Wikinger meiner Träume
Nachdem Darias und Vater Elberts Schuld erwiesen war, wurde der Priester den kirchlichen Behörden übergeben, und Hawk schickte unsere Halbschwester in ein Kloster. Dort lebt sie bis zum heutigen Tag.«
Vor Entsetzen über diese Frau, die in ihrem Hass so viel Unheil angerichtet hatte, hielt Rycca den Atem an. Jetzt holte sie tief Luft. »Wie schrecklich muss das für euch alle gewesen sein! Arme Lady Krysta! Unter solchen Umständen zu heiraten - und dann in tödlicher Gefahr zu schweben... O Gott, jetzt schäme ich mich meines Widerstrebens und der Schwierigkeiten, die ich heraufbeschwor...«
»Schwierigkeiten? Davon weiß ich nichts.«
Rycca schaute zu den Frauen hinüber, die in einem anderen Teil des Küchenraums arbeiteten, und senkte die Stimme. »Vielleicht will Dragon das alles geheim halten.«
»Dann solltest du schweigen.« In sanftem Ton fuhr Cymbra fort: »Aber wenn du mir dein Herz ausschütten möchtest, werde ich dein Vertrauen nicht missbrauchen.«
Die Wahrheit. Reine, lautere Wahrheit.
Während Rycca diese Erkenntnis gewann, runzelte Cymbra plötzlich die Stirn. »Was war das?«, fragte sie verwirrt und schien mit sich selbst zu besprechen.
»Was?«
Cymbra lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und umarmte ihren schlafenden Sohn etwas fester. Aber sie ließ Rycca nicht aus den Augen. »Eben fühlte ich etwas. Und ich glaube, es kam von dir.«
Unmöglich. Und doch... Die Wahrheit.
»Jetzt wieder...« Eindringlich schaute Cymbra in Ryccas Augen. »Ja, das bist du.«
»Nein.« Rycca sprang so hastig auf, dass sie beinahe ihren Stuhl umwarf. »Bitte, entschuldige mich - ich muss nach eurer Unterkunft sehen.«
Während sie aus der Küche floh, wünschte sie verzweifelt, sie könnte sich von ihrem seltsamen, beängstigenden Wesen befreien.
Allzu lange konnte sie sich nicht verstecken, und sie war auch nicht so dumm, das zu versuchen. Bald danach fasste sie sich und entschied, wie sie sich verhalten würde. Zuerst wollte sie sich bei Cymbra entschuldigen und erklären, die Ankunft der Gäste habe sie etwas durcheinander gebracht. Normalerweise würde sie sich nicht so albern benehmen. Und dann würde sie der Schwägerin tunlichst aus dem Weg gehen -ganz egal, wie lange Wolf und seine Frau in Landsende zu bleiben gedachten. Dass die Freundschaft, so spontan entstanden, im Keim erstickt wurde, zählte nur zu den vielen Enttäuschungen in ihrem Leben, an die sie gewöhnt war.
Zufrieden mit ihrem Plan, dachte sie nur flüchtig über Cymbras Fähigkeit nach, die Gefühle anderer Menschen zu erkennen. Vielleicht gehörte so etwas einfach dazu, wenn man so bildschön und klug war.
Wolf, Dragon und die anderen Krieger hielten sich immer noch auf dem Turnierplatz auf, wo der Kampf mit den kostbaren maurischen Schwertern im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit stand. Dafür war Rycca dankbar. Magda und ihre Gehilfinnen bereiteten das Festmahl zu Ehren Lord Wolfs und seiner Gemahlin vor.
Da Rycca nichts zur Küchenarbeit beitragen konnte, wollte sie sich zurückziehen, bis ihre Anwesenheit verlangt wurde.
Sie wählte das Ufer des Teichs, in dem sie mit Dragon geschwommen war - vor einer halben Ewigkeit, wie es ihr jetzt vorkam. Von ein paar Seevögeln abgesehen, war sie allein. Aber nicht lange. Nur wenige Minuten verstrichen, bis Cymbra den Hang herabstieg, ihren kleinen Sohn im Arm. Ohne Rücksicht auf ihr kostbares Kleid setzte sie sich neben Rycca ins feuchte Gras und hielt Lion auf ihrem Schoß fest. »Ich weiß, du willst allein sein. Verzeih mir, dass ich deinen Wunsch missachte. Aber ich muss dir etwas sagen.«
Unsicher umfing Rycca ihre angezogenen Knie und starrte ins Wasser. »Wieso wusstest du, wo ich bin?«
»Wann immer Wolf und ich Landsende besuchen, ist das unser Lieblingsplatz. Und ich dachte, er müsste auch dir und Dragon gefallen.«
»Gestern hat er mich in diesem Teich schwimmen gelehrt«, erzählte Rycca wehmütig, als würde die schöne Erinnerung bereits verblassen.
»Weiß er es?«
»Was?«
»Dass du die Wahrheit spürst.«
Verblüfft wandte sich Rycca zu ihrer Schwägerin. »Wie hast du das herausgefunden?«
»Überleg doch. Welche Fähigkeit muss ich besitzen, um das festzustellen?«
»Spürst du die Gefühle anderer Menschen?«
Lächelnd nickte Cymbra. »Könnte sich eine heilkundige Frau ein hilfreicheres Talent wünschen?«
»Also bist du imstande...«
»Schon in meiner frühen Kindheit erkannte ich, was in meinen Mitmenschen vorging. Ein Segen und
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