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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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richtig unterkühlt vor. Möchten Sie einen Tee?«
    »Warum nicht. Was hat Elli denn in Irland gemacht?«
    »Sie ist Physiotherapeutin und hat dort einen Kurs gegeben. In irgendeiner speziellen Behandlungsmethode, die in Irland noch nicht so bekannt ist. Zucker?« In Windeseile hatte Ruth Melker Tassen, eine dampfende Teekanne, Milchkännchen und Zuckerdose auf ihren Küchentisch gezaubert. »Ich finde es klasse, dass sie sich überhaupt auf den Auslandsaufenthalt eingelassen hat. Elli ist Diabetikerin, da ist das Leben kompliziert. Essen nach Plan und so weiter. Bedienen Sie sich.«
    »Astrid hat also gestern für ihre Schwester eingekauft?«
    »Ja, sie war den ganzen Tag unterwegs, hat sich richtig Mühe gegeben. Sie braucht auch Ablenkung, nach dem, was mit ihrem Sohn …« Ruth Melker legte den Kopf schief. »Sie leiten die Soko Geisterbahn, richtig? Ich habe Ihr Foto in der Zeitung gesehen.«
    Sandra nickte.
    »Wie schrecklich das alles ist! Und nun kommen Sie, um Astrid Bericht zu erstatten?«
    »So ist es.« Sandra atmete tief durch.
    »Astrid hat das Herz am rechten Fleck, auch wenn man nicht leicht Zugang zu ihr findet. Das war aber auch eine dumme Männergeschichte, auf die sie sich da eingelassen hatte. Bert hatte ihr versprochen, er würde sich scheiden lassen, sobald das Kind auf der Welt ist, aber dann hat er es sich anders überlegt. So sind die Männer.« Sie lachte auf. »Na, meiner ist o. k., ich kann mich nicht beschweren.«
    »Nein.«
    »Astrid hat all die Jahre auf Bert gewartet. Gehofft, er würde sich doch noch für sie entscheiden. Er hatte ihr gesagt, dass sie ihm alles bedeutete, seine Frau dagegen nichts mehr, das sei alles eingeschlafen. Er kam regelmäßig zu Astrid. Sie hat geduldig auf ihn gewartet und war bereit für ihn, sobald er Zeit hatte. Astrid berichtete ihrer Schwester immer haarklein, was mit Bert los war, und Elli kotzte sich dann bei mir aus. Sie hat ihrer Schwester x-mal ins Gewissen geredet, sie solle den Typen vergessen und sich einen anderen Mann suchen. Der Typ hätte sich nie scheiden lassen. Wahrscheinlich hat seine Frau ihn unter Druck gesetzt. Ach, was weiß ich, was den Kerlen da immer im Kopf rumgeht. Und dann starb Bert. Ganz plötzlich. Seine Frau hat Astrid nicht zu ihm gelassen, als er im Krankenhaus war. Muss eine ziemliche Hexe sein!«
    Das Kleinkind kam zum Tisch gekrabbelt und grinste ein stolzes, zahnloses Lachen. »Unser Robin. Ein Sonnenschein!« Ruth lächelte. »Aber mein Leben ist ziemlich eintönig geworden. Da ist es ganz gut, wenn um einen herum ein bisschen Abwechslung herrscht.« Sie wurde rot. »Also, ich meine, wenn Elli wieder hier ist, habe ich jemanden zum Ratschen! Entschuldigen Sie. Ich habe den Tee ganz vergessen, vor lauter Erzählen! Wobei«, sie goss Sandra Tee ein, »Astrid war ja ab und zu hier in diesen letzten Monaten.«
    »Bei Ihnen?«
    »Oben bei Elli. Hat sauber gemacht und sich um die Wohnung gekümmert. Ich habe gesagt, die Pflanzen könnte ich schon gießen, so viel Zeit habe ich, wo ich doch zwei Jahre mit Robin daheim bleiben will. Aber Astrid meinte, sie macht das gern. Und dann kam sie plötzlich ganz oft, jeden Tag, und blieb auch ziemlich lang. Manchmal die halbe Nacht.«
    »Wann war das? Und könnten Sie mir mal die Milch …«
    »Das ist noch nicht so lange her«, erwiderte Ruth und reichte Sandra das Milchkännchen. »Ein paar Tage, bevor das mit Marius passierte. Fünf, sechs Tage vorher. Mein Mann und ich, wir haben uns gewundert, warum sie so lange blieb und was sie da machte, aber es geht uns ja nichts an. Elli ist unsere Mieterin, mit der kommen wir aus, die wollen wir auch gern behalten.«
    »Ja, es ist nicht leicht, anständige Mieter zu finden.«
    »Eben.«
    »Kann ich mich oben mal umsehen?«
    »Bei Elli?« Ruth zögerte.
    »Routine. Wir versuchen, uns ein möglichst umfassendes Bild des Opfers zu machen. War Marius denn mal hier? Bei seiner Tante?«
    »Ja, Elli hat ein sehr herzliches Verhältnis zu dem Jungen. Hatte. Mein Gott! Auch für Elli muss es ein grauenhafter Schock gewesen sein. Ich glaube, sie kommt ein paar Wochen früher heim, als sie ursprünglich vorhatte, um Astrid beizustehen. Und natürlich wegen der Beerdigung. Schauen Sie sich mal bei Facebook um! Wie süß Marius sich da vorstellt. Mit Fotos von seiner Familie, seinem Vater, seiner Mutter, seiner Tante … und nun …« Ruth Melker holte einen Schlüssel. »Hier, gehen Sie nach oben. Astrid hat schon alles hergerichtet für Ellis

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