Absatz kehrtzumachen und wegzulaufen, aber sie befürchtete, die Frau zu beleidigen.
»Einen Fuß«, riet ihr die Stimme, »und dann den anderen. So wird es gehen.«
Mrs. Proles Worten zufolge war Tassie Landles die Ururenkelin einer berüchtigten Hexe aus Renfrew, die wie eine Krähe über die Grafschaft geflogen war und die Geister der Toten befehligt hatte. In einer Schimpfkanonade hatte Mrs. Prole ihrer Ansicht Luft gemacht, die alte Tassie Landles sei um keinen Deut besser als ihre Vorfahrin, und wenn das Gesetz in den letzten Jahren nicht milder geworden wäre, dann wäre sie im Drennan ertränkt oder, noch besser, auf dem Scheiterhaufen auf dem Pendicle Hill verbrannt worden.
Rose holte einmal tief Luft und trat über die Schwelle.
»Aha«, sagte die Stimme, »es ist eine Dame, eine hübsche junge Dame, die Tassie an diesem herrlichen Herbstmorgen besucht. Für einen Korb Eier werden Sie nicht gekommen sein, möchte ich wetten, vielmehr für einen kleinen Blick in die Zukunft oder vielleicht ein Stück von meinem besonderen Marzipan, um das harte Herz eines Mannes zu erweichen.«
»Sein Herz«, sagte Rose mit mehr Selbstvertrauen, als sie empfand, »ist bereits weich – das behauptet er zumindest –, auch wenn ich den Verdacht habe, dass sein Kopf hart genug ist.«
Tassie Landles kauerte auf einem Hocker bei der Feuerstelle. Das Zimmer quoll über von allem möglichen Tand und einigen seltsamen Möbelstücken. Licht drang durch ein kleines Fenster in der hinteren Wand. Durch dieses Fenster sah Rose kristallklar ein Stück Garten, bunt gefärbt vom Herbst, den Rand eines Brunnens und eine Ecke eines Holzgestänges, auf dem mehrere Tauben hockten.
Tassie Landles kicherte. »Ein falscher Liebhaber, ja?«
»Er ist nicht mein Liebhaber.«
»Aber er wünscht es zu sein, habe ich recht?«, sagte Tassie. Die Frau trug ein Schultertuch mit tropfenförmigen Troddeln, eine makellose Leinenhaube bedeckte ihr ergrauendes Haar, und ihr Gesicht hatte einen dunklen Teint, der Rose an Zimtgebäck erinnerte. Sie war nicht viel älter als Mrs. Prole und sah kein bisschen so aus, als stünde sie mit dem Teufel im Bunde.
»Ja, ich nehme es an«, erwiderte Rose.
»Hat er sich dahingehend geäußert?«
»Das hat er.«
»Viele Male?«
»Einmal nur«, antwortete Rose. »Sehr überschwänglich.«
»Glauben Sie ihm?«
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte Rose. »Ich hoffe, Sie werden mir einen Rat dazu geben können, wie ich die Avancen dieses
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