Wikinger meiner Träume
rosig. In ihren Augen tanzte der Flammenschein. Dragons Blick blieb an ihren Lippen hängen, und er schaute rasch weg.
»Hat Cymbra dir von Daria erzählt?« »Ja.«
»Das dachte ich mir, und ich fand, du solltest es aus ihrem Mund erfahren. Jetzt kann Daria niemandem mehr schaden.«
»Cymbra erwähnte, die Frau würde in einem Kloster leben.«
»In diesem Konvent werden Kranke und Geistesgestörte betreut. Die Nonnen sind barmherzig, aber nicht dumm. Was Daria tat, wissen sie. Deshalb wird sie streng bewacht.«
»Und der Priester?«
»Vater Elbert sitzt im Domkapitel seines Ordens hinter Schloss und Riegel. Obwohl er steif und fest behauptete, er sei an jenen Missetaten fast gar nicht beteiligt gewesen und nur gelegentlich in Darias unheilvollen Bann geraten, glaubte ihm niemand. Offensichtlich muss ein Mann die tückischen Pläne geschmiedet haben.«
»Warum offensichtlich?«
Dragon lächelte. Welch ein aufsässiges kleines Ding... Er freute sich darauf, Rycca zu besänftigen. Bald würde sie Wachs in seinen Händen sein. Sehr bald. »Nichts für ungut, Lady. Das sage ich nur, weil alles darauf hinwies. Ein Abgesandter meines Bruders übergab Hawk den Brief, in dem Wolf um Cymbras Hand anhielt, und kehrte nie nach Sciringesheal zurück. Wahrscheinlich wurde er für immer zum Schweigen gebracht. Wenn Daria auch versuchte, Krysta zu ermorden - sie hätte es niemals geschafft, einen bärenstarken Wikinger zu töten, der doppelt so groß war wie sie. Die Nachricht mit Hawks Siegel übergab uns ein kornischer Handelsreisender, der Sciringesheal und Hawkforte häufig besucht. Dieser ehrbare Mann erzählte uns, ein Unbekannter, in Hawks Farben gekleidet, habe ihm den Brief anvertraut und ihn für seinen Botendienst bezahlt. Das glaubten wir ihm. Aber Daria übte keinen Einfluss auf Hawks Krieger aus, und keiner hätte einen Auftrag von ihr erledigt.«
»Hat einer von Hawks Männern jemals gestanden, er sei an den kornischen Handelsreisenden herangetreten?«
»Nein, und das bewog uns zu der Vermutung, der Betreffende könnte geahnt haben, dass irgendetwas mit diesem Brief nicht stimmte, und längst geflohen sein.«
»Oder er zählte gar nicht zu Hawks Kriegern und hat sich nur verkleidet.«
»Genau. Jedenfalls - ob er nun zur Garnison gehörte oder nicht -, er hätte keinen Befehl von Daria entgegengenommen. Sie war sehr unbeliebt und das Gespött aller Bewohner von Hawkforte. Also musste ein Mann dahinter stecken, nämlich Vater Elbert.« Dragon zog Ryccas Hand an seine Lippen. »Weder von diesem Priester noch von der grässlichen Frau hast du irgendetwas zu befürchten, da die leidige Angelegenheit endgültig abgeschlossen ist.«
Er sprach im Brustton der Überzeugung, und sie fand keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln. Trotzdem stieg eine vage Sorge in ihr auf. Diese innere Unrast verfolgte sie hartnäckig, während sie mit Dragon zu ihrem Haus ging und in seinen Armen die Freuden der Liebe genoss. Immer wieder musste sie an den Mann denken, der den Frieden zwischen zwei Völkern beinahe zerstört hätte. Im Priestergewand sah sie ihn nicht. Stattdessen erschien eine schattenhafte, gesichtslose Gestalt vor ihrem geistigen Auge.
Am nächsten Morgen segelte Wolfs Drachenschiff mit der Flut davon. Als es auslief, unterhielten sich Cymbra und Rycca immer noch, die eine an Deck, die andere auf dem Kai. Erst als sie einander nicht mehr hörten, verstummten sie, nach dem inbrünstigen Versprechen, sich bald wieder zu sehen.
»Sie wohnt nur eine Tagesreise entfernt«, tröstete Dragon seine Gemahlin. »Sobald die Ernte eingebracht ist, fahren wir nach Sciringesheal. Würde dir das gefallen?«
Von seinen Armen umfangen, nickte sie etwas schüchtern. »Nach Aelflynnes Tod hatte ich keine Freundin mehr - und keine Freunde außer Thurlow...«
»Auch ich bin dein Freund«, beteuerte er leise und strich mit einer Fingerspitze über ihre vollen Lippen. »Wenn ich auch gestehen muss, dass ich mir die Rolle eines Ehemanns anders vorgestellt habe - allmählich erweitere ich meinen Horizont.«
Tief bewegt lächelte sie. Um die Intensität ihrer Gefühle zu verbergen, erwiderte sie leichthin: »Darüber freue ich mich, denn ich hatte befürchtet, die Ehe würde dich enttäuschen.«
»Wieso, Lady? Gab ich dir jemals einen Grund für diese Annahme?«
»Nun, bisher habe ich's versäumt, dir die Füße warm zu reiben.«
Dragons schallendes Gelächter zog die Blicke einiger verblüffter Leute an, die auf dem Kai
Weitere Kostenlose Bücher