Wiedersehen in Virgin River
Austreibungsphase.“
„Austreibungsphase?“, wiederholte er.
„Wir kommen der Sache näher.“ Und nachdem die nächste Wehe sich verzogen hatte, fuhr sie fort: „Okay, es ist jetzt irgendwie ein bisschen anders. Ich glaube, er sinkt. Ich habe das Gefühl, als würde in einer Minute …“ Noch bevor sie den Satz zu Ende bringen konnte, hob es sie fast aus dem Bett, so stark war das Bedürfnis zu pressen. Durch Hecheln schien sie sich zurückhalten, sich bremsen zu können. Zwei Minuten ist eine lange Zeit, wenn man so etwas durchmacht. Oder wenn man zusieht, wie jemand so etwas durchmacht. Als es vorüber war, sank sie wieder in die Kissen und hatte jetzt Schwierigkeiten damit, tief durchzuatmen.
„Jack“, sagte sie atemlos. „Du wirst einmal nachsehen müssen. Nimm die Taschenlampe und richte sie direkt auf meinen Beckenboden. Schau nach, ob sich der Geburtskanal geöffnet hat. Sag mir, ob du ihn kommen siehst.“
„Wie soll ich denn wissen, wonach ich suchen soll?“, fragte er.
Sie kniff die Augen zusammen und antwortete in einem ziemlich abfälligen Ton: „Es hat Haare.“
„Okay, jetzt hab dich mal nicht so. Ich verdiene schließlich nicht mein Geld damit.“
Sie stellte die Knie auf und spreizte sie, während Jack die Taschenlampe auf sie richtete. „Whoa“, sagte er und sah ihr über die Knie hinweg ins Gesicht. Er wirkte ein wenig blass.
„Zeig mir, wie groß es ist. So.“ Mit Daumen und Zeigeringer demonstrierte sie einen Kreis für ihn. Er reagierte darauf, indem er ihr einen Kreis zeigte, der größer war als ihrer. „Uh, Junge“, stöhnte sie.
Er schaltete die Taschenlampe ab. „Melinda, ich will, dass du auf John wartest …“
„Ich kann es absolut nicht mehr hören, dass ich auf John warten soll!“, fauchte sie böse. „Jack, hör mir zu. Ich bekomme dieses Baby. Und Schluss. Und du wirst jetzt aufpassen und dabei helfen. Hast du das verstanden?“
„Ahh, Melinda…“
Sie packte sein Handgelenk und grub ihre Nägel hinein. „Glaubst du etwa, ich hätte mir das so gewünscht?“
Kurz dachte er daran, ihr doch noch einmal nahezulegen, dass sie versuchen sollte, es zurückzuhalten. Aber er wusste schon, dass er hier nicht das Sagen hatte, und musste auch dem Bedürfnis widerstehen, nachzusehen, ob sein Handgelenk blutete. Gewiss war es unmöglich, sie dazu zu bewegen, auf die Stimme der Vernunft zu hören, und er war schon immer gut darin, Befehle zu befolgen. Also würde er das jetzt wieder tun. „Ich hab’s kapiert“, sagte er.
„Okay, dann werden wir jetzt Folgendes machen. Breite da unten am Fußende des Bettes eine Decke aus. Eine kleine Decke für das Baby. Okay?“
„Okay.“
„Gut. Nimm aus meiner Tasche hier zwei Klammern und eine Schere. Die Saugglocke. Wir werden ein Gefäß für die Plazenta brauchen. Eine große Schüssel oder ein Kochtopf wird reichen. Dann geh ins Bad, krempel dir die Ärmel auf und schrubb dir die Hände bis zu den Ellbogen hoch mit Seife ab. Nimm sehr viel Seife und mach das Wasser so heiß, wie du es aushalten kannst. Dann trockne dich mit einem sauberen Handtuch ab. Wenn du mit alledem fertig bist und wieder zurückkommst, wird der Kreis größer sein. Okay?“
„Okay.“ Er öffnete die Tasche und musste erst ein paar andere Dinge hochhalten, bevor sie ihm bestätigte, dass er eine Klammer erwischt hatte. Die Saugglocke war ein absolutes Geheimnis. Während er damit beschäftigt war, bäumte sie sich erneut auf und presste mit einem lauten und sehr primären Knurren. Dabei hielt sie sich an ihren Oberschenkeln fest und drückte, bis ihr Gesicht rot wurde. Instinktiv nahm er die Taschenlampe in die Hand und richtete das Licht auf ihren Beckenboden. Oh Herrgott, dachte er. Dieser Haarkreis, der der Kopf seines Sohnes war, wurde in der Tat größer. Er ging davon aus, dass es keinen Sinn ergab, ihr zu sagen, sie solle damit aufhören. „Wie viel Zeit haben wir noch?“, fragte er.
„Geh. Wasch dich. Halt dich nicht auf.“
„Schon erledigt“, sagte er. Aber es war schrecklich, am Waschbecken zu stehen und sich einzuseifen, während sie ächzend und stöhnend im Schlafzimmer lag und ihr Baby aus sich herauspresste. Er wollte sie anschreien, damit aufzuhören, aber er wusste, dass sie dann nur sauer würde. Als er zum Bett zurückkam, wollte er nach der Taschenlampe greifen, aber sie schrie: „Nein! Nicht anfassen! Nimm sie mit einem sauberen Handtuch in die Hand! Gib sie mir!“
Er sah sich um, und als er die
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