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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
Vom Netzwerk:
Nero an.
    »Kea, was gibt’s?«
    »Störe ich?«
    »Unser Netzwerk ist zusammengebrochen. Wir arbeiten dran, alles wieder aufzubauen. In der Zwischenzeit gönnen wir uns einen Kaffee.«
    Das Wort ›gönnen‹ klang aus Neros Mund wie eine verbale Verfehlung.
    »Du kennst doch deinen Kollegen Marek Weiß«, posaunte ich und ging ins Treppenhaus. Irgendwo oben hörte ich den Oberkommissar rumoren.
    »Und?«
    »Er stiefelt hier mir nichts, dir nichts durch Liliana Bachmanns Haus und steckt seine Nase in jedes Zimmer und in jede Schublade.«
    »Was?«
    »Einen Durchsuchungsbeschluss scheint er nicht zu haben, sonst hätte er mir den bestimmt um die Ohren gehauen.«
    »Wo ist Frau Bachmann?«
    »In Ingolstadt bei Neta. Sie hat mich gebeten, ein paar Sachen für sie zu holen, weil sie dort übernachten wird. Wie werde ich den Parasiten am besten los, Nero?«
    »Sag ihm, er soll verschwinden. Dann sieh zu, dass du selbst Leine ziehst. Ich rufe Sandra an. Sie soll ihren Kollegen zur Räson bringen.«
    »Ich habe den Eindruck, er ist auf Liliana kolossal schlecht zu sprechen.«
    »Mag ja sein. Ich rufe dich später wieder an.«
    Klick, die Leitung war tot. Ich hätte gern erfahren, wann Nero wieder in München sein würde, aber für den Augenblick kam ich zurecht. Ich aktivierte die Handykamera und folgte Marek Weiß, der sich in dem Ex-Jugendzimmer am Notebook zu schaffen machte. Der Rechner lief, und er hackte auf der Tastatur herum.
    »Kuckuck«, zwitscherte ich. Weiß fuhr herum. Ich drückte den Auslöser.
    »Was soll das?«, blökte er.
    »Sie haben hier nichts zu suchen«, sagte ich leise. »Machen Sie, dass Sie wegkommen. Ich weiß genau, wem ich berichten muss.«
    Weiß schien nachzudenken. Er knallte das Notebook zu und kam zu mir herüber. Ich erwartete, dass er ›Petze‹ oder so etwas Pubertäres sagen würde. Aber er drängte sich an mir vorbei und verließ das Haus. Ich hörte die Tür zufallen. Ein Motor sprang an. Ich rannte die Treppe hinunter und riss die Haustür auf. Weiß war abgedampft.
    Komische Nummer, dachte ich, griff nach Lilianas Koffer und warf ihn in den Alfa. Es wurde spät. Die Dämmerung senkte sich über die friedliche Siedlung, in der brave Bürger hinter den Vorhängen lauerten und Listen führten, wer wann kam und wann ging, mit wem oder ohne wen, und wer nicht mehr ging. Ich bekam Heimweh nach der Autobahn. Und nach meinem Haus am toten Ende.

30
    Bianca führte Sandra in ein Vernehmungszimmer. Der Typ, der am Tisch saß, versuchte ein hochtrabendes Grinsen, wirkte aber im Großen und Ganzen ziemlich jämmerlich.
    Sandra warf einen Blick auf ihre Papiere.
    »Sie sind Oliver Stark«, sagte sie und sah auf, um sein unmerkliches Nicken als Bestätigung zu deuten. »Es liegt eine Anzeige gegen Sie vor. ›The Demon‹. Sagt Ihnen das was?«
    Der Mann war schmal, fast knochig. Die tief eingegrabenen Falten zwischen Mundwinkeln und Kinn ließen auf eine Magenkrankheit schließen.
    »Ich bin Hauptkommissarin Sandra Berlin, Soko Geisterbahn.«
    »Sie haben jetzt sicher ziemlich viel Stress«, lächelte Oliver Stark.
    »Sie sind einige Male durch die Geisterbahn gefahren, im Dunkeln ausgestiegen und haben sich in Gondeln gesetzt, in denen nur eine Person saß. Vorzugsweise Mädchen oder Jungen.«
    Stark zuckte die Achseln. »Ich habe den Jungen nicht umgebracht. Von dem Mord redet ganz München. Auf den Gängen hier«, er schlug mit dem Arm aus, »hört man nichts anderes. Die Zeitungen schreiben Kraut und Rüben.«
    Sandra wechselte einen Blick mit Bianca.
    »Sie waren etwa eine Stunde, bevor der Mord passierte und die Bahn zum Stillstand kam, in ›The Demon‹ unterwegs.«
    »Das sagen Sie.«
    »Komm, komm, komm, wir haben Zeugen«, fuhr Bianca Heinrichs dazwischen.
    »Alles erfunden.«
    »Schon mal was von Videoüberwachung gehört?«, schnappte Bianca.
    »Was haben Sie gesehen, als Sie sich eine Stunde vor dem Mord in der Bahn herumtrieben?«, fragte Sandra.
    »Ach, so ist das?« Kleine, braune Augen blickten Sandra lauernd an. »Frau Kommissarin, Sie wollen eine Zusammenarbeit. Ich bin immer gern kooperativ.«
    Sandra setzte sich dem Mann gegenüber an den Tisch. »Drücken Sie sich mal etwas klarer aus.«
    »Sie wollen meine Hilfe. Ich soll Ihnen sagen, wie es da war, in der Bahn. Welche Geister ich gesehen habe. Ist es nicht so?«
    Sandra sah den Schweiß durch sein schütteres Haar rinnen.
    »Würden Sie bitte mal aufstehen?«
    Verblüfft sah Stark sie an.
    »Ja, Sie haben schon

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