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Wiedersehen in Kairo

Wiedersehen in Kairo

Titel: Wiedersehen in Kairo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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sprang er auf und packte St. Jones mit beiden Händen an den Schultern, schüttelte ihn und schrie: »Er musste lange warten, sehr lange. Der Mann, der dem Tod entschlüpft war, begann wieder zu sterben, und jedes Jahr starb er ein bisschen mehr.«
    David ließ St. Jones los und lachte gereizt. »Es macht keinen Spaß zu sterben, keinen Spaß. Aber wenn man es nimmt – du weißt schon, St. Jones, dieses Zeugs, das Träume schenkt, dann ist es leichter.«
    David ging erregt im Zimmer auf und ab. Plötzlich stieß sein Finger vor und zeigte auf St. Jones. »Dann bist du doch noch gekommen. Aber nicht meinetwegen, sondern wegen einer Eisenbahn. Und an der Moschee, da flüsterte dir dein britisches Gewissen wieder zu: Hebe es auf, das Stück Elend. So wie damals in Suakin, weißt du noch? Da hättest du mich verrecken lassen sollen.«
    David warf sich erschöpft in den Sessel. »Du bist fünf Jahre zu spät gekommen, Raymond. Zu spät für Freudentänze.«
    St. Jones schwieg zu Davids Gefühlsausbruch. Ruhig läutete er nach dem Etagenkellner und bestellte Abendbrot. Als der Mann fort war, fragte St. Jones: »Und wo ist Miriam?«
    »Ist sie nicht in Kairo? Wieso?«
    »Sie hat mich damals fortgeschickt aus Khartum. Sie hat mir gesagt, du seist gestorben. David!« St. Jones trat an ihn heran. »Wir beide haben fünf Jahre lang mit Miriams Lüge gelebt. Nichts ist für uns zu spät, gar nichts.«
    David schwieg, nur seine Mundwinkel zuckten. Seine Finger verkrallten sich im Stoff über seinen Schenkeln. »Was ändert das?«, fragte er schließlich leise. »Es ändert nichts daran, dass du – dass ich …«
    »Was?«
    »Ich bin nicht mehr der Mann, den du einmal gekannt hast.«
    »Wir alle ändern uns.«
    »Ich gehe jetzt ins Bad.« David erhob sich schwankend, wehrte aber St. Jones ab. »Bemühe dich nicht um einen – Süchtigen.« Er lachte leise über diese Zweideutigkeit.
    Nachdem David hinter der Tür verschwunden war, trat St. Jones an das offene Fenster. Obwohl die Luft heiß war und mit Staub angefüllt, atmete er sie befreit ein. Er lächelte, als er hörte, wie David das Wasser einließ. Er schloss die Augen und stellte sich vor, wie David in das Wasser glitt, wie er das Bad genoss, wie Beschämung und Stolz abgewaschen wurden. Seine bitteren Worte zählten nicht. Er war hier, und St. Jones wusste, dass es nicht zu spät war, seine Schuld zu begleichen. Diesmal würde er David nicht verlassen.
    »Darf ich deinen Rasierapparat benutzen?«
    St. Jones drehte sich um und bemerkte, dass David die Tür einen Spalt offengelassen hatte. »Ja – ja, natürlich.«
    »Danke. Das Bad tut gut, wirklich gut.«
    »Das freut mich.«
    Es klopfte. Das Essen kam. Der Kellner stellte es auf den Tisch, St. Jones gab ein großzügiges Trinkgeld.
    David kam aus dem Bad, ein Handtuch um die Hüften, frisch rasiert, das nasse Haar wirr im Gesicht. Die sanft gebräunte Haut seines Gesichts, die sonnenverbrannten Unterarme ließen den übrigen Körper elfenbeinfarben schimmern.
    St. Jones streifte David mit einem flüchtigen Blick, wandte sich aber rasch ab und verteilte die vielen kleinen Schüsseln auf dem Tisch. »Mager bist du geworden.«
    »Aber jetzt wirst du ja für mich sorgen, Raymond, nicht wahr?« David setzte sich und strich sich die nassen Strähnen aus der Stirn.
    »Du kommst natürlich mit mir nach London.«
    »Natürlich«, nickte David und häufte sich aus allen Schälchen etwas gewürztes Gemüse und Fleischstückchen auf seinen Teller. »Ich bin ein hervorragender Polospieler, liebe Sandgebäck zum Vieruhrtee und gebe zur Not einen brauchbaren Butler ab. Du und deine Frau – braucht ihr vielleicht noch einen Butler?«
    »Meine Frau ist tot.«
    »Oh. Das tut mir leid.« David sah St. Jones an. »Es tut mir wirklich leid. Wie hieß sie doch gleich?«
    »Rachel. Habe ich dir nie gesagt, dass sie Rachel hieß?«
    »Rachel?«, murmelte David und hustete. »Nein. Hast du nicht.«
    Sie aßen schweigend.
    David leckte eine Schale aus und beobachtete St. Jones über ihren Rand hinweg. »Ich habe lange nicht mehr so gut gegessen.« Er setzte die Schale ab und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. »Du hast viel für mich getan, St. Jones. Ich durfte dieses vornehme Hotel betreten, dein Bad benutzen und sogar deinen Rasierapparat. Und nun dieses vorzügliche Essen, da muss ich mich wohl bedanken.«
    St. Jones schwieg.
    »Leider habe ich nichts, womit ich dich bezahlen kann.«
    »David, ich bitte dich! Lass doch den

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