Wiedersehen in den Highlands - Roman
ihn.«
»Aaaah«, stöhnte Mrs. Prole, während sie hin und her wippte. »Aaaah, das ist schlimm, so schlimm, schlimmer, als ich vermutet hatte. Kein Wort jetzt, kein Wort zu deinem Vater.«
»Ich werde schweigen wie ein Grab«, versprach Rose, »aber was, wenn Lucas Fergusson es seinem Vater erzählt und der es Papa zuträgt?«
»Lucas Fergusson ist der Mann, den du heiraten sollst.«
»Dessen bin ich mir durchaus bewusst«, sagte Rose. »Andererseits, je länger sich die Brautwerbung des jungen Mr. Fergusson hinzieht, desto mehr Zeit werde ich haben, um einen Plan zu entwickeln, wie ich Mr. Tom Brodie heiraten kann.«
Eunice Prole schniefte. »Nun, wenn du so erpicht darauf bist, dein Leben an diesen nichtsnutzigen Farmer wegzuwerfen, dann werde ich dich nicht davon abhalten. In der Zwischenzeit ...«
»Ich weiß«, seufzte Rose, »kein Wort an meinen lieben Papa.«
8
Das lange Feld war endlich fertig gepflügt. Mit Betsys Hilfe begann Tom, den Graben am unteren Ende des Abhangs zu säubern. Es war eine schweißtreibende, schmutzige Arbeit, und da beide nicht viel Schlaf bekommen hatten, waren weder Tom noch die Weberstochter zu einer Unterhaltung aufgelegt. Betsy arbeitete barfuß und mit nackten Beinen, die Röcke bis zur Taille hochgerafft. Der Schlamm war von verrottenden Blättern verklumpt und mit einem öligen Film überzogen. Und er war kalt, so kalt, dass Betsy der Atem stockte, als sie einen Fuß hineinsetzte.
»Du hast keinen Grund, das zu tun«, sagte Tom schroff zu ihr.
»Ach, nein?«, entgegnete Betsy ebenso schroff. »Geht es so nicht am besten?«
»Aye, das muss ich dir lassen.«
»Und da Sie der Mann sind, sollten Sie dorthinein waten, habe ich recht, selbst in dem Zustand, in dem Sie sind?«
»Ich würde Janet nicht bitten hineinzutreten.«
»Ich bin nicht Janet«, sagte Betsy und fügte im Stillen hinzu: Gott sei Dank!
Als sie gestern Nacht Agnes Brodie fröstelnd auf der windgeschützten Seite der Hecke angetroffen hatten, da hatten sie angenommen, Matthew sei gestorben. Tom und Henry hatten ihre Mutter ins Haus verfrachtet. Betsy hatte die Stute und Henrys Pferd abgesattelt, hatte sie abgerieben und den Tieren Hafer und Wasser gegeben. Als sie das Cottage betreten hatte, war der Vorhang vor dem Bett des alten Mannes zugezogen gewesen, und Tom und Henry hatten neben dem Stuhl ihrer Mutter gekniet. Mit kreidebleicher Miene hatte Henry Betsy gesagt, Mr. Brodie würde noch atmen, die Nacht aber vielleicht nicht überleben. Danach hatte er sie zu Bett geschickt. Aber an diesem Morgen hatte der alte Mann dagesessen und Hafergrütze gelöffelt, so lebhaft wie schon seit Tagen nicht mehr.
Betsy krempelte die Ärmel hoch und stach mit der Mistgabel in den Morast. Sie holte schlammigen Dreck vom Grund des Grabens hoch und warf ihn auf die Böschung. Tom verteilte ihn mit der Rückseite eines Spatens. Betsy arbeitete sich mit der Mistgabel weiter vor und kämpfte dabei gegen den Widerstand des Schlammes an.
Vor zehn Stunden war sie schwitzend und glücklich in Drennan über die Tanzfläche gewirbelt und hatte sich frei von allen Sorgen gefühlt. Wenn sie zu Hause gewesen wäre, hätte sie sich auf Halloween gefreut, das in ein paar Tagen gefeiert wurde. Halloween, jene Nacht, in der sich die Mädchen mit Spiegeln und Kerzen zum Spaß eine Heidenangst einjagten oder sich in den Küchengarten hinausstahlen, um Wurzeln zu ziehen und daran abzulesen, wie potent der Ehemann war, den das Schicksal für sie bereithielt. Am Kamin wurden Äpfel gebraten und Nüsse geröstet, und Mr. Rankine kam, heulend wie eine Eule, in den Stall geschlichen und schnappte sich die Milchmädchen, die in gespieltem Entsetzen davonstieben. Nichts dergleichen würde es auf Hawkshill geben. Matthew Brodie missbilligte Halloween, wie Henry ihr erklärt hatte. Außerdem war der alte Mann sehr krank, und der Schatten, den der Tod über die Farm warf, war weitaus erschreckender als jede Prophezeiung von Hexen oder Zauberern, die in ihren Köpfen spukten.
Betsy wollte eben eine weitere Mistgabel Schlamm auf die Böschung werfen, als Tom ihre Gabel mit der Spitze seines Spatens berührte und auf den Boden drückte.
»Du bist bis zum Hintern durchnässt, Betsy. Macht dir das gar nichts aus?«
»Aye, schon«, sagte sie, »aber jetzt bin ich schon nass, und ich werde noch nasser werden, wenn der Regen kommt. Wollen Sie, dass diese Arbeit erledigt wird oder nicht?«
»Es ist nicht dein Land, Betsy, und wir sind nicht mit
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