Wiedersehen in Virgin River
die Schuld auf mich nehmen. Abgesehen davon hat sie mich auch nicht festgenagelt.“ Er holte Luft. „Jungs, es tut mir leid. Ich habe euch enttäuscht. Ich habe Mist gebaut. Großen Mist.“
Jack merkte, wie sich ein stolzes Lächeln auf seinen Lippen breitmachen wollte. Jeder andere siebzehnjährige Junge hätte sich längst aus dem Staub gemacht, nicht aber Rick. Wie ein Mann versuchte er, so gut er konnte geradezustehen, und bewies Verantwortungsbewusstsein. Jack und Preacher gegenüberzutreten, musste ihm ebenso schwerfallen, wie dieser Katastrophe ins Auge zu sehen. „Habt ihr euch schon irgendeine Lösung überlegt?“
„Nein, nicht wirklich. In dem Moment, wo du es erfährst, kannst du einfach nicht allzu viel tun. Versteht ihr? Aber ich habe ihr gesagt, dass ich sie nicht hängen lasse. Und dass sie keine Angst haben soll. Dann habe ich Connie noch gesagt, dass ich für alles aufkommen werde, egal, was ich dafür tun muss.“
„Wie haben Connie und Ron es aufgenommen?“, fragte Preacher.
„Oh, ich glaube, sie haben große Lust, mich auf der Stelle umzubringen“, meinte Rick. „Ich musste ganz schön katzbuckeln, mich entschuldigen und betteln. Als ich dann versprochen habe, zu arbeiten, bis ich tot umfalle, schien das den Schmerz ein wenig zu dämpfen.“
„So weit muss es ja nicht kommen“, sagte Jack. „Mit zusätzlicher Arbeit können wir dir immer unter die Arme greifen. Die Schule ist wichtig, Rick. Egal, was sonst passiert.“
„Danke. Das Wichtigste ist im Moment, dass sie sich nicht ängstigt. Sie hat eine so verdammte Angst, dass es mich umbringt. Ich habe sie nicht nur schwanger gemacht, ich habe sie auch zu Tode erschreckt! Lieber Himmel! Ach Jungs. Ich weiß, ihr habt mehr von mir erwartet als das hier.“
„Rick, du hast niemanden enttäuscht“, beruhigte ihn Jack. „So etwas kann geschehen. Du hast dich wirklich gut gehalten. Besser als die meisten anderen Kerle an deiner Stelle.“
„Ist dir aufgefallen, wie verängstigt sie war? Weißt du auch, warum? Sie hatte mir gesagt, dass alles in Ordnung wäre, weil ich sie wieder und wieder danach gefragt hatte. Als ob es das Einzige war, das mich interessierte. Und in demselben Moment, wo sie mich vom Haken gelassen hatte, habe ich sie fallenlassen!“ Er fuhr sich mit der Hand über seinen schweißnassen Nacken. „Mir war schon klar, dass ich da Mist gebaut hatte, aber ich wusste einfach nicht, wie sehr. Ich dachte, ich würde verhindern, dass wir in Schwierigkeiten geraten, stattdessen habe ich verhindert, dass sie es mir früher sagte. Wenn ich es eher erfahren hätte, vielleicht hätten wir noch etwas unternehmen können … was das Baby angeht“, sagte er leise, fast schon ehrfürchtig. „Dieses Baby bewegt sich in ihr. Ich konnte fühlen, wie es sich bewegt. Oh Gott.“
Jack merkte, wie in seiner Brust etwas angerührt wurde. Er war über vierzig und mehr als bereit für eine Familie, sicher, trotzdem konnte er Ricks Schock und diese Ehrfurcht gut nachvollziehen.
Was Preacher anging, so wusste niemand auf der Welt, wie viel er dafür geben würde, einen solchen „Schlamassel“ zu erleben. Nicht einmal Jack.
„Sie ist noch ein Kind“, fuhr Rick fort. „Ich weiß nicht, wie ich es bei ihr wiedergutmachen kann.“
„Zunächst einmal, indem du das mit ihr zusammen durchstehst“, sagte Preacher. „Du bist gut zu ihr, so liebevoll wie möglich, und begegnest ihr mit Respekt. Du behandelst sie wie die Mutter deines Babys, egal, was auf dieses Baby zukommen mag.“
„Ja“, stimmte Rick ihm zu. „Sie hat mich auch gefragt, ob ich sie liebe“, fuhr er dann unbehaglich fort.
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann zog Jack ein drittes Glas heraus, hielt die Whiskeyflasche darüber, gab einen kleinen Schuss hinein und schob es Rick zu, der es vermutlich jetzt brauchen konnte.
„Was hast du geantwortet?“, fragte Preacher.
„Sie trägt mein Baby im Bauch, Preach. Darum hatte sie mich nicht gebeten. Was zum Teufel sollte ich ihr sagen, hm? Vielleicht hätte ich ihr erklären sollen, dass ich im Frühling, als wir es getan haben, jedenfalls glaubte, es wäre so. Ein wirklich grader Typ hätte das getan.“ Er sah runter in sein Glas und schüttelte den Kopf. „Ich habe ihr gesagt: ‚Natürlich liebe ich dich ‘ .“
„Ach Rick, das war richtig so“, meinte Preacher. „Was hättest du sonst sagen sollen?“
Jack stieß sein Glas an das von Rick. Er war verdammt stolz auf den Jungen. Da war kein
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