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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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Frye.«
    »Er geht nächsten Monat nach Edinburgh, um Rechtswissenschaften zu studieren.«
    »Dann Mr. Ogilvy?«
    »Ogilvy zeigt mir die kalte Schulter«, antwortete Tom. »Ich bin nicht geneigt, die Flammen einer Freundschaft zu schüren, die nicht durch meine Schuld erloschen sind.«
    »Nicht durch deine Schuld?«, sagte Janet. »Durch wessen Schuld denn dann?«
    »Wenn du nicht gleich dein freches Mund ...«, drohte Tom, doch dann besann er sich eines Besseren. »Mich hält hier nichts und niemand mehr.«
    Henry, der allmählich die Geduld verlor, fuhr ihn an: »Das ist ja lächerlich! Du hast doch nicht wirklich vor, nach Jamaika zu segeln und uns hier ohne Arbeitskräfte sitzen zu lassen, wenn die Ernte ins Haus steht.«
    »Heuere Tagelöhner an«, sagte Tom. »Ich bin leicht zu ersetzen.«
    »Was ist mit Conn?«, erkundigte sich Janet. »Er wird bei der Ernte helfen.«
    »Im Augenblick, Mädchen, im Augenblick«, stimmte Conn vorsichtig zu. »Aber viel länger werde ich auch nicht mehr bleiben. Ich bin euch lange genug zur Last gefallen.«
    »Würdest du dich einfach davonmachen und mich hier sitzen lassen, Conn?«, fragte Janet.
    »Irland ist nur übers Wasser. Ich werde nicht weit weg sein.«
    »Doch, das wirst du«, sagte Janet unter Tränen. »Das wirst du. Niemand will mich, nicht einmal du.« Und dann stürzte sie ins Hinterzimmer und knallte die Tür zu.
    Einen Augenblick lang sprach niemand ein Wort, dann erhob sich Agnes von ihrem Platz am Feuer und ging zum Alkoven, kniete sich hin und zerrte die Kasse unter dem Bett hervor. Sie trug sie mit beiden Händen an den Tisch und stellte sie ab. Dann zog sie sich einen Stuhl heran, krempelte die Ärmel hoch, setzte sich und öffnete die Kasse.
    »Was tust du denn da, Mutter?«, erkundigte sich Henry.
    »Ich suche nach einer Antwort«, sagte Agnes.
    »Das ist eine Kasse, Mammy«, knurrte Tom, »keine Kristallkugel.«
    Sie schüttete die Münzen auf den Tisch und verteilte sie mit den Händen. Mit geschickten Fingern suchte sie Kronen, Guineen und Schillinge heraus, und während alle um den Tisch versammelt saßen und ihr zusahen, bildete sie aus dem Inhalt der Kasse rasch drei ordentliche Haufen.
    »So«, sagte sie, »hier ist eine Antwort, eine Antwort für jeden von euch.«
    »Ist das ein Trick, Mutter?«, wollte Henry wissen.
    »Wirst du es vor unseren Augen verschwinden lassen?«, fragte Tom.
    »Genau das habe ich vor«, sagte Agnes. »Euer Daddy hätte unseren unerwarteten Geldsegen ›die Wurzel allen Übels‹ genannt. Für ihn gab es keinen Gewinn, der nicht mit Leiden verbunden war. Ich habe euch nie davon erzählt, aber er hatte durchaus Gelegenheiten, aye, mehr, als ihr euch vielleicht vorstellen könnt, doch Stolz bedeutete ihm mehr als Fortschritt. Ein braver, gottesfürchtiger Mann, das dachten die Leute von ihm. Er war nichts dergleichen. Euer Vater hatte keinen Willen zu Veränderungen. Wenn ihm eine Veränderung aufgezwungen wurde«, sie warf einen Blick auf Tom, »dann war es für ihn immer eine Veränderung zum Schlechteren. Das musste es sein – um seine Ängste zu rechtfertigen.«
    »Ängste?«, rief Tom. »Mein Daddy war der tapferste ...«
    »Dein Daddy war ein Feigling«, fiel Agnes ihm ins Wort. »Er hat sich sein Leben lang hinter Voreingenommenheit und Ungerechtigkeit versteckt und sich eingeredet, er sei etwas Besseres, und seine Schicksalsergebenheit mache ihn erhaben. Nun, er hatte nichts Erhabenes an sich, wie ich zu meinem Bedauern sagen muss. Wenn er nicht gestorben wäre – aye, und gestorben ist er tapfer, das gebe ich zu –, dann wären wir dazu verurteilt, es ihm gleichzutun und für seine Prinzipien zu leiden.« Sie schlug leicht auf den Tisch. »Nun, hier ist Geld, bares Geld, hier sind Gewinne, so unrechtmäßig erlangt, dass wir deswegen vor Gericht enden könnten und euer Vater sich im Grab umdrehen würde. Aber hier ist auch eine Chance, eine Veränderung, eine Gelegenheit, das Blatt, das uns das Schicksal durch Mr. McCaskie zugeteilt hat. Ist es genug, um zu beweisen, was in euch steckt, und um ein Licht, wie eine Kerze am Mittag, auf das zu werfen, was ihr wirklich vom Leben wollt?«
    »Freiheit«, platzte Betsy heraus, bevor sie sich bremsen konnte.
    »Freiheit, genau das ist es.« Agnes sah zu der Weberstochter hoch und lächelte. »Freiheit – im Rahmen der Vernunft –, um eure Zukunft zu wählen. Ist euch dabei unwohl zumute?«
    »Mir nicht, Mammy«, sagte Henry. »Ich weiß, was ich will.«
    »Schönes

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