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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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werden.
    »›The Demon‹ ist mit zwei separat laufenden Stromanschlüssen ausgestattet. Wenn einer ausfällt, springt automatisch der zweite an. Das System ist x-mal getestet worden und – mit Verlaub – affensicher. Drei Angestellte pro Schicht sorgen für den reibungslosen Ablauf. Also sechs Leute insgesamt, dazu kommen aber noch erwachsene Kinder, Cousinen, Ehefrauen, die auch mithelfen.«
    »Und ein- und ausgehen, wie es ihnen passt.«
    »Einer sitzt im Kassenhäuschen, einer überwacht den Zu- und Ausstieg der Fahrgäste. Der dritte Mann sitzt im Videoraum an den Monitoren. Dort gibt es für jede Figur ein Schaltpult. Die Gruseleffekte arbeiten automatisch. Eine Gondel nähert sich einem bestimmten Abschnitt, löst den Effekt aus, und wenn sie den Abschnitt verlässt, verstummt der Effekt. Insofern hätte der Sensenmann seine Hand zurückziehen müssen, als die Gondel des Jungen den Sensor passierte, der dem Computer das Abschnittsende meldet. Doch die Software war umprogrammiert. Der Mann von der Technik, der ausgeknockt am Boden lag, gab bei der ersten Vernehmung an, dass der Eindringling einen eigenen Rechner mitgebracht haben muss. Ein USB-Kabel war aus einem der Hauptrechner im Kontrollraum ausgestöpselt. Der Mann erinnert sich, dass es zuvor im Anschluss steckte.«
    »Dann hat der Mörder einen eigenen Laptop dabeigehabt.«
    »Wenn der Techniker recht hat, ja.« Sandra sah auf die Uhr. Sie trug eine von diesen bunten Swatches, die Leonor so gern gemocht hatte. Leonor. Seine erste Frau. Seine große Liebe. Die Frau seiner Träume, die in seinen Armen gestorben war. Nero konzentrierte sich auf Sandras weiches Gesicht, als sie weitersprach. »Unsere Leute meinen, die einfachste Möglichkeit, ein paar Sicherungen außer Gefecht zu setzen, wäre, ein eigenes Programm einzuspielen, das bestimmte Funktionen der ursprünglichen Software überspielt. Sie müssen sich doch darunter viel mehr vorstellen können als ich!« Sie lächelte. Wangengrübchen. Wie Leonor.
    »Wie wurde der Techniker ausgeknockt? Irgendjemand sprach von Schlafmittel.«
    »Nein, der Techniker behauptete bei der zweiten Vernehmung, jemand hätte ihn von hinten niedergeschlagen. Ein gezielter Schlag auf die Halsschlagader.«
    »Wie lange war er bewusstlos?«
    »Schwer zu sagen, aber nicht besonders lang. Wahrscheinlich weniger als zehn Minuten.«
    »In der kurzen Zeit soll der Täter die Software umgestrickt haben?«
    »Allein, dass der Sensenmann seine Hand nicht zurückzog, hätte den Jungen noch nicht umgebracht«, fuhr Sandra fort. »Der Mörder hat die Isolierung an der Hand entfernt. Das muss nach den Aufbauarbeiten geschehen sein. Denn laut Betreiber hat der TÜV ›The Demon‹ auf Herz und Nieren überprüft, nachdem die Bahn startklar war. Die gehen jede einzelne Figur ab, jedes Requisit.«
    »Wie kommen die Angestellten rein?«
    »Mit Chipkarte. ›The Demon‹ ist keine Schiffsschaukel, sondern ein hochgerüstetes digitales Wahnobjekt. Aber die Ehefrau, der Sohn oder von mir aus die Cousine haben Zugang zu den Technikräumen, indem sie demjenigen, der gerade Dienst schiebt, eine Kusshand zuwerfen.«
    »Wieso schleppen die ihre Verwandtschaft mit?«
    »Kommen alle aus Rumänien.« Sandra lächelte entschuldigend. »Geiz ist geil, und Lutz Göschner, der Betreiber, hat mit der Hightech schon so viel ausgegeben, dass er sich ein kompetentes Team für ›The Demon‹ nicht mehr leisten wollte. Besorgte sich billige Arbeitskräfte am Ostrand der EU. Bis auf Göschner selbst und den Spezialisten, der sich rund um die Uhr kümmert, wenn was ausfällt, kommen alle vom Schwarzmeerstrand.«
    Nero wollte etwas sagen, das klang wie ›kenne ich‹, ›ist immer so‹, ›ist ja nichts Neues‹, aber dann war er die Kommentare leid und nickte nur.
    »Wenn die Bahn in Betrieb ist, scannt der Computer permanent die Gruseleffekte, die Abläufe, den Stromverbrauch und so weiter«, berichtete Sandra weiter. »Sollte sich etwas ändern, wird der Spezialist alarmiert. Der schläft während der Wiesn mit dem Handy auf dem Kopfkissen, schätze ich.«
    »Wie kam der Mörder rein, um seine Vorbereitungen zu treffen? Wieder eine Kamera ausgeschaltet? Ohne dass es jemand gemerkt hat? So wie gestern?«
    »Voraussichtlich ist dem Mörder dieses Kunststück gelungen. Nachdem der TÜV alles kontrolliert hatte! Göschner«, Sandra blätterte in ihren Papieren, »druckste herum, als er gefragt wurde, wie die Sicherheit gehandhabt wird.«
    »Also hat er auch an

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