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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Freundin! Wo zum Teufel habt ihr gesteckt?«
    Offenbar störte es Thorgold nicht im Mindesten, in der Luft zu hängen. Mit spitzen Fingern zog er einen Grashalm zwischen seinen Zähnen hervor und erwiderte: »Natürlich mussten wir uns unsichtbar machen, zumindest, bis Eure Wut verfliegen würde, Mylord.«
    »Dann hast du den falschen Augenblick gewählt, um wieder aufzutauchen, denn jetzt bin ich zorniger denn je. Heiliger Himmel, Mann, was glaubst du, was sie getan hat?«
    »Sie sagte, sie würde Euch nicht heiraten.«
    »Wieso weißt du das? Hast du dich irgendwo in meiner Nähe herumgetrieben, bevor ich sie in ihrem Zimmer einsperren ließ?«
    »Keineswegs. Eine halbe Meile außerhalb Eurer Stadt gibt’s eine hübsche Brücke... Nun, das spielt keine Rolle. Allzu lange war die Lady nicht gefangen.«
    »Weil ich hierher beordert wurde. Während meiner Abwesenheit konnte ich ihr nicht zumuten, hinter Schloss und Riegel auszuharren.«
    »Doch, das konntet Ihr. Aber Ihr wolltet Euch nicht von ihr trennen.«
    Hawk versuchte gar nicht erst, dem kleinen Mann zu widersprechen. Seufzend stellte er ihn auf die Beine und wollte sich zur Ruhe zwingen. Stattdessen empfand er wachsende Verzweiflung. »Weil ich ein Narr bin.«
    »Die Liebe verwandelt alle Sterblichen in Narren.«
    »Wer behauptet denn, ich würde sie lieben?«
    »Ihr ganz sicher nicht. Der Lady habt Ihr’s nicht gestanden, oder? Warum nicht? Das möchte ich gern wissen.«
    »Soll ich eine solche Waffe in ihre Hände legen? Bist du verrückt, Mann? Sie quält mich schon zur Genüge. Dauernd benebelt sie mein Gehirn, und ich will’s nicht noch schlimmer machen.«
    Thorgold bemühte sich nicht, seine Gefühle zu verbergen. Als er in schallendes Gelächter ausbrach, krächzten die Raben noch lauter. Vergnügt schlug er sich auf die Schenkel. »Ja, da habt Ihr Euch treffend beschrieben - ein benebeltes Gehirn! Oh, das muss ich mir merken!«
    »Das finde ich gar nicht komisch!«, protestierte Hawk. »Stell dir vor, sie schüttete der Königin ihr Herz aus, und die will ihr helfen. Womöglich werde ich Krysta verlieren...« Abrupt verstummte Hawk und runzelte die Stirn. »Und wenn schon? Soll sie sich doch in einem Kloster verkriechen! Wer braucht denn eine Ehefrau, die immer nur Ärger macht?«
    »Ihr, Mylord. Aber da müsst Ihr selber draufkommen«, fügte Thorgold hinzu und wandte sich zum Gehen.
    Blitzschnell packte Hawk ihn an der Lederweste und betrachtete geistesabwesend die merkwürdigen Dinge, die daran hingen - mehrere Broschen, Gürtelschnallen, bunte Armreifen und Perlen, Nadeln in allen Größen, glitzernde Kristalle in winzigen durchsichtigen Beuteln, Federn. Und der ganze Tand baumelte hin und her, wenn sich der Besitzer bewegte. »Hast du Krysta diese alberne Geschichte über ihre Mutter erzählt? Du und die alte Frau? Warum?«
    »Eine alberne Geschichte? Glaubt Ihr das, Mylord? Was hätten wir denn sonst erzählen sollen?«
    »Die Wahrheit.«
    Als Hawk die Weste losließ, drehte Thorgold den Kopf nach allen Seiten. »Welche Wahrheit?«
    »Da gibt’s nur eine.«
    »Tatsächlich? In was für einer schlichten Welt Ihr lebt! Manchmal muss das ganz angenehm sein. Aber ich weiß nicht recht. Wahrscheinlich würde ich mich bald langweilen.«
    »Red keinen Unsinn, und verrate mir, was wirklich mit Krystas Mutter geschehen ist.«
    »Sie wurde ins Meer gerufen.«
    Erschrocken hielt Hawk den Atem an. Selbstmord war eine schwere Sünde. Hatte sich Krystas Mutter umgebracht? »Was sagst du da?«
    »Dass sie ins Meer gerufen wurde.«
    »Und was heißt das? Nahm sie sich das Leben?«
    Thorgold seufzte tief auf. »Im Meer wimmelt’s von Leben. Als Seefahrer müsstet Ihr das wissen.«
    »Großer Gott, du verstehst sehr gut, was ich meine! Keine sterbliche Frau kann unter Wasser überleben.«
    Eine Zeit lang spähte Thorgold schweigend unter buschigen Brauen hervor, bevor er entgegnete: »Und wenn sie eine Sterbliche mit seltenen Talenten war, wenn sie Geschöpfe aus einem anderen Reich in diese Welt holen konnte? Wenn sie dank dieser Gabe in jene andere Region gerufen wurde, weil sie ihre Verzweiflung nicht mehr ertrug?«
    Nachdenklich starrte Hawk vor sich hin. Auch er kannte eine Frau, die unter solchen Talenten litt - seine Schwester Cymbra. Trotzdem erwiderte er: »Im Meer kann kein Mensch am Leben bleiben. Nicht einmal dann, wenn er’s mit aller Macht wünscht.«
    »Ah, das wollen die Leute gar nicht, weil sie glauben, dazu wären sie unfähig. Seit ihrer

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