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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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mich nicht falsch«, fuhr er mit belegter Stimme fort, »ich begehre dich seit dem Augenblick, da sich unsere Lippen in jener Nacht im Regen berührt haben, aber ich will dich als meine Frau, nicht als meine Geliebte. Dafür bist du zu gut.«
    »Hast du Angst vor meinem Vater?«
    »Nein, nicht vor deinem Vater, Rose, ich habe Angst vor dir.«
    »Vor mir? Aber warum denn?«
    »Weil ich weiß, dass du mir das Herz brechen wirst«, sagte Tom, und dann nahm er sie zu ihrer Verblüffung bei der Hand und führte sie zurück in den Saal.
    Auch wenn Janet noch nie in der Tanzschule gewesen war, hatte sie doch Gerede im Dorf gehört, es sei ein hervorragender Ort, um sich einen Mann zu angeln. Sie konnte nicht verstehen, warum sie nicht eingeladen worden war, Henry nach Drennan zu begleiten, und warum er statt ihrer Rankines Schlampe mitgenommen hatte. Es gab vieles, was Janet nicht verstand oder lieber nicht verstehen wollte. Sie besaß ein angeborenes Talent dafür, Ursache und Wirkung voneinander zu trennen und alles zu ignorieren, was nicht zu einem Innenleben beitrug, das hauptsächlich aus Kummer und Tagträumereien bestand.
    Heute Abend beispielsweise hegte sie die irrationale Vorstellung, ihr Vater würde vielleicht rechtzeitig genug dahinscheiden, dass sie die Röcke raffen, ihr Schultertuch überwerfen und die Straße nach Drennan hinuntereilen könnte, um bei den letzten ein oder zwei Reels noch mitzutanzen. Aber als sie jetzt auf ihren Daddy hinuntersah, der ausgestreckt im Bett lag, da wusste sie, dass er an diesem Abend nicht sterben würde, und sie war geneigt zu glauben, dass er überhaupt nicht sterben würde.
    Sie zog sich schmollend in ihr Zimmer zurück, streifte die Kleider ab, trat auf ein Kissen ein, bis es die richtige Form hatte, und schlug mit einer Faust auf die strohgefüllte Matratze. Dann warf sie sich aufs Bett und zog sich die Decken über den Kopf.
    »Agnes«, flüsterte Matthew Brodie, »hat Janet uns verlassen?«
    »Aye, Liebster. Sie ist zu Bett gegangen.«
    »Sind wir allein hier?«
    »Aye, Matthew, das sind wir.«
    »Komm näher. Ich kann dich kaum sehen.«
    Agnes Brodie war zu klein, um neben dem Bett zu knien, und vor Angst, ihrem Mann in seinem gebrechlichen Zustand wehzutun, wollte sie sich nicht neben ihn legen. Die letzten vierzehn Tage hatte sie auf einem Stuhl neben der Feuerstelle geschlafen. Henry hatte ihr sein Bett angeboten, und Tom hatte gesagt, er würde ihr ein kleines Nest aus Sackleinen und Stroh bauen, doch es genügte ihr, auf dem Stuhl zu dösen oder sich, wenn Matthews Husten nachließ, sanft ans Bettende zu legen und zu seinen Füßen auszustrecken wie eine Katze.
    Agnes trug einen Stuhl an sein Bett, kniete sich auf die Sitzfläche und stützte das Kinn in die Hände. Sieh dich jetzt an, Matthew Brodie, dachte sie, sieh, wie deine Knochen unter der Haut hervortreten, deine Augen aus dem Kopf starren und dein Mund eingefallen ist wie ein Stiefelabdruck im Sand! Du warst einmal eine gute Partie, mein Lieber, aber nur eine Närrin würde dich jetzt noch nehmen. Und als er die Augen aufschlug, küsste sie ihn einmal auf die Wange und einmal auf die Stirn.
    Er sprach so leise, dass sie sich vorbeugen musste, um ihn zu verstehen. »Welchen Tag haben wir heute?«
    »Dienstag«, antwortete Agnes.
    »Ist es draußen dunkel?«
    »Das ist es.«
    »Drei Tage noch«, sagte er, »bis zum Monatsende. Müssen wir es bald tun?«
    »Was, Liebster?«
    »Mich zu meinem Erlöser bringen.«
    »Oh, Matthew, Matthew!«, entfuhr es ihr. »Jesus wird dich zu sich rufen, wenn Er so weit ist.«
    »Ich kann nicht mehr warten, bis Er so weit ist«, erwiderte ihr Mann. »Ich würde es ja selbst tun, wenn ich die Kraft dazu hätte. Wie viel von der Arznei des Doktors ist noch da?«
    »Nur noch ein Tropfen oder zwei. Wir werden morgen mehr kaufen.«
    »Nein«, widersprach er. »Nicht mehr. Jetzt sind wir allein, nur wir beide, nimm das Kissen und drück es mir aufs Gesicht.«
    »Hör auf«, sagte die Frau. »Ich will nichts mehr davon hören.«
    Mit einem plötzlichen, erschreckenden Kraftschub richtete sich der alte Mann auf. Er packte sie am Nacken. »Wo ist Tom?«
    »Nach Drennan geritten.«
    »Tanzen?«
    »Aye.«
    »Henry?«
    »Ist losgeritten, ihn zu holen.«
    »Hawkshill ist ein kärgliches Stück Land, aber es ist alles, was ich habe, und es muss Tom als Anker dienen. Wie schön wäre es doch, wenn er dieses kräftige Mädchen heiraten würde, das Rankine uns geschickt hat. Sie ist eine

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