Wiedersehen in den Highlands - Roman
mir leid. Ich hatte nicht die Absicht, dir deinen Platz als Vorsitzender streitig zu machen. Jetzt, da du hier bist, werde ich natürlich das Feld räumen, aber mit deiner Erlaubnis würde ich zuvor gern etwas bekannt geben.«
»Etwas bekannt geben?«
»Ich trete als Sekretär zurück, Tom.«
»Wirklich? Warum?«
»Ich werde bald nach Edinburgh gehen, um meinem Bruder zu folgen und mein Studium der Rechtswissenschaften aufzunehmen«, sagte Peter. »Mit einem Wort, ich verlasse Hayes.«
»Verstehe«, murmelte Tom. »Du verlässt mich also auch, ja?«
»Tom, ich muss an meine Karriere denken – ich habe familiäre Erwartungen zu erfüllen bezüglich meiner Lebensführung.«
»Gib deine Erklärung ab«, brummte Tom, »und dann scher dich zum Teufel!« Er stand am Kopfende des Tisches, hielt Peter mit der flachen Hand zurück und wollte eben ankündigen, dass der Sekretär vor der Eröffnung der Versammlung ein paar Worte zu sagen habe. Er hatte jedoch kaum den Mund geöffnet, als die Witzbolde von Drennan wieder zum Angriff übergingen.
»Zeigen Sie Ihr Gesicht, Herr Vorsitzender!«
»Aye, leg den Schal ab, Tom! Zeig uns, was sie mit dir gemacht hat!«
Tom war nicht auf den Gedanken gekommen, Rose Hewitt könnte so gnadenlos sein, ihre Version der Affäre an die große Glocke zu hängen. Er hatte sich darauf gefasst gemacht, zu lügen und zu vertuschen, Frotzeleien zu ertragen, sich über sein eigenes Pech lustig zu machen und triumphierend seine Narben zu zeigen, als wollte er andeuten, er hätte Rose Hewitt wie versprochen genommen und sie gemäht, bevor sie sich im Überschwang der Ekstase aufgebäumt und ihm einen Nasenstüber verpasst hätte. Jetzt begriff Tom binnen Sekunden, dass selbst noch so viele schlüpfrige Details seine Junggesellen-Brüder nicht davon überzeugen würden, dass er die Wahrheit sagte.
»Mit der Erlaubnis des Vorsitzenden, ich ... ich habe eine Bekanntgabe zu machen.« Peter trat vor, um seinen Freund aus der peinlichen Lage zu erretten.
»Halt den Mund, Frye, und lass den Mann sprechen!«
»Aye, lass uns deine Ausrede dafür hören, Brodie, wieso du dich von einem Mädchen hast verprügeln lassen!«
»Zeig uns deinen Riecher, Tom!«
Langsam wickelte Tom den Schal von Kiefer und Wangen, ließ ihn auf den Tisch sinken und riss dann das letzte Ende mit einer schwungvollen Bewegung herunter, um seine misshandelten Züge und seine bläulich schwarz geprügelte, zerdrückte Nase zu zeigen, und schrie: »Bitte sehr!«
Das schallende Gelächter war ebenso gnadenlos wie Rose Hewitts Verrat. Ein seltsames Summen dröhnte in seinen Ohren. Wenn Peter nicht hinter ihm gestanden hätte, dann wäre er vielleicht davongetaumelt und nach unten geflohen.
Fragen prasselten von allen Seiten auf ihn ein.
» Sie war das? Hewitts Tochter?«
»Nein, nein, nicht sie – ihr Liebhaber!«
»Ich dachte, Tom wäre ihr Liebhaber. Wer ist denn dann ihr Liebhaber?«
»Fergussons Bursche.«
»Lucas Fergusson? Der war das?«
Jetzt war es heraus, alles, die schmutzige Wahrheit, die ganze abscheuliche Wahrheit, bezeugt, bestätigt und unanfechtbar.
»Aye«, krähte der Witzbold aus Drennan. »Mein alter Opa hat es gesehen. Er war drinnen bei Caddy Crawford’s , als es passiert ist.«
»Lucas Fergusson? Lucas Fergusson hat Tom die Nase gebrochen?«
»Hat ihn in flagranti ertappt, ja?«
»So weit ist er gar nicht gekommen, habe ich recht, Tom? Oder etwa doch?«
Er sah über den Tisch auf die fröhlichen jungen Schlingel, die er überhaupt erst zusammengebracht und drei glückliche Jahre lang angeführt hatte, und wusste, dass er sie nicht länger anführen würde. Egal, was er sagen würde, egal, welche Liebesabenteuer er künftig für sich verbuchen würde können, er würde nie wieder ihr Senator sein, ihr Held.
»Nein«, antwortete er nobel. »Nein, ich habe Miss Hewitt nicht das Nachthemd abgestreift, nicht einmal die Handschuhe. Ich habe beschlossen, den Pfad der Tugend einzuschlagen und mir meine moralische Integrität für meine künftige Braut zu bewahren.«
»Lügner, Lügner! Sie wird dich nicht heiraten, Tom Brodie.«
»Sie wird Fergusson heiraten.«
»Was?«, brüllte Tom. »Wann denn?«
»Das Aufgebot wurde am letzten Sonntag in der Kirche von Drennan verkündet.«
»In vier Wochen wird sie neben Lucas Fergusson vor dem Altar stehen.«
»In vier Wochen wird sie nicht mehr die Jungfrau aus der Thimble Row sein.«
Das Gelächter dröhnte in Toms Ohren und schmerzte ihn in den
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