Wikinger meiner Träume
hätten...
»Auf dem Weg hierher erlitt ich einen Unfall, und Lord Dragon war so freundlich, mir beizustehen.«
Vater Desmond nickte lächelnd. »Vom Jarl hört man nur Gutes, und ich glaube, er zählt zu Hawks besten Freunden.«
»Heutzutage ist die Freundschaft zwischen Norwegern und Angelsachsen große Mode.«
»Glaubt Ihr das?« Der Priester schaute sie prüfend an. »Obwohl ich einige Jahre am königlichen Hof verbrachte, verstehe ich nichts von der Mode. Für solche Dinge fand ich keine Zeit.«
»Diese Freundschaft beruht auf dem Bündnis, auf das man sehr viel Wert legt.«
»Warum auch nicht? Wir alle sehnen uns nach Frieden.«
Wehmütig lächelte sie den Priester an. »Wenn es Euch auch überraschen mag, Vater Desmond - gewisse Leute würden den Krieg vorziehen. Und was haltet Ihr von dem Bündnis? Meint Ihr, die Wikinger wollen den Frieden zwischen den beiden Völkern tatsächlich einhalten?«
Darüber dachte er eine Weile nach, dann nickte er. »O ja, ich denke schon. Die Bewohner von Vestfold wünschen den Frieden. Außerdem vermute ich, das Bündnis soll den Dänen klar machen, sie würden - falls sie begierige Blicke nach Vestfold richten - auf erbitterten Widerstand stoßen. Auch hier, an der dänischen Südflanke, würden die Angelsachen gegen sie kämpfen. Und die Dänen streben wohl kaum einen Krieg zwischen zwei Fronten an.«
»Und wenn die Norweger und Dänen stattdessen beschließen, England gemeinsam anzugreifen? Immerhin haben sie mehr gemeinsam als die Wikinger und die Angelsachsen. Sie sprechen dieselbe Sprache, verehren dieselben Götter, achten dieselben Sitten und Gebräuche. Sicher würde ein solches Bündnis nahe liegen.«
»Sieht so aus«, stimmte Vater Desmond zu. »Aber die Dänen und die Norweger sind auch Konkurrenten, was Gebietsansprüche, Fischgründe und Handelswege betrifft. Übrigens sollen möglichst viele Ehen zwischen Norwegern und Angelsachsen die kulturellen Unterschiede überbrücken. Eure Heirat wird die dritte sein, Mylady. Dem Frieden zuliebe knüpft man familiäre Bande.«
»Hoffentlich habt Ihr Recht«, seufzte Rycca leise.
Vater Desmond reichte ihr seine Hand, und sie stand auf. Seite an Seite knieten sie vor dem Altar nieder, und er begann zu beten. Seine sanfte Stimme führte Rycca in ein Reich voller Ruhe und Stille. Nie hätte sie sich träumen lassen, sie würde einen solchen Ort jemals betreten. Für ein paar Minuten fand auch ihre Seele ein bisschen Frieden.
Danach gab es nichts mehr zu besprechen, und sie kehrten in die Haupthalle zurück.
Dragon beobachtete Ryccas Ankunft. So wie vorhin, während sie die Treppe herabgestiegen war, sah er eine Vision voller weiblicher Anmut und Schönheit, die ihm den Atem nahm. Zum Teufel mit ihr... Beinahe überwältigte ihn ein drängendes, wildes Verlangen,*und er verfluchte sein hitziges Blut. Dann versuchte er sich zur Ruhe zu zwingen. Unglaublich - nachdem er so viele Schlachten kalten Herzens überstanden hatte, schmerzte seine Brust, als würde sie von Stahlbändern zerquetscht, und seine Handflächen schwitzten.
Was hatte sie dem Priester erzählt?
Hawk behauptete, Vater Desmond könne die Trauung nur vornehmen, wenn die Braut einverstanden sei. Hatte es jemals eine widerwilligere Braut gegeben?
Obwohl er Ryccas Blick suchte, weigerte sie sich, ihn anzuschauen. Aber der Priester lächelte, nickte Dragon zu und wandte sich an Hawk.
»Alles in Ordnung. Soll die Zeremonie beginnen?«
»Ja, unverzüglich«, antwortete Hawk und verbarg seine Erleichterung. Davon ließ sich Dragon nicht täuschen. Bis zu diesem Augenblick war nicht einmal der Lord of Essex sicher gewesen, ob sein Freund tatsächlich heiraten würde.
Krysta eilte an Ryccas Seite. Leise sprach sie mit ihr und führte sie in einen kleinen Nebenraum. Hier musste die Braut warten, während sich die Gäste, Rudyard Wolscroft mit seinem Gefolge und ein grimmiger Bräutigam in der Kapelle versammelten.
Als Dragon dem Geistlichen folgte, wurde ihm die ganze Tragweite der Situation bewusst. Also würde er Rycca wirklich und wahrhaftig zur Frau nehmen. In einer langen schlaflosen Nacht hatte er darüber nachgedacht und sich gefragt, warum er auf dieser Heirat beharrte. Seine Verlobte hatte ihn betrogen - mit ihm selbst, gewiss. Trotzdem war es ein Betrug, nicht nur mit ihrem Körper, sondern auch - was er noch schlimmer fand - mit ihrem Geist begangen.
Für so mutig hatte er sie gehalten und dann ihre Feigheit erkannt. Die Qualen der
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