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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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hatte, dass Tom mit seinen Gedanken und Augen woanders war und sie für ihn nicht mehr als ein Arm und eine Hand war und jedes pummelige Mädchen von jeder heruntergekommenen Farm hätte sein können.
    Jetzt standen sie neben den Pferdegeländern und schauten zu, wie der Fergusson-Junge die Ponykutsche durch das sich lichtende Gedränge lenkte. Betsy sah, wie Rose Hewitt winkte, ihr Gesicht blass im Mondlicht, wie Tom den Arm zu einem erhabenen Gruß hob und so laut, dass es alle hören konnten, rief: » Au revoir, au revoir! Er blieb selbst dann noch reglos stehen, als Peter Frye ihm auf die Schulter klopfte und gemeinsam mit Mr. Ogilvy losging, um die Pferde zu finden.
    Schließlich blähte Tom die Wangen, stieß leise seufzend einen Pfiff aus, sah sich um und fragte fröhlich: »Betsy, wirst du mit mir nach Hause reiten?«
    »Nichts da«, widersprach Henry. »Sie wird mit mir reiten.«
    Und ein paar Minuten später waren sie unterwegs auf der Straße nach Hayes. Tom folgte ihnen auf seiner Stute, und Betsy klammerte sich an Henrys Taille, während der Schweiß unter ihren Röcken trocknete und die Nachtluft ihre Wangen kühlte.
    Eine Wolke schob sich vor den Mond und warf seltsame Schatten auf das Kopfsteinpflaster. Betsy konnte die Erde von den Feldern in der Dunkelheit riechen und das Gelächter der Arbeiter und Mädchen hinter sich hören, die nach Hause schlenderten oder, so dachte sie wehmütig, im Schatten Schutz fanden, um sich zu küssen und zu liebkosen. Sie verlagerte die Haltung, umklammerte Henrys schmale Hüften mit ihren Schenkeln und legte den Kopf an seine Schulter. Betsy war nicht ganz wach und nicht ganz eingeschlafen, als sie durch Hayes kamen, nicht ganz eingeschlafen und nicht ganz wach, als das Pferd auf den steilen Feldweg einbog. Bald, dachte sie, bald werde ich gemütlich im Bett liegen.
    Dann hörte sie Henry rufen: »Mammy, was ist los?« Und sie spürte einen plötzlichen Luftzug neben sich, als Tom auf der Stute vorbeigaloppierte.
    »Was denn?«, sagte Rose. »Sind Sie gekommen, um mich auszupeitschen?«
    »Nein«, erwiderte Eunice Prole. »Ich möchte mit dir reden.«
    »Schläft Vater?«
    »Wie ein Stein.« Die Frau stellte den Kerzenhalter auf dem Nachttisch ab. Rose, die bereits entkleidet war, bedeckte ihre Brüste mit den Händen, als hätte sie etwas zu verbergen.
    »Ich hoffe, Sie werden mir keine Vorträge halten«, sagte sie. »Ich bin sehr müde.«
    »Das habe ich nicht vor«, antwortete Mrs. Prole in einem erstickten Ton. »Ich bin hier, um dir zu helfen.« Sie schob Rose aufs Bett und drückte ihre Hand. »Wenn du Kleider hast, die gewaschen werden müssen, dann gib sie mir jetzt. Er wird nichts davon erfahren. Ob zum Guten oder zum Schlechten, wir stecken hier gemeinsam drin.«
    »Worin? Ich verstehe nicht.«
    »Ist Blut auf deinen Kleidern?«
    »Blut? Nein, nein.«
    »Neville ... dein Vater darf nichts erfahren von irgendwelchen ... irgendwelchen Veränderungen an dir«, sagte Eunice Prole in einem heiseren Flüsterton. »Er darf nicht herausfinden, dass Brodie heute Abend dort war – oder dass du mit ihm fortgegangen bist. Was immer Tom Brodie dir angetan hat ...«
    »Er hat mir nichts angetan, nicht ein bisschen.«
    »Du bist eine aalglatte Lügnerin, Rose Hewitt«, zischte Eunice Prole, »aber ich muss jetzt die Wahrheit von dir hören, die ganze Wahrheit, so schmutzig sie auch ist.«
    »Wenn ich mich nicht irre, meine liebe Mrs. Prole, dann sind Sie nicht besorgt darum, was Tom Brodie mir ›angetan‹ haben könnte; Sie sind nur besorgt, dass man Sie dafür verantwortlich machen und mein Vater Ihnen den Laufpass geben könnte.«
    »Aye, ich befürchte, das könnte er«, räumte Eunice Prole ein. »Er schätzt dich über alles, er stellt dich selbst über meine ... meine Dienste. Wenn du nicht mehr rein bist, dann musst du es mir sagen. Du wirst eine Frau an deiner Seite brauchen, wenn deine Zeit kommt.«
    »Meine Zeit, was denn für eine Zeit?«
    »Wenn deine Blutung aufhört.«
    »Oh!« Rose erhob sich. »Sie glauben, Tom Brodie hat mich genommen? Das hat er nicht. Er hat es nicht einmal versucht. Um genau zu sein – wenn wir schon aufrichtig zueinander sind –, kann ich Ihnen sagen, dass er sich geweigert hat, mich zu nehmen. Zu meinem Leidwesen scheint Tom Brodie ein größerer Gentleman zu sein, als wir alle von ihm gedacht haben.«
    »Gott behüte uns!«, rief Eunice Prole aus. »Er liebt dich.«
    Rose nickte selbstgefällig. »Das tut er. Und ich liebe

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