Wiedersehen in Virgin River
Kontrolle.“
Bud sah auf seinen Salat runter, spießte ein Stück mit der Gabel auf und murmelte: „Vielleicht hättest du ja mal dein dummes Maul halten sollen.“
Preacher knallte die Gabel auf den Teller. Und er, der kaum einmal Schimpfwörter in den Mund nahm, und wenn, dann nur in den hitzigsten Momenten, stieß jetzt hervor: „Was zum Teufel redest du da für einen Scheiß?“
Buds Blick schoss hoch, und er sah Preacher ins Gesicht. Er knirschte mit dem Kiefer und fragte mit finsterer Miene: „Hat sie dir nicht erzählt, dass sie mehr als fünfhundert Quadratmeter hatte und ’nen Pool?“
Preacher warf Paige einen Blick zu, den sie erwiderte, dann drehte sie die Augen langsam zu Bud, auf den sie den Blick gerichtet hielt, während sie mit Preacher sprach: „Mein Bruder versteht nicht. Die Größe des Hauses, in dem man lebt, hat mit alledem gar nichts zu tun.“
„Zum Teufel“, erwiderte Bud. „Ich sage bloß, es gibt Zeiten, wo man die Klappe halten sollte. Das ist alles, was ich sage. Du hattest ausgesorgt.“
Bis zum letzten roten Blutkörperchen benötigte Preaeher seine gesamte Körperkraft, um sich auf dem Stuhl zu halten. Er wollte sekreien: Er hat sie auf der Straße vor meiner Nase verprügelt! Er hat ihr gemeinsames Baby totgetreten! Unter der Anspannung knetete er seine Gabel in der Hand, und ihm fiel nickt einmal auf, wie er sie verbog. Er katte nickt das Reckt, seine Meinung zu äußern. Er war ein Gast. Dabei sak er sick nickt als Gast von Bud, er war Paiges Gast. Wenn er daran dachte, dass er ursprünglich vorgehabt hatte, sie einfach hier abzusetzen, um sie ihren Besuch allein machen zu lassen, wurde ihm ganz flau im Magen. Er merkte, wie sein Blutdruck stieg und seine Schläfen pochten.
„Bud, er hat sie misshandelt.“
„Meine Güte, ihr hattet ein paar Probleme. Der Kerl war stinkreich, Herrgott noch mal!“
Preacher fürehtete, gleich zu explodieren, so schnell breitete sich das erhitzte Blut in seinem Körper aus. Er konnte seinen eigenen Herzschlag kören. Und dann fühlte er eine kleine leichte Hand auf seiner geballten Faust. Er hob die Augen und begegnete dem abgestumpften nervösen Blick von Paiges Mutter, die ihn flehend über den Tisch hinweg ansah.
„Bud meint das nickt so“, sagte sie. „Es geht dock nur darum, dass wir in der Familie noch nie eine Scheidung hatten. Ich habe die Kinder so erzogen, dass sie begreifen, dass man alles versuchen muss, über die Probleme hinwegzukommen.“
„Jeder hat doch Probleme“, fügte Gin hinzu und nickte. Dieselben flehenden Augen.
Preacher glaubte nicht, dass er das schaffte. Dies hier auszusitzen. Er war sich ziemlich sicher, dass er nickt bis zum Steak kommen würde, ohne Bud an die Wand zu drücken und ihm einmal zu zeigen, wie man den Mund hielt, zum Beispiel mit so etwas wie seinen Fäusten. Das einzige Hindernis war, es würde genau Wes entsprechen. Wütend werden und ausrasten. Irgendwem die Scheiße aus dem Leib prügeln. Jemandem, auf den man locker so lange einschlagen konnte, bis er sich unterwarf.
„Das waren keine Probleme“‘, beharrte Paige. „Er war gewalttätig.“
„Ach Herrgott“, höhnte Bud und hob sein Bier.
Aus dem Spielzimmer ertönte ein gellender Schrei. Preacher war sofort auf den Beinen, aber im selben Moment kam Chris auch schon in die Küche gerannt und hielt mit einer Hand seinen anderen Unterarm. Er lief zu seiner Mutter. Heulend hatte er den Mund aufgerissen, das Gesicht nass von Tränen, den Blick voller Schmerz und Angst. Paige nahm ihn in die Arme und fragte: „Was ist denn los? Was ist passiert?“
Preacher beugte sich hinüber, zog Chris die Hand vom Arm und entdeckte den perfekten Abdruck eines Kindermunds. Völlig entgeistert und total erschrocken sah er Bud an. „Jemand hat ihn gebissen!“
„Ach, Kinder. Die regeln das schon unter sich“, tat Bud das Ganze ab, als ob er nichts damit zu tun hätte, dass sie völlig unbeaufsichtigt ganz sich selbst überlassen waren.
Gin sprang auf: „Ich hole etwas dafür.“
Auch Dolores verließ den Tisch: „Eis. Ich hole Eis.“
Sanft zog Preacher Chris von Paige weg, hob ihn auf und nahm ihn an seine breite Brust. Chris legte den Kopf an seine Schulter und weinte. Preacher sah Paige an, und ihre Blicke trafen sich. Er wusste genau, dass in seinen Augen der Zorn loderte, auch wenn er sich die größte Mühe gab, ruhig zu bleiben.
Paige erhob sich – würdevoll, wie Preacher mit leichtem Stolz feststellte. „Wir werden
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