Wiedersehen in Virgin River
was. Nur eine Seite.“
„Also gut, eine Seite.“ Preacher setzte sich neben ihn aufs Bett und nahm das Buch in die Hand. Er las drei Seiten. „Jetzt musst du aber schlafen.“
Chris fing an zu jammern und zappelte herum.
„Hat dir jemand zu viel Zucker gegeben?“, fragte Preacher. „Leg dich jetzt hin. Es reicht jetzt.“ Er deckte ihn gut zu und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut und träum was Schönes.“
„G’ Nacht“, antwortete Christopher und kuschelte sich ins Bett.
Als Preacher nach unten kam, fand er Paige in der Bar an dem Tisch vor dem Feuer, und für ihn hatte sie bereits einen Schluck Whiskey eingeschenkt, für sich selbst ein Glas Wein. Auch hatte sie ein weiteres Holzscheit aufgelegt, ein unausgesprochener Hinweis darauf, dass sie noch eine Weile dort sitzen würden. In ihrem seidigen hellbraunen Haar spiegelte sich der Schein der Flammen. Ihre Wangen waren leicht gerötet und ihre vollen Lippen weich und einladend. Ein schmerzhaftes Verlangen, das er nicht mehr verdrängen konnte, breitete sich in ihm aus.
„Ich habe dir deinen Drink schon eingeschenkt und mich selbst bedient.“
„Danke“, sagte er. „Er ist heute Abend etwas aufgekratzt. Ich habe ihn gefragt, ob ihm jemand Zucker gegeben hat, und dann erst fiel mir ein, dass ich ja selbst derjenige war. Pastete und Eis, zwei Portionen. Und ich glaube, eine Cola hatte er auch noch.“
„Nun, er ist erschöpft. Sobald er entgiftet ist, wird er sich abschalten wie eine Glühbirne. Es war ein wunderbares Dinner, John. Ich glaube, du hast dich selbst übertroffen.“
„Ich hätte nie damit gerechnet, dass du früher zurückkommen würdest.“ Er zog einen Stuhl vor und setzte sich zu ihr. „Ist etwas passiert?“
Sie schüttelte den Kopf. „Der Besuch war fantastisch. Jeannies Mann ist großartig und ist super mit Christopher umgegangen. Sie schuftet in ihrem Laden wie ein Tier, aber sie wird damit Erfolg haben und ist so stolz auf sich selbst. Noch einmal danke dafür, dass du das getan hast.“
„Du hattest sie vermisst“, meinte er.
„Und weißt du was?“ Sie lächelte ihn an. „Nach ein paar Tagen habe ich dich vermisst. Ich habe Mel und Jack vermisst und auch ein paar von den andern.“ Sie lachte. „Selbst die Küche habe ich vermisst.“
„Hat sie dir diesen Job angeboten?“, fragte er zaghaft.
„Das hat sie. Ich habe ihr gesagt, dass ich darüber nachdenken werde, aber nicht glaube, dass ich es letztendlich tatsächlich mache.“
Er war sich ziemlich sicher, nicht richtig verstanden zu haben. „Hast du denn eine bessere Idee?“
Sie zog eine Augenbraue hoch. „Glaubst du, dass man mit einer Ladenkette in Virgin River bestehen kann?“, fragte sie zurück. „Im Augenblick geht es mir gut. Chris geht es gut. Ich habe dich das schon einmal gefragt, und ich vertraue dir, John, dass du mir die Wahrheit sagst. Denn du sagst mir doch, es sei in Ordnung, wenn ich hierbleibe. Und ich hoffe, du wirst es mir auch dann sagen, wenn es nicht mehr wirklich gut für dich ist oder gut für die Bar.“
„Paige, ich würde dich nicht belügen. Habe ich dich jemals belogen?“
Sie lachte. „Nein, nicht richtig. Aber du bist schon dafür bekannt, dass du Informationen auch einmal verzögert weitergibst.“
„Ach, nicht so oft“, meinte er. „Paige, weiß er … fragt Christopher schon einmal nach ihm? Nach seinem Vater?“
Sie schüttelte den Kopf. „Er hat nur nach seinem Dreirad gefragt.“ Sie senkte den Blick. „Es gibt etwas, das mir wirklich Sorgen macht, John. Bei meinem Bruder, der ein Abbild meines streitlustigen Vaters ist, und Wes fürchte ich, dass Chris mit so einem bösartigen DNA-Ding geschlagen sein könnte, das ihn wütend macht, ihn dazu bringt loszuschlagen und Menschen zu verletzen. Davor habe ich wirklich Angst. Vielleicht könntest du das ja einmal nachschlagen?
„Das könnte ich, aber ich denke, man kann doch sehen, wie süß und gutgelaunt er immer ist. Wahrscheinlich ist es aber schon eine gute Idee, das im Auge zu halten. Wird gemacht.“ Er nippte an seinem Drink. „Wes – hat er eigentlich irgendwo jemanden? Hat er Familie?“
„Da ist niemand“, antwortete sie. „Als Kind hatte er es wirklich schwer. Pflegefamilien, Heimaufenthalte. Er wurde viel herumgeschoben.“ Sie lachte kläglich. „Ich fand es ziemlich bewundernswert, dass jemand, der unter solch schwierigen Bedingungen aufgewachsen war, etwas aus sich gemacht hatte. Dabei habe ich nur die Fassade
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