Wikinger meiner Träume
er zugänglicher. Langsam trat sie näher und begnügte sich vorerst damit, ihn zu betrachten. Zu ihrer eigenen Verblüffung kannte sie keine Bedenken. Die hätte sie hegen müssen, denn sie erlebte einen solchen Moment zum ersten Mal. Trotzdem zögerte sie nicht, weil sie einer viel zu düsteren Zukunft entgegenblickte. Wenn sie schon nichts Besseres erwarten durfte - diese Nacht würde ihr gehören.
Und dieser Mann.
Als er sich bewegte, lenkte er ihren Blick auf seinen Körper. Sie atmete die frische Nachtluft ein, und jenes erstaunliche wilde Verlangen regte sich erneut in ihrem Blut. O ja, sie würde ihm alles schenken. Zum Teufel mit Ehre und Pflichtbewusstsein und den übrigen Moralbegriffen! Nur sie allein bestimmte über ihr Leben, zumindest in diesen Stunden.
Aber wie sollte sie beginnen? Noch nie hatte sie einen Mann berührt, abgesehen von harmlosen Zärtlichkeiten, mit Thurlow ausgetauscht. Und außer jenem unschicklichen, betörenden Kuss, dessen sanfte, verhaltene Leidenschaft sie hierher gelockt hatte...
Also noch ein Kuss. Sie kniete neben ihm nieder. Dabei fiel eine ihrer Locken auf seine Stirn. Vorsichtig strich sie ihr Haar beiseite. Als er sich nicht bewegte, fasste sie Mut und neigte ihren Kopf hinab.
Obwohl im Schlaf entspannt, fühlten sich seine Lippen verführerisch an. Ganz behutsam berührte sie seinen Mund mit ihrem, ein Schmetterlingsflügel schien ihn zu streifen. Die Wärme, die er ausstrahlte, erhitzte ihren ganzen Körper. Oder vielleicht erfüllte die Glut bereits ihr Inneres, und der begehrenswerte Mann war der Funke, der sie entzündete.
Wie die Sonne den Himmel entflammt, dachte sie und verstärkte den Druck ihrer Lippen - nur ein wenig, immer noch sachte. Diesmal regte er sich, hob eine Hand seines ausgestreckten Arms und ließ sie wieder sinken.
Rycca lächelte an seinen Lippen, legte sich zu ihm und streichelte den nackten Arm. Unter ihren Fingern vibrierten seine Muskeln. Ihre Faszination wuchs. Niemals hätte sie sich träumen lassen, sie wäre so kühn, einen Mann aufreizend zu liebkosen. Die Frauen wurden von den Männern einfach gepackt, gedankenlos genommen, manchmal misshandelt. Denn die Herren der Schöpfung glaubten, der Körper einer Frau würde ihr nicht gehören. Ein männlicher Körper - das war etwas anderes. Sogar ein ganz gewöhnlicher Bauer hielt sich für den König seiner Hütte. Wehe dem, der daran zweifelte...
Aber jetzt ergriff sie die Initiative, wenn sie auch nicht wusste, wie sie vorgehen sollte. Bedauerlicherweise war er bekleidet, mit der Tunika, die er nach seinem Bad angezogen hatte. In der eher milden Nachtluft hatte er auf eine Decke verzichtet. Ryccas Hand glitt über seine breiten Schultern und die Brust, die sich wie ein sonnenwarmer Felsen anfühlte. Nur aus Sehnen und harten Muskeln schien er zu bestehen.
Ihr Wagemut beschleunigte ihre Herzschläge, während sie über seine Schenkel strich und die feinen Härchen ihre Handflächen kitzelten. Am Saum der Tunika zauderte sie. Wie einfach wäre es, das Gewand nach oben zu schieben und... Ryccas Wangen brannten. Nein, das wäre zu dreist.
Seufzend schüttelte sie den Kopf, und ihre kupferroten Locken streiften seine Brust. Wie immer wurde sie von der unausweichlichen Wahrheit gefangen genommen und nicht losgelassen. Mit ihrem Entschluss, das Schicksal nicht zu erdulden, das ihr die Familie zudachte, hatte sie die Grenzen der Schicklichkeit bereits überschritten. Und nun betrat sie in ihrer Kühnheit ein neues Reich, wo sich Verzweiflung und Sehnsucht kaum unterschieden.
Welch ein schöner Mann! So wundervolle Erinnerungen würden sie in der kalten, dunklen Zukunft wärmen.
Wenn ich mich schamlos verhalte - sei's drum, dachte sie, erhob sich hastig auf die Knie, ehe sie ihre Entscheidung zu widerrufen vermochte, und zerrte das Nachthemd über ihren Kopf. Kühle Luft berührte ihre Haut. Doch das spürte sie nicht. Zu heiß loderte das Feuer in ihrem Körper. Sie umfasste seine Hand und zog sie an ihren Busen.
Nur ein Traum - ein erotischer Traum, vom Wein heraufbeschworen ... Und doch, irgendwie anders... Dragon verfügte über einen reichlichen Schatz an sinnlichen Erfahrungen, auf die er zurückgreifen konnte. Aber das schien nicht zu geschehen. Eigentlich müsste er träumen, er würde sich in Byzanz auf einem seidenen Diwan rekeln und die exquisiten Liebeskünste einer schönen Huri genießen - oder die Tscherkessin mit dem feuerroten Haar umarmen - oder die gelenkige Nubierin,
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