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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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Schweiß aus allen Poren. In der dunklen Hütte entdeckte sie Arien, der nackt auf einer Pritsche lag und schlief, von der Hitze des Feuers eingehüllt. Rúna fluchte leise. Die Sklavin, die für die Schwitzhütten zuständig war, gehörte gezüchtigt – ihn so lange hier schlafen zu lassen!
    »Arien!« Sie rüttelte ihn an der Schulter und öffnete die rückwärtige Tür zum Teich hin, damit der Dampf abzog. Er ruckte hoch und begann kräftig zu husten. Wenigstens klang das, was er von sich gab, nicht mehr so trocken. Sie ging rasch hinaus, schnappte sich einen Eimer und füllte ihn an der Quelle, die den Hügel herabsprudelte und den Teich speiste. Als sie in die Hütte zurückkam, hustete Arien immer noch. Er stieß spitze Schreie aus, als sie ihm das Wasser langsam über die Schultern goss.
    »Ich hasse das!«
    »Es tut dir aber gut!«
    »Warum huste ich dann immer noch?«
    Rúna sagte nichts, denn es gab darauf ja keine Antwort. Bis auf die von Stígr, dem Dorfzauberer, der gesagt hatte, dass die Götter es so wollten. »Andernfalls wäre es vielleicht noch schlimmer«, rang sie sich schließlich eine müde Erklärung ab. »Aber jetzt musst du dich wieder warm anziehen.«
    Wenigstens das ließ er sich nicht zweimal sagen. Er rannte aus der Hütte und war in Windeseile in seinen Kleidern. Rúna folgte ihm und hob seine Filzkappe vom Boden auf, die er ständig vergaß. Er nahm sie entgegen, setzte sie auf und rückte sie zurecht, dann nahm er seinen Umhang zur Hand und straffte sich. »Ich gehe jetzt zur Feier«, verkündete er. »Tanzen.«
    Sie lächelte. »Wie du willst, Arien Adlerjunge.«
    »Herrin, Herrin!« Die schottische Sklavin Morag näherte sich ihnen mit eiligem Schritt. Sie ließ sich vor Rúna auf die Knie fallen, nur um sich dann ächzend wieder aufzurappeln. »Die Männer zwingen den Engländer, zu kämpfen! Was für ein Schauspiel! Euer Vater schickt mich, Euch Bescheid zu sagen.«
    Rúna seufzte. Natürlich, der obligatorische Schaukampf bei Festmählern; daran hatte sie gar nicht mehr gedacht. Ein männlicher Gefangener, sofern er kräftig und geschickt war, musste es über sich ergehen lassen. Der letzte, ein schottischer Edler, hatte sich dabei einen Arm gebrochen. Zwei Jahre war das her. »Ich werde mir das nicht ansehen.«
    »Nein? Aber Ihr mögt doch die Schaukämpfe.«
    Ja, warum wollte sie nicht zusehen? Weil es kein schöner Anblick ist, den Engländer entwürdigt zu sehen , gab sie sich selbst die Antwort. Wirklich gefährlich wäre dieser Kampf für ihn zwar nicht, denn für einen Toten gab es kein Lösegeld. Aber schonen würden ihn die Männer auch nicht. »Ich hoffe, Haakon bricht ihm nichts …«
    »Aber Haakon liegt längst am Boden.« Die Augen der Sklavin waren groß vor Begeisterung. Sie fuchtelte mit den Armen herum. »Der Engländer hat ihm die Nase gebrochen!«
    Zugleich mit Arien stieß Rúna einen überraschten Schrei aus. Das war unmöglich! Niemand war dazu fähig, niemand. Nicht umsonst trug Haakon den Beinamen Steinriese.
    »Hat er etwa getrunken?«, fragte Arien. Es wäre die einzige Erklärung: Da Haakon der einzige der Männer war, der so gut wie nie trank, weil er immer wachsam und kampfbereit sein wollte, fällte ihn ein harmloser Becher Met sofort.
    Morag schüttelte das Haupt mit dem streng zurückgekämmten Haar. »Nicht einen Schluck. Deshalb solltet Ihr doch kommen, Herrin Rúna. Der Engländer kämpft wie … wie Thor, falls es diesen Gott wirklich gäbe.«
    Rúna streckte einen Arm auf, um Arien aufzuhalten, der bei diesen Worten schon losrennen wollte. Sie nahm sich noch die Zeit, ihm den Umhang sorgsam umzulegen, bevor sie selbst losrannte, den Abhang hinunter, Arien dicht auf den Fersen. Mittlerweile hatte sich die Nacht über Yotur gelegt. Unter den Türflügeln des Langhauses sah man einen schmalen Streifen des flackernden Feuerscheins aus der Halle. Rúna schlug gegen das Eichenholz, und sofort wurde ihr geöffnet.
    Der Lärm schien sich verdoppelt zu haben. Alle hatten sich von ihren Plätzen erhoben und schlugen mit Fäusten und Bechern auf die mit Bratensaft, Bier und Met besudelten Tische. Baldvins Jagdhunde kläfften, und die Sklavinnen und freien Frauen ächzten unter der Last der Bretter, auf denen sie weitere Platten mit Honigkuchen, Nusskuchen und Krüge mit Getränken herantrugen. Dicht an den Tischen drückten sie sich entlang und beäugten ängstlich einen einzigen Mann.
    Leicht vorgeneigt, die Stiefel fest in den Lehmboden gestemmt und

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