Wiedersehen in den Highlands - Roman
aber«, säuselte er, »du liegst so wunderbar in meinen Armen, Betsy, meine Liebe.«
»Achte nicht auf ihn«, sagte Henry. »Er ist betrunken.«
»Ich bin nicht betrunken«, empörte sich Tom. »Ich hatte schon am Abendmahl-Tisch schwerer geladen. Oh, Betsy, lass dich liebkosen.«
»Hier.« Henry packte seinen Bruder an der Schulter. »Komm her, und ich werde dich liebkosen. Ich werde dich hoch in dein Bett liebkosen.«
»Die Jakobsleiter wird mich nicht in den Himmel führen.« Tom massierte Betsys Seiten. »Aber bei diesem entzückenden Geschöpf zu liegen, das würde mich mit Sicherheit in den ...«
Er schrie auf, als eine kleine, harte Faust ihn seitlich am Kopf traf, und wurde, noch immer schreiend, von der Magd weggezerrt. »Mam«, rief er. »Mammy, du tust mir weh.«
»Ich würde dir mit einem Stock zu Leibe rücken, wenn ich einen zur Hand hätte«, sagte Agnes Brodie. »Genügt dir das Trinken denn nicht? Musst du jetzt auch noch Schande über uns bringen, indem du dich an einem jungen Mädchen vergreifst, das uns geschickt wurde, um uns zu helfen? Ein Glück, dass dein Daddy nicht mehr genug bei Kräften ist, um dir eine Tracht Prügel zu verpassen, Thomas, selbst wenn du erwachsen bist. Henry, schaff ihn mir aus den Augen!«
»Jawohl, Mutter.« Henry schnappte sich Toms Arm, führte den Bruder zur Leiter und stellte seine Füße auf die hölzernen Sprossen. »Er wird morgen dafür büßen«, versprach Henry. »Gute Nacht, Betsy.«
»Gute Nacht, Mr. Brodie«, sagte Betsy.
Sie wäre unverzüglich auf ihr Zimmer gegangen, wenn Agnes Brodie ihr nicht den Weg versperrt hätte. »Du darfst nicht schlecht von ihm denken, Betsy«, meinte sie. »Unser Tom ist vom Teufel besessen. Manchmal denke ich, da ist nicht nur ein Mann, sondern zwei, die in seinem Kopf miteinander ringen. Er meint es nicht böse.«
»Ja, Mrs. Brodie.«
»Bei alldem«, mahnte die Frau, »darfst du ihn nicht ermuntern.«
»Ja, Mrs. Brodie«, sagte Betsy. Mit einem keuschen kleinen Knicks und nicht dem Anflug eines Lächelns ging sie zu Bett.
3
Auch wenn Betsy McBrides Eintreffen auf Hawkshill das Geschick der Brodies nicht auf einen Schlag wendete, ging es zumindest mit einer ruhigeren Wetterlage einher, die es ihnen ermöglichte, den letzten Rest der Getreideernte einzubringen.
Betsy erfuhr bald, dass sie die siebzig Acres von Hawkshill mit einer Zwölf-Jahres-Pacht von Neville Hewitt übernommen hatten, mit einer Ausstiegsklausel nach der Sechs-Jahres-Frist – einer Frist, die am ersten November ablaufen würde. Wenn der Gerichtsdiener vor diesem Tag mit einer Anordnung zur Beschlagnahme vor ihrer Tür stehen sollte, dann würde es verdammt wenig geben, worauf er Anspruch erheben konnte. Der Viehbestand des alten Mr. Brodie belief sich auf vier Pferde, zwei Ponys, dreizehn Kühe, sechs Kälber, zwei einjährige Ochsen und vierzehn Schafe. Dazu kamen ein Pflug, zwei Wagen und eine Egge. Die Ochsen und vier fette Lämmer sollten auf dem Markt von Drennan verkauft werden, und Betsy war aufgefordert mitzukommen, um den jungen Brodies beim Viehtrieb zu helfen.
Sie hatte die Familie bereits zur Kirche begleitet und ihre Mutter und ihren Vater getroffen und ihnen versichert, dass sie auf Hawkshill gut behandelt wurde. Und sie war Mr. Rankine über den Weg gelaufen, der ihr zum Gruß nur zugezwinkert hatte.
Der Kirchgang in Hayes war eine Sache, der Markttag in Drennan hingegen eine völlig andere. Die Stadt verfügte über einen Marktplatz, eine Schule, zwei Kirchen, drei Getreidemühlen, zwei Walkmühlen und eine Mühle, um Flachs zu dreschen. Außerdem gab es ein stattliches, aus Backstein errichtetes Armenhaus, ein Wirtshaus, drei Tavernen, eine Freimaurer-Loge und einen langen, flachen Holzbau, der eine bescheidene Bibliothek mit erbaulicher Literatur und, wann immer Mr. Arbuthnot in die Stadt kam, die Tanzschule beherbergte.
Der Viehmarkt wurde auf einem Feld eine Viertelmeile außerhalb des Stadtzentrums abgehalten. Ausnahmsweise einmal war der Boden nicht von Schlamm überschwemmt. Jeder Händler, Züchter und Schlachter in der Grafschaft hatte sich eingefunden, um ein Schnäppchen zu machen, denn durch einen späten Frühling und einen nassen Sommer war gutes Weideland knapp geworden, und viele Pachtfarmer, die es sich nicht leisten konnten, ihre Tiere über den Winter zu bringen, waren gezwungen, sie zu verkaufen, bevor sie verhungerten.
Die Hawkshill-Ochsen waren bereits groß und kräftig. Tom und Henry hatten ihre
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