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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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ich hörte, was in der Geisterbahn passiert ist. Ich habe einen Sohn verloren. Ich habe alles verloren. Und jetzt …« Sie brach ab. Ich ahnte, was sie sagen wollte: Sie wusste nicht mehr, was sie fühlen sollte. Hatte die Geliebte ihres Mannes jahrelang gehasst. Mit der Mutter des Mordopfers dagegen hatte sie tiefes, ehrliches Mitleid empfunden. Und nun stellte sich heraus, dass beide Personen identisch waren. Was für ein Irrsinn.
    »Ich bin auch spät Mutter geworden. Ich kann sie verstehen!« Liliana riss sich zusammen. »Sie wollte dieses Kind, wie ich meinen Johannes wollte.«
    »Was hat denn Ihr Sohn gesagt, als herauskam, dass sein Vater ein anderes Kind hat?«
    »Johannes wusste es schon vorher.«
    »Wie bitte?«, riefen Weiß und ich gleichzeitig.
    »Ja. Bert nahm Johannes ab und zu mit zu dem kleinen Marius. Er wollte, dass die Brüder eine Beziehung zueinander aufbauen.«
    Vielleicht nicht so dumm, überlegte ich, war aber so schlau, es nicht zu sagen.
    »Was wissen Sie über die Nedopils?«, fragte Marek Weiß und klang wieder ganz wie ein Polizist. Wie Nero, wenn er entschlossen war, auf das einzige Thema zurückzukommen, das zählte.
    »Nichts.«
    »Nichts? Welche Freunde hat Astrid Nedopil? Wo arbeitet sie? Wie sieht es mit ihren Kollegen aus? Welche Freunde hatte der Junge?«
    Liliana weinte. Sie barg ihr Gesicht in ihren Armen auf dem klebrigen Cafeteriatisch. Niemand achtete auf uns. In einem Krankenhaus waren alle mit ihren eigenen Kümmernissen beschäftigt.
    »Lassen Sie sie in Frieden«, sagte ich zu Marek Weiß. »Sie ist am Ende. Und wo die Nedopil arbeitet, das haben Sie doch sicher längst rausgefunden. Marius’ Kumpels waren in ›The Demon‹. Fragen Sie die oder ihre Eltern. Oder diesen Eugen Walt. Kann doch nicht so schwer sein.«
    »Schreiben Sie mir nicht vor, wie ich meine Arbeit zu machen habe!«
    »Verdammt, Frau Bachmann braucht Schutz, keine Anklage.«
    Marek Weiß wurde rot im Gesicht. Er kritzelte etwas auf seinen Block und stand auf: »Frau Bachmann, soweit wir bisher herausgefunden haben, sind Sie unsere Hauptverdächtige. Wir leuchten Ihr Umfeld aus, bis wir wissen, was wir wissen wollen.«
    Er stiefelte davon. Ich brauchte nur Sekunden, um meine Verblüffung zu überwinden. Wie ein Wiesel rannte ich ihm nach.
    »Sie sind ja nicht dicht!«, rief ich ihm nach und erntete das Grinsen eines unverschämt jungen Arztes, der mir mit einem Pappbecher Kaffee in der Faust gerade noch aus dem Weg hüpfte. »Liliana war in der Bahn, als es passierte. In der Geisterbahn. Sie hat niemanden umgebracht.«
    Marek Weiß drehte sich um und kam auf mich zu. Jetzt sah er nicht mehr hilflos aus, sondern knallhart wie ein Panzerknacker.
    »Mäßigen Sie sich in Ihrem Tonfall!«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Das rate ich Ihnen dringend. Frau Bachmann ist die Einzige, die ein Motiv hat. Wer, bitte schön, sollte den Jungen sonst aus dem Weg haben wollen?«
    »Sie kapieren echt überhaupt nichts!«, brach es aus mir heraus. »Schalten Sie mal das Organ ein, das Sie in Ihrem Schädel mit sich herumtragen! Sie hat selbst ein Kind verloren. Glauben Sie, dass sie ein anderes Kind umbringt?«
    »Und dann brauche ich die Bewegungsdaten dieser Neta Kasimir. Wann sie wo war in den letzten Wochen. Vor allem am Tag nach den Aufbauarbeiten auf der Wiesn. Wir suchen einen Mann oder eine Frau von ihrer Statur.«
    Ich kriegte den Mund nicht zu. Erwartete er etwa, ich könnte ihm diese Infos zuschanzen? Keuchend holte ich Atem.
    »Halt! Beamtenbeleidigung kann teuer werden.«
    »Have a break, have a kitkat«, erwiderte ich.

28
    »Vollkommen absurd«, sagte Sandra Berlin. »Du spinnst, Marek.«
    »Aber wir haben niemand anders auf dem Zettel!«
    »Und dann hat sie die Bremsen manipuliert? Am Wagen einer jungen Frau, die ihr in den Wochen der Trauer beisteht? Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Du solltest das Umfeld ausleuchten und sie nicht mit Verdächtigungen plattwalzen!«
    »Wer sonst hat den Jungen auf dem Gewissen?« Marek Weiß riss das Fenster in Sandras Büro auf. »Seine Spezeln? Sein Mathelehrer? Sein Nachbar? Woher weißt du überhaupt, ob die Kasimir nicht auf die Kohle der alten Bachmann aus ist? Arm ist die nicht!«
    Sandra seufzte. Mareks Sozialneid ging ihr gegen den Strich. Dieses Gewinsel: Warum sollen andere etwas haben, wenn ich ein armer Schlucker bin. »Ich weiß. Wir haben nichts.«
    »Die Kasimir hat die passende Figur. Vielleicht sehen wir sie auf den Videos. Die

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