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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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Gesichtsknochen. Seine Augen begannen zu tränen, und eine dünne Schleimspur sickerte aus seinen Nasenlöchern. Er wischte sie sich mit einem Ärmel von der Oberlippe. Und bevor er zusammenbrach, setzte er seinen Hut auf, schlang sich den Schal um den Hals und verbeugte sich, verbeugte sich tief und lange. Dann drängte er sich mit dem letzten Rest seines Stolzes an Peter vorbei und überließ seine Junggesellen-Brüder ihrem Spott. In dem vollen Bewusstsein, dass er nie wieder mit ihresgleichen zusammenkommen würde, stürmte er die Treppe hinunter und ins Freie.

24
    »Jamaika?«, sagte Conn. »Nein, Tom, auf den Westindischen Inseln bin ich nie gewesen.«
    »Wie kommst du denn auf die Frage?«, wollte Henry wissen.
    »Ein Bursche, den ich vor ein paar Monaten bei einem Freimaurer-Treffen kennengelernt habe, hat mich auf die Idee gebracht. Sein Leben ist so aus dem Ruder gelaufen, dass er eine Schiffspassage nach Kingston sucht, um dort noch einmal neu anzufangen.«
    »Als was?«, fragte Betsy.
    »Buchhalter auf einer Zuckerplantage«, antwortete Tom. »Auf den Westindischen Inseln gibt es mehr als genug Anstellungen für gebildete Männer.«
    »Du bist kein Buchhalter«, wandte Henry ein. »Du bist durch und durch ein Farmer.«
    »Ich kann so gut lesen, schreiben und rechnen wie jeder andere auch«, widersprach Tom. »Was hält mich noch hier? Hawkshill ist nicht groß genug, um uns alle zu ernähren.«
    »Warum suchst du dir nicht eine eigene Farm?«
    »Ohne Ehefrau?«, fragte Tom. »Das hat doch keinen Sinn.«
    »Das heißt, in Ermangelung einer Ehefrau hast du es dir in den Kopf gesetzt, dein Glück auf den Westindischen Inseln zu versuchen?«, hakte Conn nach. »Wohl kaum ein triftiger Grund, wenn du meine Meinung hören willst.«
    »Dieses Mädchen, Rose Hewitt, hat Tom mehr als nur die Nase gebrochen, als sie ihn abgewiesen hat«, warf Janet ein. »Sie heiratet stattdessen Lucas Fergusson.«
    Walter Fergusson und Neville Hewitt hatten ihre Mittel zusammengelegt und planten eine große Hochzeitsfeier, eine Neuigkeit, die sich rasch bis nach Hayes herumgesprochen hatte. Es hieß, Mr. Arbuthnot sei einbestellt worden, um ein geselliges Fest in Fergussons größter Scheune auszurichten, die bereits geräumt und mit einem Fußboden ausgelegt worden war. Jeder Händler und Viehtreiber, mit dem Fergusson je Geschäfte gemacht hatte, würde eingeladen sein, und ein Dutzend handverlesene Milchmädchen – Nancy Ames war nicht darunter – würden Rose’ Brautjungfern sein und einen Bogen aus Immergrün binden, unter dem das Paar nach dem Gottesdienst hindurchschreiten würde.
    Jedes Mal, wenn Janet mit neuem Klatsch und Tratsch aus Hayes zurückkam, stürmte Tom schmollend davon, um allein über die Felder zu stapfen. Abends, zu Hause, war er seinem Bruder gegenüber wortkarg und voller Verachtung für Janets spöttisches Mundwerk. Höflich war er nur zu seiner Mutter und noch höflicher zu Betsy. Er unternahm jedoch keinen weiteren Versuch, sie nach Einbruch der Dunkelheit in die Scheune zu locken, und zollte ihr ein Maß an Respekt, das in Betsys Augen nicht als Zuneigung gelten konnte und so weit unten angesiedelt war, dass sie nicht zu sagen vermochte, ob sie ernsthaft umworben wurde.
    Sie war verblüfft, als Tom ihnen eröffnete, er würde Schottland vielleicht verlassen. Er hatte sogar schon einen Agenten in Greenock angeschrieben, der von Plantagenbesitzern engagiert worden war, um geeignete »ehrliche, fleißige junge Männer« zu finden, die bereit waren, nach Jamaika zu kommen, jetzt, da der Krieg mit Amerika beendet und die Handelsbedingungen geregelt waren.
    »Was wird dich die Passage kosten?«, fragte Agnes.
    »Nicht einen Penny«, antwortete Tom. »Mein Arbeitgeber kommt für sie auf.«
    »Für wie lange ist die Anstellung?«, erkundigte sich Conn.
    »Fünf Jahre.«
    »Und dann«, sagte Janet, »wirst du mit prall gefüllten Taschen nach Hayes zurückkommen, um vor Rose Hewitt damit zu prahlen und ihr zu zeigen, was ihr entgangen ist, indem sie Lucas dir vorgezogen hat, was?«
    »Ich werde vielleicht gar nicht zurückkommen«, erwiderte Tom.
    »Aye«, bemerkte Conn leise, »du könntest dort drüben am Sumpffieber sterben.«
    »Steht dein Entschluss zu diesem Abenteuer schon fest, mein Sohn?«, fragte Agnes.
    »Nein, aber ich ziehe es ernsthaft in Erwägung.«
    »Was ist mit deinen Freunden?«, wollte Henry wissen.
    »Ich habe keine Freunde.«
    »Unsinn!«, sagte Henry. »Da ist erstens einmal

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