Wiedersehen in Kairo
zischte: »Mr. St. Jones? Ich muss mich über Ihre Verkleidung wundern und auch über die Gäste, die Sie belieben mitzubringen. Dieses Hotel ist für Europäer reserviert und …«
Er verstummte, als ihn ein Blick des Arabers traf, durchdringend und glitzernd wie Eissplitter.
St. Jones musterte ihn ebenso kalt. »Entschuldigen Sie uns bitte – Sir?«
»Ein Mitglied deines Klubs, Raymond?«, fragte David auf der Treppe.
»Hör doch nicht auf diesen Schwätzer!« St. Jones blieb auf dem Treppenabsatz stehen. »Er hat keine Ahnung – wie alle Engländer, die in dieses Land kommen. Ich meine, sie wissen nicht wirklich, was vor sich geht, nichts von der Bevölkerung, ihren Bedürfnissen, ihren Hoffnungen.«
»Ganz im Gegensatz zu dir, nicht wahr? Du bist nach Kairo gekommen, um die arabische Seele zu suchen. Hoffst du sie hier zu finden, in einem Hotel, das für Araber verboten ist?«
»David – bitte!« St. Jones berührte ihn am Arm. »Du bist verbittert. Aber …«
»Verbittert?« David stieß St. Jones Hand zurück. »Ich hätte nicht mitkommen sollen, es war ein Fehler.«
Zwei Männer, tadellos gekleidet, kamen die Treppe herunter. Sie erkannten St. Jones ebenfalls und warfen ihm und seinem Begleiter einen erstaunten Blick zu.
St. Jones wollte David schnell mit sich ziehen, doch der nahm sein Tuch ab und machte eine ironische Verbeugung. »Ich bedauere aufrichtig, dass ich Ihnen beim Tee keine Gesellschaft leisten kann. Aber meine besten Empfehlungen an die Gemahlinnen.«
Die beiden blieben irritiert stehen. »Mr. St. Jones –?«
»David Forsythe, ein Jugendfreund«, beeilte sich St. Jones zu erwidern und stellte David auch die beiden englischen Gentlemen vor.
»Erfreut, wirklich sehr erfreut. Ist diese – äh – Kleidung jetzt auch für unsereinen – äh – vorgeschrieben?«
»Nicht vorgeschrieben, Sir«, erwiderte David liebenswürdig. »Aber bei der diesjährigen Teesaison in Mode und bei den Damen sehr beliebt.«
»Oh!«
St. Jones lächelte den beiden Herren flüchtig zu und zog David mit sich. Er hörte ihn kichern. Am Ende des Flures schloss St. Jones das Zimmer 211 auf und schob David durch die Tür. »Ich bin froh, dass du deinen Humor wiedergefunden hast.«
»Wiedergefunden?« David sah sich in dem mit Stilmöbeln eingerichteten Zimmer um. »Du irrst dich. Ich habe mich nur noch nie in einer derart lächerlichen Lage befunden.«
»Ich bestelle uns etwas zu essen. Inzwischen kannst du ein Bad nehmen«, sagte St. Jones und beschloss, Davids Bemerkungen zu überhören.
David strich über die Polster. »Du findest, dass ich schmutzig bin?«
»Wie lange willst du eigentlich den Zyniker spielen, David?« St. Jones zog seine arabische Kleidung aus und legte das Gewand über einen Sessel. Dann ging er zum Kamin, nahm eine Karaffe mit Wasser und zwei Gläser und stellte alles auf den Tisch. »Ich möchte wissen, was damals geschehen ist, und ich möchte, verdammt noch mal, dass du vernünftig mit mir redest.«
»Hast du – eine Pfeife?«
»Du meinst für Opium? Du willst rauchen? Hier?«
»Ja.« David lächelte kalt, staubte den Sessel ab und setzte sich. »Dann bin ich vernünftiger.«
St. Jones verschränkte die Arme hinter dem Rücken. »Nein! Du bist krank. Krank von diesem Zeug. Ich weiß nicht, weshalb du so abgerutscht bist, aber ich bin nicht daran schuld.«
»Nein?« David nickte zerstreut und sah an St. Jones vorbei aus dem schmalen Spalt zwischen den Vorhängen. »Warum hast du nach mir gesucht, Raymond?«
»Weil du vor mir geflohen bist. Weshalb bist du weggelaufen, David?«
David kräuselte die Lippen. »Ziehe bitte die Vorhänge zurück und mache die Fenster auf. Ich ersticke hier drin.«
Schweigend erhob sich St. Jones. Er stieß die Fensterläden auf. Der Lärm der Straße drang herein.
»Ich wollte nicht, dass du nach einem Toten suchst. Damals, Raymond, dachtest du da auch, ich sei tot? Oder verhielt es sich etwas anders? Hast du vielleicht nur gehofft, dass ich sterbe?« David hob den Kopf und starrte St. Jones an. »Du wolltest weg aus Khartum, weg von Tod, Elend und Zerstörung. Zurück in dein friedliches England. Da war dir das Versprechen nur eine Last, nicht wahr? Das lästige Versprechen, das du einem Sterbenden gegeben hattest. Doch der Mann starb nicht, er erwachte wieder, und er fragte nach seinem Freund. Er wird kommen, beruhigte man ihn, du musst nur noch etwas warten. Und da wartete der Mann.«
David machte eine unheilvolle Pause, dann
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