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Wikinger meiner Träume

Wikinger meiner Träume

Titel: Wikinger meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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standen. »Das hast du also gehört, Rycca? Zu meiner Ehrenrettung muss ich betonen, dass ich verdammt jung und dumm war, als ich diesen Unsinn erzählte.«
    »Und jetzt bist du älter und klüger.«
    »Nicht viel, aber ein bisschen - jedenfalls genug, um zu wissen, was in meinem Leben gut und schön ist.«
    Plötzlich blinzelte sie, denn die grelle Sonne trieb ihr Tränen in die Augen. Das redete sie sich ein, doch sie glaubte keine Sekunde lang daran.
    Arm in Arm schlenderten sie zur Festung zurück. Schon nach wenigen Schritten fiel ein Schatten über ihren Weg, und Magnus lächelte entschuldigend. »Verzeih mir, Dragon. Soeben kehrte ich nach Landsende zurück - und sosehr ich es auch bedaure, diese Angelegenheit verlangt deine Aufmerksamkeit.«
    »Sofort?«, fragte Dragon und schaute Rycca an.
    »Ja, leider. Aus einem Handelsschiff, das vor wenigen Stunden anlegte, ist ein Teil der Fracht verschwunden. Sicher wirst du die Aufregung des Kapitäns verstehen.«
    Erst jetzt wandte sich Dragon zu seinem Stellvertreter. »Behauptet er, die Ladung wurde gestohlen.«
    »Zumindest hat er diesen Verdacht geäußert.«
    »Kein Hafen wird besser bewacht als Landsende.«
    »Das weiß ich, aber...« Seufzend breitete Magnus die Arme aus.
    »Entschuldige mich«, bat Dragon seine Frau. »Wenn es einen Dieb in unserer Mitte gibt, muss ich der Sache auf den Grund gehen.«
    »Natürlich, das verstehe ich.«
    »Magnus, bring meine Lady...«
    »Nein!«, unterbrach sie ihn so hastig, dass beide Männer verwundert die Brauen hoben. Da mäßigte sie ihren Ton und zwang sich sogar zu einem Lächeln - fest entschlossen, die Gesellschaft des getreuen Stellvertreters unter allen Umständen zu meiden. »Ich würde gern in der Stadt bleiben. Bisher sah ich leider nicht allzu viel davon, und sie ist anscheinend sehr schön.«
    »Freut mich, dass du dich umschauen willst. Allerdings brauchst du eine Eskorte.«
    Obwohl sie sich keineswegs belustigt fühlte, lachte sie. »Noch nie hielt ich mich an einem Ort auf, wo es so gesittet und wohl geordnet zuging. Hier achten dich jeder Mann und jede Frau und jedes Kind. Wenn deine Gemahlin auf einer Wanderung durch diese Straßen bangen muss - dann ist nichts auf dieser Welt sicher, nicht einmal das Licht der Sonne.«
    »Nun schmeichelst du mir«, entgegnete Dragon amüsiert. »Aber es stimmt, in ganz Landsende kann man sich sicher fühlen. Tu, was dein Herz begehrt. Ich bitte dich nur - nimm dir nicht zu viel Zeit. Bald werde ich das Problem gelöst haben.«
    Davon war sie überzeugt, denn jetzt las sie in seinen Topasaugen nicht die Sanftmut des vertrauten Liebhabers, sondern die eiserne Entschlossenheit eines Anführers, der keinen Verstoß gegen seine Gesetze duldete. Flüchtig dachte sie an den tollkühnen Dieb und erschauerte.
    Die beiden Männer eilten den Kai entlang, und Rycca blieb sich selbst überlassen. Sie wartete, bis Dragon aus ihrem Blickfeld verschwand. Hingerissen starrte sie ihm nach, schüttelte den Kopf über ihre hilflose Faszination und ging in die Stadt. Bald musste sie ihre Schritte verlangsamen, denn zahlreiche Leute begrüßten sie. Alle kannten die neue Festungsherrin. Und alle schienen sich zu freuen, sie zu sehen.
    Höflich, aber zurückhaltend verneigten sich die Männer -sichtlich bestrebt, jede Geste zu vermeiden, die den Jarl auch nur annähernd beleidigen könnte. Die freundlichen Frauen plauderten mit Rycca über das prächtige Wetter und boten ihr kleine Geschenke an - einen blank polierten Apfel, einen Becher kühles Brunnenwasser, vermischt mit Fruchtsaft oder zerdrückten Waldbeeren, einen kleinen Beutel voller duftender Kräuter, den sie in den Ausschnitt ihres Kleids stecken konnte. Dies alles nahm sie gerührt entgegen und bedankte sich schüchtern.
    Am freimütigsten begegneten ihr die Kinder, fröhlich und neugierig. Als sie merkten, dass ihre Gesellschaft willkommen war, schlugen sie vor, was sie besichtigen und unternehmen sollte. Sie zeigten ihr Hündchen, erst vor wenigen Tagen geboren, einen lahmen Falken, der in der Hütte des Schmieds seinen gebrochenen Flügel auskurierte. Dann führten sie Rycca zu einer alten Frau, die großzügig Honigbonbons verteilte.
    Solche Kinder hatte sie in Wolscroft nie gesehen - glückliche, kerngesunde kleine Geschöpfe, die lachend umhersprangen, die Augen strahlend, die runden Backen gerötet.
    Zwischen dem Meer und hohen Bergen gelegen, mit Wohlstand und Frieden gesegnet, würde Landsende jeden Betrachter erfreuen.

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