Wiedersehen in Virgin River
sie den zweiten ausgezogen hatte, setzte auch schon die nächste Wehe ein.
Sie fand ein paar Mülltüten aus Plastik, entfernte das Spannbettlaken und legte sie über die Matratze. Über dem Plastik breitete sie noch zwei Handtücher aus und zog dann wieder das Laken auf. Obendrauf packte sie noch zwei weitere Handtücher. Aus der kleinen Kammer holte sie zusätzliche Kissen, um sich abzustützen. In Küche, Wohn- und Schlafzimmer sammelte sie die Kerzen ein und stellte sie auf ihren Toilettentisch und das Nachtschränkchen. Oh, sie hoffte doch sehr, dass sie sich nicht selbst bei Kerzenlicht entbinden müsste. Und mittendrin traf es sie wieder. Heftig. Sie musste sich ein Weilchen auf den Bettrand setzen und abwarten. Dann holte sie die Babydecken und weitere Handtücher und legte sie neben das Bett.
Als sie endlich so weit alles vorbereitet hatte, machte sie sich auf, um zu duschen. Sie stellte das Wasser an, damit es heiß werden konnte, zog sich die nassen Sachen aus und schob sie mit dem Fuß beiseite. Sorgfältig wusch sie sich die Hände und wartete nun schon ziemlich ungeduldig darauf, dass die nächste Kontraktion kam und ging. Als es so weit war, ging sie mit gespreizten Beinen in die Hocke, wobei sie sich mit einer Hand am Waschbecken festhielt, um die Balance nicht zu verlieren. Die andere Hand schob sie unter ihren Bauch und tastete sich dann weiter mit den Fingern in ihren Geburtskanal vor. Es war alles, was sie tun konnte. Vorsichtig tastend, drückte sie ein wenig. Ein verdammt schwieriges Manöver. Ein, zwei, drei Finger und noch etwas Platz. Oh Gott. Es waren schon mehr als sieben Zentimeter. Sie war reif. In diesem Augenblick wusste sie, dass sie nirgendwo mehr hingehen würde.
Sie zog die Hand heraus, und mit ihr kam ein ganzer Schwall Fruchtwasser, der sich zwischen ihren Beinen auf den Boden ergoss.
Okay. Keine Dusche mehr.
Sie warf ein paar Handtücher auf die Fliesen, um die Flüssigkeit aufzunehmen, dann versuchte sie, sich selbst abzutrocknen. Würde sie jetzt eine andere bei der Geburt begleiten, ließe sie die Mutter nun gehen, hocken, die Hüften hin- und herschwingen und die Schwerkraft nutzen, um dem Baby nach unten und rauszuhelfen. Aber das hier war ein anderes Spiel. Sie wollte Gesellschaft. Wenigstens Jack und vorzugsweise John Stone oder Doc.
Ihr Omanachthemd aus Flanell wäre als Entbindungsgewand eine doch etwas unpraktische Wahl, also entschied sie sich für eins von Jacks übergroßen T-Shirts. Sie raffte das Shirt bis zu den Brüsten hoch und legte sich im Bett auf zwei dicke, weiche Frotteetücher, bedeckte ihren Bauch mit dem Laken und hoffte, dass sie die Geburt noch eine Weile aufhalten könnte. So lange, bis jemand diesen Truck am Baum entdeckte; so lange, bis jemand versuchen würde, sie anzurufen, und ihm auffiel, dass es keine Verbindung gab.
Sie holte das Stethoskop aus der Tasche und lauschte, dankbar dafür, dass das Baby einen so starken und regelmäßigen Herzschlag hatte.
Gott sei Dank war Jack ja immer so ein Schwarzseher. Wenigstens einmal wäre das jetzt praktisch. Wieder spürte sie eine weitere Kontraktion und sah auf die Uhr. Zwei Minuten dauerte es. Sie wartete … weniger als drei Minuten später kam die nächste, und jedes Mal wurde noch mehr Fruchtwasser ausgestoßen. Weitere zwei Minuten … oh Gott, dieser Junge kam aus ihr herausgerast!
Jack hatte versucht, Mel anzurufen, nur um sicherzustellen, dass sie es ohne Zwischenfall zum Waldhaus geschafft hatte, denn gleich nachdem sie losgefahren war, hatte der Sturm doch deutlich zugelegt. Aber sie nahm nicht ab. Vielleicht brauchte sie ja bei diesem Regen auch etwas länger. Zehn Minuten später versuchte er es noch einmal, wieder ohne Erfolg.
„Hat sie sich gemeldet?“, fragte Rick.
„Noch nicht. Sie meinte, sie würde heimfahren, duschen und sich dann ins Bett legen. Wahrscheinlich steht sie jetzt gerade unter der Dusche.“
Es war kurz vor der Zeit, in der das Abendessen serviert wurde, und es waren bereits ein paar Leute in der Bar. Jack brachte ihnen ihre Drinks und ging dann wieder zum Telefon. Keine Antwort.
„Könnte sie das Telefon nicht abgestellt haben?“, fragte Preacher.
„Wahrscheinlich. Damit ich nicht alle zehn Minuten anrufe, um sie zu fragen, wie es ihr geht.“
Paige machte gerade ein paar Brötchen fertig, um sie in den Ofen zu schieben. Sie lachte ihn aus. „Jack, sie würde dich doch anrufen, wenn sie dich braucht.“
„Ich weiß“, sagte er, wählte aber
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