Wikinger der Liebe
Schulter und gratulierte ihm zu seinem klugen Entschluss.
Erst danach bemerkte er die Anwesenheit Darias und des Priesters, die etwas abseits standen. Wie üblich schauten die beiden ziemlich finster drein. Nun, wenigstens waren sie am Kai erschienen. Zunächst fand er keine Gelegenheit, mit ihnen zu sprechen, weil das jung vermählte Paar von Gratulanten umringt wurde. Ein Stallknecht hatte zwei Pferde aus der Festung heruntergebracht. Die Stute für Krysta ignorierte Hawk, hob seine Frau in den Sattel seines Hengstes und stieg hinter ihr auf. Mit dieser Geste entfesselte er neues Jubelgeschrei. Auf dem Ritt durch die Stadt wurde das Paar mit Blütenblättern bestreut. Mehrere Kinder reichten Krysta kleine Sträuße. Bald häufte sich eine bunte Blumenpracht auf ihren Knien. Freudestrahlend bedankte sie sich bei den Kindern und winkte ihren neuen Untertanen zu.
Hawks Stolz auf seine Gemahlin und sein Glück kannten keine Grenzen. Trotzdem begann ein seltsamer Zweifel an ihm zu nagen. Er brachte Krysta in seine Gemächer, die sie von jetzt an gemeinsam bewohnen würden, dann ging er zu Edvard und ließ sich berichten, was während seiner Abwesenheit geschehen war. Etwas später, als er sich für ein paar Minuten in der Sauna entspannte, wurde ihm der Grund seiner Sorge bewusst.
Mit aller Macht und völlig unerwartet hatte die Liebe sein Herz erobert. Eine übergroße Liebe, die seinem Leben einen Sinn gab und ihm sogar half - solchen Gedanken verschloss er sich nicht länger -, Gottes Absichten zu verstehen. Fast mühelos hatte er alle Probleme aus dem Weg geräumt und den Sieg der Liebe genossen. Darüber würde er sich freuen, müsste er nicht an seine bitteren Erfahrungen denken.
Nichts war ihm jemals in den Schoß gefallen. Für sein geliebtes Land hatte er hart gekämpft und geblutet. Um die geliebte Frau für sich zu gewinnen, hatte er ein bisschen Geduld gebraucht. Und nur einen einzigen Feind niedergestreckt.
Zu einfach.
Seufzend schüttelte er den Kopf. Was für törichte Gedanken. Natürlich, das Leben war unsicher und voller Gefahren. Aber er hatte Krysta geheiratet und unversehrt nach Hause gebracht. Warum fürchtete er jetzt wie ein alter Mann irgendwelche vagen Schatten?
Aber ein bestimmter Schatten nahm eine deutlich erkennbare Gestalt an: der dünne, hässliche Schatten, den seine Halbschwester auf seine Freude warf. Jahrelang hatte Daria seinen Haushalt geführt. Und jetzt musste sie ihre Macht an seine Gemahlin abtreten. Darunter würde jede normal veranlagte Frau leiden. Daria aber würde die einschneidende Veränderung hassen.
Die Dänen würde er lieber bekämpfen als seine Halbschwester. Aber er wollte die Auseinandersetzung möglichst schnell hinter sich bringen, Krysta zuliebe, die einmal erwähnt hatte, es würde ihr einige Schwierigkeiten bereiten, ihre rechtmäßige Position im Haushalt ihres Ehemanns einzunehmen. Entschlossen stand er von der Bank in der Sauna auf und übergoss seinen Körper mit kaltem Wasser, zog sich an und ging auf die Suche nach Daria.
Er fand sie in der Kapelle. Aus einem sonderbaren Gefühl heraus glaubte er, sie hätte gehofft, er würde sie in diesem halb- dunklen, von Weihrauchduft erfüllten Raum aufspüren. Den Kopf gesenkt, die Hände gefaltet, vertiefte sie sich in ihr Gebet: das Musterbeispiel einer rechtschaffenen, gottesfürchtigen Frau.
Obwohl sie den Eindruck erweckte, sie hätte seine Ankunft nicht bemerkt, konnte sie seine hellwachen Sinne keine Sekunde lang täuschen. Erwies er ihr einen schlechten Dienst? Vielleicht durfte er trotz ihres unliebsamen Wesens nicht an ihrer aufrichtigen Frömmigkeit zweifeln. Doch das machte keinen Unterschied. Auf ihr Verhalten kam es an, und das fand er eher unchristlich.
Als würde sie aus tiefer Trance erwachen, hob sie den Kopf, drehte sich langsam um und blinzelte mehrmals. Zunächst schien sie ihn nicht zu sehen, dann lächelte sie entschuldigend. »Habe ich dich warten lassen, lieber Bruder? Verzeih mir.«
Mit ihrer Heuchelei stellte sie seine Geduld auf eine harte Probe, was er nicht verhehlte. »Bittest du um Vergebung, weil du gebetet hast? Das glaube ich nicht. Hätte ich zu lange warten müssen, wäre ich gegangen.«
Darias gerunzelte Stirn hielt er für die erste ehrliche Gefühlsäußerung seit seiner Ankunft in der Kapelle. Steifbeinig und ächzend erhob sie sich von den Knien. Auf diese Weise pflegte sie ihre Leiden zu bekunden, die sie niemals erwähnte, weil eine vornehme Lady nicht über
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