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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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verbeulte alte Stutzuhr träge vor sich hin.
    »Ins Bett mit dir, Mädchen!«, sagte Henry. »Es ist fast elf, und wir müssen morgen früh raus.«
    »Ich brauche nicht viel Schlaf.« Betsy kippelte ein wenig auf dem knarrenden Stuhl. »Sie warten noch auf Tom, habe ich recht?«
    Henry schwieg kurz. »Und wenn es so wäre?«
    »Ist heute Abend eine besondere Logen-Versammlung?«
    »Der Junggesellen-Club, glaube ich.«
    Betsy hatte von den Mädchen auf Rankines Farm gehört, was im Junggesellen-Club vor sich ging, und es war weniger beleidigend für weibliche Empfindlichkeiten als das, was im Hinterzimmer von Souter Gordon’s passierte, und weitaus weniger geheimnisvoll als die Initiationsriten der Freimaurer.
    »Steht Ihnen der Sinn nicht danach, sich ihm anzuschließen, Mr. Brodie?«, fragte sie.
    »Ich bin nicht Mr. Brodie. Mr. Brodie ist mein Vater. Ich bin Henry, schlicht und ergreifend«, sagte er. »Aber um deine Frage zu beantworten, Betsy: Nein, mir steht der Sinn nicht danach, die Mitgliedschaft in dieser Gesellschaft anzustreben. Das sind Toms Kumpel, nicht meine.«
    »Aber Sie sind doch Junggeselle, oder?«
    »Natürlich bin ich das«, antwortete Henry. »Denkst du etwa, ich habe dort oben eine Ehefrau versteckt? Sieh dich doch um, Betsy! Was für ein Mädchen würde mich denn nehmen, wenn alles, was ich zu bieten habe, ein Leben in Knechtschaft und ein Misthaufen an Schulden ist?«
    »Sie meinen, keine richtige junge Dame. Alle Männer sind doch gleich, wenn es darum geht, eine Ehefrau zu wählen. Pflugburschen werfen ein Auge auf Hausmädchen, Farmer auf Töchter von Grundbesitzern. Das ist der Lauf der Welt.«
    »Und worauf werfen Milchmädchen ein Auge?«, fragte Henry.
    »Auf alles, was sie in die Finger kriegen können«, lachte Betsy.
    »Kommt Liebe dabei nicht ins Spiel?«
    »Liebe?«, sagte Betsy. »Liebe ist, was man draus macht, Mr. Brodie.«
    »Henry.«
    »Nun gut, Henry«, erwiderte Betsy. »Liebe ist nur ein weiteres Arrangement.«
    »Hast du denn nicht die Absicht zu heiraten?«
    »Aye, ich würde im Handumdrehen heiraten«, sagte Betsy. »Aber wer würde so eine wie mich schon nehmen? Nein, nein. Die hübschen Mädchen werden hofiert, und der Rest von uns wird einfach ...« Sie zuckte die Schultern.
    »Betsy, wie alt bist du?«
    »Neunzehn nach Neujahr.«
    »Hattest du nie einen Kavalier?«
    »Einen Kavalier?«
    »Einen Verehrer?«, sagte Henry. »Einen Liebhaber?«
    Sie dachte an Johnny Rankine, der seinen dicken Bauch gegen ihren geklatscht hatte, bevor er seine Hose wieder hochgezogen hatte und davongestapft war, um mit seiner Frau zu Abend zu essen. »Nein, ich hatte noch nie einen Liebhaber.«
    »Hat dir denn nie jemand gefallen?«
    »Connor«, beeilte sie sich zu antworten. »Mein Vetter, Connor McCaskie.«
    »Würde er nicht einen guten Ehemann abgeben?«
    »Connor – einen Ehemann?«, sagte Betsy. »Gott, nein! Er ist Ire.«
    Tom achtete darauf, nie so viel zu trinken, dass er sich nicht mehr am Sattel seiner getreuen alten Stute festhalten konnte, während sie von selbst den Weg nach Hause fand. Er führte das Tier in den Stall und sattelte es ab. Rasch füllte er noch ihre Schütte mit Heu und ihren Eimer mit Wasser und erhaschte dann durch den Spalt in der Gipswand einen Blick auf seinen Bruder und Betsy, die Knie an Knie in der Küche saßen. Seine Ankunft hatte ihre Unterhaltung unterbrochen und, wie Tom mit einem leisen Lachen dachte, bei Henry vermutlich jede Hoffnung zerstört, er könnte sich vielleicht einen Kuss oder noch mehr von Rankines gut aussehender Magd stehlen.
    Noch immer kichernd, legte er eine Wange an das Gesäß der Stute und betrachtete das Mädchen, das im Schoß seiner Familie gelandet war. Zu dieser späten Stunde erschien sie ihm fast so begehrenswert wie Rose Hewitt oder, um genau zu sein, jedes andere hübsche Mädchen, in das er sich je verliebt hatte.
    »Heda!«, rief er laut. »Heda!«
    Er taumelte aus dem Stall, knöpfte sich dabei die Hose auf und erleichterte sich an der Wand. Als dieses Bedürfnis befriedigt war, torkelte er zur Cottagetür und ließ sich theatralisch in Betsys Arme fallen, während Henry ängstlich auf und ab tänzelte und Tom zuzischelte, er solle keinen Krach schlagen, um nicht den Vater zu wecken und eine hässliche Szene heraufzubeschwören.
    Tom klammerte sich an die dralle Miss McBride, den Kopf an ihren Busen gelegt, umfasste mit den Händen ihr Gesäß und ließ sich von ihr tiefer ins Zimmer lotsen. »Oh, jetzt

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