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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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richtig verstanden. Würden Sie bitte mal aufstehen?«
    Er schob umständlich den Stuhl zurück und richtete sich auf.
    »Gehen Sie umher. Einfach so. Zwischen Wand und Wand.«
    »Bevor Sie meckern«, schaltete sich Bianca Heinrichs ein. »Das ist keine Einschüchterung.«
    Stark verzog die Lippen zu einem gequälten Lächeln und ging ein paarmal hin und her. Sehr groß war der Raum nicht. Er brauchte jeweils sechs Schritte.
    »Danke, das genügt.«
    Stark sank wieder auf seinen Stuhl. »Also, wie ist es, Frau Hauptkommissarin?«
    »Was haben Sie gesehen?«, insistierte Sandra.
    »Wo?« Stark lächelte.
    Bianca Heinrichs schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wir können Sie auch eine Weile hierbehalten.«
    »So? Warum eigentlich nicht? Bei zwei so hübschen Ladys …«
    Seine Anzüglichkeit ließ in Sandra Ekel aufsteigen. »Bevor Sie mir ein Angebot machen, mache ich Ihnen eins. Aber keines zu Ihren Gunsten. Ich biete Ihnen lediglich an, die Schlinge um Ihren Hals ein wenig fester zu ziehen.«
    Verständnislosigkeit machte sich auf Starks Gesicht breit.
    Er war es nicht, dachte Sandra. Er ist dumm wie drei Reihen Salat. Kapiert nicht die leiseste Anspielung. Er kann kein Virus programmieren, er kann sich nicht mal ausmalen, wie er ein Kind in der Geisterbahn umbringen würde. Täter wie er lassen sich treiben, nutzen die Gunst oder die Gier einer einzigen Minute. »Sie haben sich am Tatort aufgehalten. Und zwar nicht nur verbotenerweise, sondern Sie haben sich auch noch an Minderjährige herangemacht. Drei Zeugen belasten Sie unabhängig voneinander. Sie sind vorbestraft, Herr Stark«, Sandra raschelte demonstrativ mit ihren Papieren, »und Sie scheinen keinerlei Vorstellung über den Ernst Ihrer Lage zu haben.«
    Oliver Stark wurde blass. Das zudringliche Grinsen purzelte aus seinem Gesicht.
    »Bianca, kommst du kurz mit raus?« Sandra hatte schon die Hand an der Tür. »Sie warten hier.«
    Auf dem Gang riss Sandra das nächstbeste Fenster auf. Sonnenlicht flutete herein. Ein kühler Wind spielte mit den Bäumen in der Mailinger Straße.
    »Schüttel ihn so richtig schön durch«, forderte sie Bianca auf. »Er war’s nicht. Die Figur passt, aber er läuft nach vorn gebeugt. Die Gestalt, die wir auf den Bändern haben, ist drahtiger, schneller, sportlicher. Außerdem ist er zu doof.«
    »Sei dir nicht zu sicher.« Bianca schob die Hände in die Taschen ihrer Motorradhosen. »Er hatte nur ein paar Meter zu gehen. Kann auch was vorgespielt haben.«
    »Trotzdem.« Sandra schüttelte den Kopf. »Kein Motiv. Aber er könnte etwas mitbekommen haben. Denn der Mörder hat sich zur selben Zeit in ›The Demon‹ aufgehalten. Er ist eine knappe Stunde, bevor der Junge starb, in den Technikraum eingedrungen.«
    Sie verabschiedete sich von Bianca und lief eilig den Korridor hinunter. Niemand hat ein Motiv, dachte sie. Außer Liliana Bachmann. Aber das gefällt mir nicht. Warum nur gefällt mir das nicht?
    Ihr Handy klingelte. Die Nummer kam ihr bekannt vor. Dr. Klug. Sie schaltete das Telefon aus.

31
    Marek Weiß prügelte seinen Golf nach Freising. Er nahm die Autobahn, raste auf der linken Spur dahin, 150, 160, überholte einen BMW und hatte gute Lust, dem anzüglich grinsenden Fahrer den Stinkefinger zu zeigen. Aber so weit kam es noch. Nein, er ließ sich nicht gehen.
    Genug, dass die Kollegen, vor allem Sandra, ihn zum Kotzbrocken herabwürdigten. Der einer armen, trauernden Frau auf den Zahn fühlte. Einer musste es ja machen. Seine Chefin hatte ihn sogar dazu aufgefordert. Wobei er spürte, dass Sandra ihren Auftrag anders gemeint hatte. Als er mit der Witwe im Krankenhaus gesprochen hatte, war er sogar froh über die Anwesenheit der Geistertussi gewesen. Deren Aussage zu den Ereignissen in ›The Demon‹ hatte er noch einmal ganz genau studiert. Nero Kellers Geliebte! Wer sollte denn glauben, dass dieser verklemmte Mensch ein solches Vollweib anzog. Marek rekapitulierte die Vernehmung von Liliana Bachmann. Er fand schwer in Gespräche hinein. Daran musste er etwas ändern. Sobald die Konversation einmal lief, sah alles anders aus.
    Ich übernehme gern die Rolle des Arschlochs, dachte er. Er wollte diese Beförderung. Er wollte sie unbedingt. Er musste sich selbst beweisen, dass er es schaffen konnte. Dass er nach oben kam. Nicht nach ganz oben, so ehrgeizig war er nicht. Aber auftrumpfen, so ein bisschen, um den Altvorderen zu zeigen, dass er doch etwas taugte. Und dass es einer von ihnen beim Staat zu was bringen

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