Wiedersehen in Virgin River
wandte Jack sich an Preacher.
Mit leiser Stimme erklärte Preacher: „Er ist entlassen. Es heißt, er sei nach L. A. zurückgegangen, aber es gibt keine Möglichkeit, das zu überprüfen. Paige hat Angst. Sie ist völlig aufgelöst. Ich weiß nicht recht, was ich machen soll.“
„Du musst auf alles vorbereitet sein“, sagte Jack. „Das ist doch das, worauf wir trainiert wurden, oder etwa nicht?“
„Ja, aber da ist auch noch Chris. Wir werden sehr genau darauf achten müssen, wie wir dabei vorgehen. Ich will nicht, dass er sich ängstigt, versteht ihr? Und ich will nicht, dass er glaubt, es gehe um seinen Dad.“
„Das lässt sich regeln“, meinte Jack. „Unter der Bar oder so werden wir keine geladene Waffe deponieren. Aber wenn doch drüben im Nachbarort gerade ein Raubüberfall stattgefunden hat, könnten wir eine Zeit lang Waffen am Körper tragen, bis es so aussieht, als hätte die Lage sich wieder entspannt. Eine Waffe am Körper, hier in der Gegend? Das ist nicht einmal interessant. Und Chris sollte immer schön in der Nähe bleiben, weil es doch da im Nachbarort diesen Raubüberfall gegeben hat, hm?“
Preacher schüttelte den Kopf. „Ich will nicht, dass er sich ängstigt.“
„Ich weiß“, schaltete Mike sich ein. „Aber es ist doch besser, ein wenig nervös zu sein, als ein wenig entführt zu werden. Wir werden einen klaren Kopf behalten müssen, Preach.“
„Ich glaube, Paige ist gerade dabei durchzudrehen“, sagte Preacher.
„Du solltest zu ihr gehen“, riet ihm Jack und deutete mit einer Kinnbewegung auf Preachers Wohnung. „Sage ihr, dass wir ein bis zwei Waffen zur Hand halten, aber niemals eine Waffe irgendwo liegenlassen werden, wo ein Kind sie in die Finger bekommen könnte. Das werden wir so lange machen, bis die Gegend hier wieder sicherer wird, okay?“
„Wie lange wird es dauern, was glaubst du?“
„Keine Ahnung“, meinte Jack. „Ich könnte ein Jahr lang damit leben, ohne es als Belastung zu empfinden. Kannst du mit einer Waffe unterm Arm kochen? Wo es doch drüben im nächsten Ort diesen Ärger gegeben hat?“
Wieder schüttelte Preacher den Kopf, diesmal allerdings weniger als Verneinung, sondern eher aus Frustration.
„Ich hatte vor, nach L. A. zu fahren, um meine Familie zu besuchen, aber ich kann auch hierbleiben“, bot Mike an. „Ich kann sie später immer noch sehen.“
„Nein, fahr hin“, sagte Preacher schnell. „Vielleicht hast du ja den einen oder anderen Kontakt, über den wir erfahren können, ob er dort ist und seinen Auflagen nachkommt. Das wäre eine Hilfe.“
„Das lässt sich feststellen“, sagte Mike. „Ich werde nur kurz wegbleiben und zusehen, dass ich etwas herausfinde. Einverstanden?“
„Das ist gut. Danke.“
„Wenn ich in der Bar bin, werde ich auch eine Waffe tragen“, verkündete Rick, und als alle drei Männer stirnrunzelnd die Köpfe zu ihm umschwenkten, setzte er hinzu: „Was ist los? Ich habe doch eine Lizenz! Warum sollte ich mich nicht daran beteiligen?“
„Nein“, sagte Jack.
„Es wird euch noch leidtun, wenn er mich ohne Knarre erwischt.“
„Nichts dergleichen wird geschehen“, sagte Mike ruhig. „Er wird nicht in die Bar gestürmt kommen und sich erschießen lassen. Falls er etwas tut, wird er wahrscheinlich Paige anrufen und versuchen, sie davon zu überzeugen, dass er sich geändert hat. Er wird herausfinden wollen, ob mit ihr ein Deal zu machen ist, um diese Schutzverfügung aufheben zu lassen und vielleicht die Sorgerechtsregelung noch einmal neu aufzurollen. Typen wie er sind manipulativ.“
„Er hat sie schon einmal angegriffen“, warf Preacher ein. „Genau hier, draußen auf der Straße.“
„Also hat es Sinn, sich zu verteidigen. Und es hat Sinn, ihn im Auge zu behalten. Aber vergiss nicht, das ist passiert, bevor er eine langjährige Freiheitsstrafe riskieren musste. Er ist ein Schweinehund, aber ein cleverer, manipulativer Schweinehund. Wir wollen mal sehen, ob er nach Hause gegangen ist …“
„Das Haus ist weg“, sagte Preacher. „Verkauft.“
„Mein Gott, dann könnte es also etwas schwierig sein, ihn zu finden. Aber jeder kann gefunden werden.“
„Preach“, sagte Jack. „Geh zu Paige. Sag ihr, dass wir mit an Bord sind. Wir werden tun, was wir können, um sie und Chris zu beschützen. Im besten Fall werden wir die Nachricht erhalten, dass er in L. A. seine Hausaufgaben macht und versucht, sein Leben wieder auf die Reihe zu bringen. Dann werden wir weitersehen.
Weitere Kostenlose Bücher