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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Ankunft.«
    Sandra nahm den Schlüssel und stieg die Treppen in den ersten Stock hinauf.

41
    »O mein Gott, hilf mir dieses eine Mal.« Liliana Bachmann ging auf und ab, auf und ab wie ein Eisbär im Käfig. Man hatte uns aus Netas Zimmer auf den Gang bugsiert, denn Liliana hatte einen solchen Trouble veranstaltet, dass eine Schwester uns als Gefahr für das Leben der Patientin eingestuft hatte.
    »Er wird Ihnen helfen.« Für blödsinnige Versprechungen war ich immer gut.
    »Ich habe alle verloren, die ich liebte. Darf ich denn niemanden lieben?« Liliana weinte. Sie war grau im Gesicht. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, um den Tränenstrom zu stoppen. Wozu auch. Die Seele wusste ziemlich genau, wie lange sie weinen musste, um Erleichterung zu finden.
    »Als Bert starb, dachte ich, ich habe kein Recht, jemanden zu lieben. Denn wen auch immer ich liebe, er stirbt!« Verzweifelt presste Liliana die Stirn gegen das Fenster.
    Ich war nicht das Juwel in der Krone, wenn es darum ging, Menschen mit Zuneigung und Einfühlungsvermögen zu beglücken. Aber Liliana erbarmte mich. Ein altmodisches Wort für ein unbekanntes Gefühl! Ich kapselte mich von der Welt ab, wenn ich in meinen Büchern steckte, und passte im Business absolut auf, nicht in das Gefühlsleben meiner Kunden hineingezogen zu werden.
    »Jemand wie Sie, Liliana«, hörte ich mich sagen und erkannte mich selbst kaum wieder, »Sie sind eine so warmherzige, liebevolle Frau. Warum sollten ausgerechnet Sie kein Recht haben, jemanden zu lieben?«
    Sie sah mich aus ihren dunklen Augen an.
    »Danke. Sie sind sehr lieb.« Sie schnäuzte sich und schob das Taschentuch in ihren Pulloverärmel. »Wer hat das getan?«
    »Die Polizei findet es heraus.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher. Die versteifen sich auf aberwitzige Verdächtigungen!« Liliana nahm ihren unruhigen Gang wieder auf.
    »Nun haben sie aber Anhaltspunkte!«, sagte ich. »Ich habe die Ärztin gesehen und ich kann sie beschreiben. Wenn sie Netas Auto manipuliert hat … dann …« Ja, was dann, überlegte ich. Sollte das bedeuten, dass Neta schon bei dem Anschlag in ›The Demon‹ als Opfer ausgeguckt war? Und nicht der Junge? Aber warum?
    Netas Zimmertür öffnete sich. Lilianas Gesicht zerfiel.
    »Sie hat’s gepackt«, sagte der Arzt, kam auf uns zu und fasste Lilianas Hand. »Kann ich Ihnen mit irgendetwas helfen?«
    »Sie lebt?« Liliana sah ihn an, ein zähes, kleines Kraftpaket mit wirrem Haarschopf und ungläubig hoffnungsvollen Augen.
    »Sie lebt und sie schafft’s. Noch ist sie sehr schwach. Bleiben Sie bei ihr.«
    Liliana beachtete mich nicht mehr. Flink wie ein Wiesel verschwand sie in Netas Zimmer.
    »Schlimm, wenn die eigenen Kinder«, begann der Arzt, als sein Piepser ging und er mit einem bedauernden Blick davoneilte. Ich warf einen Blick in das Krankenzimmer. Neta lag da wie zuvor. Genauso blass, genauso bewegungslos. Liliana kauerte an ihrem Bett und strich ihr das Haar aus der Stirn, massierte ihr die Wangen. Sie sah mich nicht, achtete nicht auf die Krankenschwester, die sich um die Infusionsflasche kümmerte. Ihr Blick haftete an Neta.
    Sie liebt sie wirklich wie ein eigenes Kind, dachte ich. Mir kam ein fieser Verdacht. Meine bisherige Devise, wonach die Fantasie ausreichte, um ein zufriedenes Leben zu führen, könnte sich als Fehleinschätzung erweisen. Geschichten konnten nicht alles ersetzen. Man brauchte ein bisschen Wirklichkeit.
    Bevor ich melancholisch werden konnte, tauchte neben mir eine Polizistin auf. »Entschuldigen Sie. Sind Sie Frau Laverde?«
    »Ich komme«, sagte ich.

42
    Sandra spürte ihre Nervenenden vibrieren. Der Fall bekam eine Richtung. Marek Weiß’ unfrohes Gesicht ging ihr auf den Wecker, aber sie hatte keine Zeit, sich über ihn zu ärgern oder den Schnürlregen zu beachten, der sich vor dem Fenster ergoss. Sie hatte zu tun. Den Richter an die Strippe kriegen, die Leute von Freiflugs Abteilung aktivieren, eine Zivilstreife zu Astrids Haus beordern, eine andere zur Wohnung der Schwester. Sie hatte eine direkte Leitung zu den Ermittlern in Ingolstadt. Ihr eigenes Team saß vollzählig vor ihr.
    »Fahndung nach Astrid Nedopil läuft«, sagte Marek. »Handyortung hat nichts gebracht, das Handy ist abgeschaltet.«
    »Ich will die Verbindungsdaten!« Sandra trommelte auf dem Notebookdeckel herum.
    »Kommen sofort.« Marek bohrte die Hände in die Taschen, als wolle er sagen: Hiermit habe ich meine Pflicht und Schuldigkeit getan.
    »Das ist absoluter

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