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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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gute Arbeiterin, sagst du, und sie kann es mit ihm aufnehmen?«
    »Es scheint so, aye.«
    »Dann gibt es doch Hoffnung für ihn, nehme ich an.« Er lockerte den Griff. »Tu es jetzt, Agnes! Nimm das Kissen und drück es mir aufs Gesicht! Meine Schulden werden mich ins Grab begleiten, und dann könnt ihr ohne Hewitts Gezeter um mich weinen.«
    Agnes wich von seinem Bett zurück und stolperte in ihrer Hast über den Stuhl. Sie schnellte herum und warf einen Blick zur Zimmertür ihrer Tochter. Schon befürchtete sie, Janet könnte herausstürzen und Matthew seiner Tochter befehlen, ihm den Wunsch zu erfüllen, den sie, seine Ehefrau, ihm nicht erfüllen konnte, nicht um Hawkshill zu retten, nicht um den habgierigen Grundbesitzer zu ärgern, ja nicht einmal aus Liebe.
    »Agnes«, beschwor ihr Mann sie. »Agnes, bitte!«
    Sie nahm den Stuhl und stellte ihn neben den Tisch, möglichst weit entfernt von dem Vorhang, dem Kissen und dem sterbenden Mann. Und weil sie es nicht länger ertragen konnte, mit ihm allein zu sein, riss sie schließlich die Tür auf und rannte in den Hof hinaus, um dort zu warten, bis ihre Jungen nach Hause kamen.
    Als Eunice Prole schließlich in den Saal zurückkam, war sie so erleichtert, Rose offenbar unversehrt anzutreffen, dass es ihr egal gewesen wäre, wenn das Mädchen mit dem Teufel getanzt hätte.
    Die Tanzfläche war überfüllt, die Bänke waren leer. Lucas Fergusson war in den Fängen von Nancy Ames gelandet, einem kecken jungen Ding aus dem Kuhstall seines Vaters. Er folgte unbeholfen der Führung des Mädchens, während er zu verhindern versuchte, dass seine neuen Schuhe Schaden nahmen. Tom Brodie, sein Bruder Henry, Peter Frye, die Weberstochter und der alte Mr. Ogilvy waren alle auf der Tanzfläche und wirbelten in einem einzigen großen Tumult durcheinander, von dem Mrs. Prole ganz schwindelig wurde.
    Atemlos, mit gerötetem Gesicht und gründlich demoralisiert, ließ sie sich auf die Bank sinken. Sie hatte nicht mehr genügend Groll in sich, um eine Szene zu machen, und als Mr. Arbuthnot sie aufforderte, ihn zum Reel of Tulloch zu begleiten, war sie zu schwach, um noch Widerstand zu leisten. Bald sah sie sich Tom Brodie gegenüber, der grinsend ihren Arm nahm und sie in die Luft hochwarf wie auf Sprungfedern, bis sie sich voneinander lösten, um neuen Partnern gegenüberzustehen. Eunice Prole hatte vor vielen Jahren tanzen gelernt, bevor sie alt genug gewesen war, um zu begreifen, was für eine Sünde es war, und zu ihrer Verwunderung stellte sie fest, dass ihre Füße nicht vergessen hatten, wie sie die Schritte ausführen mussten.
    Eunice stürzte sich in einen Reel nach dem anderen, ohne Bedacht auf die Folgen für ihre Beine oder ihre Seele, und die Stunden vergingen wie im Flug, bis es schließlich auf Mitternacht zuging und die Fiedler mit ihren Bögen einen letzten schwungvollen Akkord anstimmten und der Tanzunterricht unter großem Jammern und Seufzen für beendet erklärt wurde und die jungen Männer und Mädchen ihre Stiefel und Schultertücher zusammenrafften und auf die Straße strömten.
    »Madame«, bemerkte Tom Brodie, »ich glaube, ich habe hier Ihre junge Dame.«
    Rose klammerte sich an seinen Arm. Ihre Augen glänzten, ihr Gesicht war feucht von Schweiß.
    Eunice Prole sah von ihren luftigen Höhen hinunter auf das Kind, dessen Gehässigkeit ihre Geduld so viele Jahre auf die Probe gestellt hatte, und mit etwas, das vielleicht oder vielleicht auch nicht ein Wimmern war, kapitulierte sie vor der Erinnerung, wie es war, jung zu sein.
    »Danke«, sagte sie. »Danke, Sir.« Und als sie spürte, wie sie in Gefühlsduselei abzudriften drohte, wandte sie sich auf dem Absatz um und rief nach Lucas Fergusson, damit er die ersehnte Ponykutsche holte und zum Eingang brachte.
    Betsy war davon ausgegangen, dass Henry versuchen würde, Tom von Rose Hewitt zu trennen, und dass die Brüder in Streit geraten und vielleicht sogar handgreiflich werden würden. Doch bald nachdem Tom mit dem Hewitt-Mädchen am Arm wiederaufgetaucht war, war Henrys Stimmung umgeschlagen, und er hatte die Herausforderung aufgegeben, Rose Hewitts Keuschheit und den letzten Rest Ehre der Brodies zu schützen.
    Er hatte Betsy auf die Tanzfläche geführt und sie mit mehr Begeisterung als Können durch mehrere Reels und zwei Strathspeys geführt, in deren Verlauf sie auch mit Tom getanzt hatte. Sie hatte sich völlig verausgabt, hatte gejauchzt und gejohlt und die Hüften kreisen lassen, obwohl sie gewusst

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