Wikinger meiner Träume
Schoß zurechtzurücken. Vorhin hatte Wolf ihr das Kind gebracht und Rycca überrascht, weil er so gut mit seinem Sohn umgehen konnte. Sie entsann sich, wie Cymbra ihr empfohlen hatte, ihn nicht zu »beachten«. Nein, sie würde sich nicht von diesem formidablen Krieger überwältigen lassen. Stattdessen blickte sie hinter die Fassade und sah einen Mann, der seine Frau und sein Kind abgöttisch liebte. Dass er davongeeilt war, um gegen Dragon zu kämpfen, beunruhigte sie ein bisschen - insbesondere, weil der eine ebenso eifrig nach dem Sieg strebte wie der andere. Doch sie tröstete sich mit dem Gedanken, die beiden müssten schon oft die Klingen gekreuzt haben, ohne einander ernsthaft zu verletzen.
Außerdem war sie fasziniert von Cymbras Geschichte, und so verdrängte sie ihre Sorge.
»Vor etwa zwei Jahren«, fuhr Cymbra fort, »entschied Wolf, ein Bündnis zwischen den Norwegern und Angelsachsen würde die Dänen in Schach halten. Um diesem Zweck zu dienen, wollte er mich heiraten. In einem Brief an meinen Bruder hielt er um meine Hand an. Das gefiel Daria ganz und gar nicht. Mit der Hilfe Vater Elberts, eines verräterischen Hauspriesters, fing sie den schriftlichen Heiratsantrag ab und stahl Hawks Siegel. Dann schrieb sie Wolf in Hawks und meinem Namen, lehnte das Ansinnen ab und beleidigte ihn zutiefst. Wie er sich daraufhin verhalten würde, war vorauszusehen. Aber Daria hegte keine Bedenken.«
»Und was hat er getan?« Vergeblich bemühte sich Rycca, den atemlosen Klang ihrer Stimme zu unterdrücken.
Mit einem träumerischen Lächeln erwiderte Cymbra: »Er kam nach Essex und entführte mich heimlich. Erst nach unserer Hochzeit teilte er meinem Bruder mit, wo ich zu finden sei. Natürlich war Hawk wütend und besorgt. Er segelte nach Sciringesheal, wo ich mein Bestes tat, um ihn von meinem Eheglück zu überzeugen. Bedauerlicherweise glaubte er mir nicht. So sind die Männer nun einmal - starrsinnig und anmaßend. Eins führte zum anderen, und Hawk holte mich nach Essex zurück. Um diese Zeit begann der Winter, und es dauerte Monate, bis Wolf mir folgen konnte. Mittlerweile hatte Hawk seinen Irrtum erkannt. Als Wolf in Hawkforte eintraf, versöhnten sich die beiden. Ein Glück, denn ich war gerade Mutter geworden.« Liebevoll streichelte sie ihren schläfrigen Sohn. »Und ich hatte wahrlich keine Lust, mich über die Dummheiten eigenwilliger Männer zu ärgern. Während wir in Hawkforte warteten, bis ich neue Kräfte sammelte und die Rückreise antreten konnte, schlug Wolf vor, auch Hawk und Dragon sollten Ehen schließen, die dem Bündnis nutzen würden.«
»Sicher gerieten die beiden in helle Begeisterung«, bemerkte Rycca ironisch, und Cymbra lachte.
»Genauso gut hätte er sie auffordern können, in heißem Öl zu sieden. Hawk sträubte sich besonders hartnäckig gegen Wolfs Wunsch. Ein paar Jahre zuvor war er schon einmal verheiratet gewesen. Damit verband er keine angenehmen Erinnerungen. Aber ich muss sagen, Krysta belehrte meinen Bruder viel schneller eines Besseren, als ich es für möglich gehalten hätte.«
»Weißt du, wie sie das anfing?« Rycca hoffte, sie würde nicht allzu neugierig wirken.
»O ja, sogar ganz genau.« Lächelnd musterte Cymbra ihre Schwägerin. »Sie liebte ihn.«
»War das alles? Sie liebte ihn einfach nur?«
»Offen gestanden, ich glaube, außerdem hatte sie ihn maßlos geärgert und verwirrt. Das alles trug sicher zu Krystas Erfolg bei. Aber sie soll dir die Geschichte selber erzählen, was sie sicher tun wird, sobald sich eine Gelegenheit ergibt. Befassen wir uns wieder mit Daria.«
Seufzend starrte Cymbra ins Leere.
»Bei unserer Rückkehr nach Sciringesheal wussten Wolf und ich noch immer nicht, wer jenen gefälschten Brief abgeschickt hatte. In der Zwischenzeit war Hawks Ehe arrangiert worden. Krysta reiste nach Hawkforte und heiratete meinen Bruder. Aber Daria bemühte sich immer noch, das Bündnis zwischen den Norwegern und den Angelsachsen zu zerstören, aus abgrundtiefem Hass gegen den König. Sie glaubte, dieses Abkommen würde ihn im Kampf gegen die Dänen stärken, was natürlich stimmt. Deshalb beschloss sie, Krysta zu töten und das Verbrechen Hawk anzulasten.«
»Tatsächlich? Sie wollte Krysta umbringen?«
»Allerdings. Daria dachte, wenn ein angelsächsischer Lord seine norwegische Gemahlin ermordet, wäre das Bündnis zum Scheitern verurteilt. Damit hätte sie wahrscheinlich Recht behalten. Glücklicherweise überlebte Krysta den Anschlag.
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