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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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Haakon am Boden, und Rouwen wartete. Inzwischen hatte er die kraftstrotzenden Arme vor der Brust verschränkt, als wolle er andeuten, dass ihn die ganze Sache zu langweilen begann.
    Baldvin war ebenfalls in die Mitte der Halle getreten, die Fäuste wieder in die Seite gestemmt. »Rúna, der Zauberer sagt, du sollst als Nächstes gegen den Engländer antreten.« Plötzlich warf er den Kopf in den Nacken und lachte lauthals. »Eine Laune der Götter! Aber warum nicht? Vielleicht muss eine junge Frau kommen und tun, was Haakon Steinriese nicht geschafft hat. Willst du?«
    Hatte sie richtig gehört? Sie – gegen den Fremden? Noch während sie zu verstehen versuchte, entschlüpfte ihr die Antwort. »Ja.«
    Es waren Sverri und Hallvardr, ihre Leibwächter, deren Fäuste in die Höhe schossen und die begeistert johlten.
    »Rúna Wirbelwind! Rúna Wirbelwind!«, kam es sogleich von allen Seiten.
    Ihr Götter! Waren die alle schon betrunken? Und sie selbst – was hatte sie geritten, sich darauf einzulassen? Sie hielt sich für stark und geschickt genug, einen Mann zu besiegen, sofern er nicht zur ersten Riege der Kämpfer von Yotur gehörte.
    Aber diesen Mann?
    Plötzlich durchschoss sie eine Welle der Erregung. Ja, diesen Mann! Die Götter hatten ihr nicht vergönnt, sich auf der Fahrt als Kriegerin zu beweisen. Stattdessen wollten sie, dass sie in diesen Kampf ging. Vielleicht besaß der Engländer eine Schwachstelle, die ein wuchtiger Klotz wie Haakon gar nicht finden konnte. Sondern nur ein Wirbelwind.
    Trotzdem fürchtete sie, dass ihr Lächeln nicht so selbstbewusst geriet, wie sie es gerne hätte. Nicht länger darüber nachdenken , ermahnte sie sich. Tu es einfach .
    »Ich gehe mich rüsten, Vater.« So gelassen wie möglich wandte sie sich ab. Hinter ihr toste der Beifall. Und vor ihr stand Arien und schüttelte den Kopf.
    Möglichst unauffällig bewegte Rouwen seine rechte Faust. Die Knöchel schmerzten noch immer vom Schlag gegen die Nase dieser fleischgewordenen Eiche. Der Kampf war kurz gewesen, kürzer als das Geplänkel davor, als der gewaltige Wikinger auf und ab stolziert war und dabei aufreizend langsam ein Arsenal von Waffen von seinem Gürtel und seinen Armen geschnallt hatte – jemand hatte gerufen, dass er nicht einmal in einer richtigen Schlacht seiner Waffen bedürfe.
    Das allerdings sagten die Ordensbrüder auch über Rouwen.
    Haakon hatte das nicht wissen können. Oder er war unaufmerksam gewesen, als seine Kumpane vom Kampf auf dem Felsen mitten im Nordmeer berichtet hatten. Wie auch immer – Rouwen hatte drei Schläge auf die Schultern eingesteckt, selber vier ausgeteilt, und der letzte war der passende gewesen.
    Wie war das noch gleich mit dem Hinhalten der anderen Wange, Christ? , hatte der Häuptling erheitert gebrüllt.
    Nun, dieser Teil der Bergpredigt galt nicht für Tempelritter.
    Einer der Männer schlug ihm von hinten auf die Schulter. Rouwen fuhr herum. Der Nordmann schob ihm einen mit Bier gefüllten Becher über den Tisch zu. Er hatte Durst, ja, doch wer mochte wissen, was hier für ein Zeug getrunken wurde? Als Templer war er bestenfalls mit Wasser vermischten Wein gewohnt.
    »Du wirst die Stärkung brauchen«, rief der Wikinger, »wenn du gegen Rúna Wirbelwind bestehen willst.«
    Die Umstehenden grölten. Mittlerweile dröhnte Rouwens Kopf von dem Krach ringsum. Ein paar Jungen versuchten allen Ernstes immer noch Musik zu machen, und das Gejaule aus ihren Flöten machte den Lärm nur noch schlimmer. Beinahe wünschte er sich aufs Schlachtfeld von Hattin zurück.
    Schlagartig verstummte der Lärm. Alle wandten sich dem Eingang zu. Dort erschien die junge Frau.
    Rúna.
    Gott steh mir bei. Wie soll ich gegen sie kämpfen?
    Sie hatte ihre kostbaren nordischen Kleider gegen eine schlichte rotbraune Tunika getauscht, die ihr bis zu den Knien reichte. Darunter trug sie eine eng anliegende Hose aus weichem Rindsleder. Ein breiter Silbergürtel mit einem Schwertgehenk betonte ihre schmale Taille. An den Füßen trug sie – nichts. Doch, an beiden großen Zehen glänzten Silberringe. Runen waren darin eingeritzt. Wo hatte er schon einmal Zehenringe gesehen? Natürlich, in den Gassen der Hafenstadt Akkon, als er vor über drei Jahren das jetzt verlorene Königreich Jerusalem betreten hatte. Eine levantinische Schönheit war an ihm
    vorübergeschlendert; er hatte erst in ihre tiefschwarzen Augen und dann auf ihre nackten Füße mitsamt den Zehenringen gestarrt und sich allein deshalb wie

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