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Wikinger meiner Träume

Wikinger meiner Träume

Titel: Wikinger meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Aber in Ryccas Augen verwandelten die Kinder diese schöne Stadt in einen fast magischen Ort. Wieder einmal glaubte sie, inmitten einer fremden Welt zu stehen, in die sie der Sturz von den Klippen so unerwartet befördert hatte.
    Am liebsten hätte sie noch viele Stunden bei ihren kleinen neuen Freunden verbracht. Und vielleicht hätte sie es auch getan, wäre nicht ganz plötzlich eine dunkle Wolke auf den hellen Tag herabgesunken. Unsicher erstarrte Rycca und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Während sie mit den Kindern um eine Straßenecke bog, entdeckte sie ein Gesicht, das ihr bekannt vorkam. Der Mann, etwa fünfundzwanzig Jahre alt, mittelgroß und schlank, trug die schlichte Kleidung eines Bauern oder Seefahrers. Auf die schmalen Schultern hing offenes braunes Haar herab. Wo hatte sie ihn schon einmal gesehen? Und dann entsann sie sich. In der Halle von Wolscroft, wo er mit ihrem Vater gesprochen hatte.
    Ein Mann aus Wolscroft hier? In Landsende? Wie war das möglich? Mit den Norwegern machten die Mercier keine Geschäfte, sondern mit den Walisern und den gälischen Stämmen auf der anderen Küste der Irischen See. Niemals mit den Engländern. Gewiss, die Hälfte von Mercia wurde von den Dänen regiert. Aber obwohl Ryccas Vater und viele mercische Lords in Alfreds Hoheitsgebiet lebten, mieden sie das angelsächsische Volk, das sie gleichermaßen fürchteten und hassten.
    Wieso kam ein Bewohner von Wolscroft nach Landsende? Sie musste sich täuschen. Immerhin hatte sie ihn nur kurz erblickt, bevor er in die Richtung des Hafens verschwunden war. Nun drehte sie sich um und hoffte ihn noch einmal zu sehen. Doch er tauchte nirgends auf, und nach einer Weile fühlte sie sich ziemlich albern.
    Die Kinder zerrten an ihren Händen, denn sie wollten ihr die besten Angelplätze an den Bächen hinter der Stadt zeigen. Da erregte eine große Menschenmenge, die sich am Kai vor einem Handelsschiff drängte, Ryccas Aufmerksamkeit. Von den Kindern gefolgt, ging sie darauf zu und versuchte zu verstehen, was besprochen wurde.
    In der Mitte der Versammlung stand Dragon. Trotz seiner einfachen, bequemen Kleidung gab es keinen Zweifel an seinem Rang. Allein schon durch seine Größe und den kraftvollen Körperbau stellte er alle anwesenden Krieger in den Schatten. Aber es war seine Haltung, die seine Macht bekundete. Die markanten Züge unergründlich, hörte er einem Kaufmann mit hochrotem Gesicht zu. In seinem feinen Samt schien der Mann Blut und Wasser zu schwitzen.
    »Üppig mit Juwelen besetzt, Mylord! Ein Kelch, der den vornehmsten König nicht beschämen würde! Das kostbarste Stück meiner Fracht! Wie soll ich einen solchen Schatz ersetzen? Und was erzähle ich meinen Geldgebern, die mit einem beträchtlichen Gewinn rechnen?«
    Zunächst antwortete der Jarl nicht und schaute den Handelsreisenden von oben herab an - so frostig und gelassen, dass der Mann, der seine Klage in selbstgerechter Entrüstung begonnen hatte, vor lauter Verwirrung stotterte und schließlich verstummte.
    »Wie - was...«
    »Kommt mit mir« sagte Dragon in ruhigem Ton, aber mit sichtlich erzwungener Geduld. Ohne festzustellen, wer ihm folgen würde oder auch nicht, stieg er den Hang zur Festung hinauf.
    Natürlich eilten alle hinterher, auch Rycca, die sich neugierig fragte, wie ihr Gemahl die Schwierigkeiten meistern würde. Nach der Erklärung des Kaufmanns zu urteilen, ging es um einen schwerwiegenden Diebstahl. Außerdem musste man befürchten, die anderen Händler würden den Hafen Landsende nicht mehr für einen sicheren Ankerplatz halten. Sie bezweifelte nicht, dass Dragon solche Bedenken schnell zerstreuen würde, und die Frage lautete nur - auf welche Weise?
    Von einer großen Schar begleitet, erreichte sie den Eingang zur Halle und entdeckte einen schäbig gekleideten Jungen, den man offensichtlich unsanft behandelt hatte. Über seine linke Wange zog sich eine Schramme, seine Hände waren hinter seinem Rücken zusammengebunden. Der vermeintliche Dieb wirkte völlig verängstigt, unter diesen Umständen kein Wunder. Aber er hob herausfordernd den Kopf und versuchte sich trotz der Fesseln kerzengerade aufzurichten, als ihn ein Wachtposten über die Schwelle stieß.
    In der Halle drängte sich Rycca an den Leuten vorbei und huschte hinter einen der hölzernen Pfeiler, die das Dach stützten. Da sie nicht wusste, was Dragon von ihrer Gegenwart halten würde, wollte sie möglichst wenig Aufmerksamkeit erregen. Doch sie war fest

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