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Wild auf Fußball

Titel: Wild auf Fußball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Schnürsenkel. So ein verdammter Mist aber auch!
    Sie zieht die Bänder aus Linos Turnschuhen heraus, fädelt sie bei sich ein. Die oberen drei Löcher bleiben frei, die Zunge
     lappt weit heraus. Damit kann man rappen gehen, aber nicht Fußball spielen. Wenn sie diesen Idioten zu fassen kriegt!
    Ella merkt, wie ihr Tränen über die Wange laufen, auf die Fußballschuhe tropfen. Sie wischt sich mit dem Handrücken über die
     Augen und geht in Linos Zimmer. Ihr Herz klopft wild. Einen Moment ist sie unschlüssig, dann reißt sie das Schweinsteiger-Poster
     ab, das handsignierte, das er über E-Bay ersteigert hat, damals, nach der EM.   Sie kann nicht eher aufhören, bis sie Schweini in klitzekleine Fetzen zerrissen hat. Gerade als sie Lust kriegt, noch die
     anderen Fußballbilder von der Wand zu holen, hört sie die Haustür. Mama ist wieder da. Freitags kommt sie immer schon um drei
     nach Hause.
    Ella zeigt ihr die verknoteten Schnürsenkel.
    »Lass mich erst mal reinkommen«, sagt Mama, hängt ihr Jackett auf einen Kleiderbügel und streift sich die Pumps ab. Sie geht
     mit Ella zum Esstisch und schaut sich die abgeschnittenen Knoten an.
    »Das ist ja nicht zu fassen«, sagt sie. »Wir müssen dringend mit Papa darüber reden. Dummerweise ist Papa vor Sonntag nicht
     da. Du weißt doch, er ist dieses Wochenende in Duisburg beim Klassentreffen.«
    »Wir können auch ohne Papa darüber reden«, sagt Ella. »Schließlich ist Lino ja auch dein Sohn!« Sie ballt die Hände zu Fäusten
     und die Tränen laufen ihr immer noch über die Wangen. Mama nimmt sie in die Arme und drückt sie fest an sich.
    »Das geht wirklich zu weit«, sagt sie und streichelt über Ellas Rücken. »Was ist nur mit dem Lino los in letzter Zeit? Was
     ist das nur für eine Phase?«
    Phase, Phase   ... wie sich das anhört! Wenn Erwachsene nicht weiterwissen, liegt es immer an einer Phase, die die Kinder gerade durchmachen.
     Mama hat gesagt, Lino steckt gerade in einer aggressiven Phase. Dabei ist Lino ein Saukerl, durch und durch, ohne Phase, denn
     sonst würde er seiner Schwester ja nicht die neuen Fußballschuhe ruinieren!
     
    Ella kickt wütend einen Stein aus dem Weg. Wie soll sie nur mit den halb geschnürten Schuhen spielen? Mama hat ihr zwar Geld
     gegeben, um neue Schnürsenkel zu kaufen, aber die kriegt man nur in der Stadt und bis in die Stadt schafft sie es vor dem
     Training nicht mehr, aber gleich Montagnach der Schule will sie ins Kaufhaus gehen und sich zwei Packungen kaufen. Mama hat ihr etwas mehr Geld mitgegeben, damit
     sie sich noch etwas anderes kaufen kann. Carmen, Svenja oder Steffi kommen bestimmt mit, die gehen ja so gern shoppen. Dass
     die jetzt auch beim Fußball mitmachen, findet Ella schon ein bisschen komisch, wo Steffi doch beim Sport schon jedes Mal zusammenzuckt,
     wenn sie nur einen Ball sieht. Aber Carmen ist gar nicht so schlecht und aus Svenja könnte eine gute Abwehrspielerin werden.
     Vielleicht hören sie dann ja auf, immer nur über Strumpfhosen, hochhackige Schuhe und Diddl zu reden, und werden wieder ganz
     normale Mädchen.
     
    Als Ella auf den Schulhof kommt, sieht sie schon von Weitem Bonita mit Malle Winter vor der Turnhalle stehen. Malle dribbelt
     mit dem Ball wie ein Basketballspieler. Bonita versucht, ihm den Ball abzuknöpfen. Sie schafft es nicht. Malle kann eben nicht
     nur mit den Füßen gut dribbeln. Bonita schnauft schon. Kein Wunder, bei der Figur! Malle schaut hoch, sieht Ella und wirft
     ihr blitzschnell den Ball zu, aber Ella kann ihn nicht fangen, sie hat ihre Sporttasche in der Hand. Beinahe fliegt ihr der
     Ball ins Gesicht, aber da köpft sie ihn haarscharf über Bonita hinweg, an die Tür.
    »Tor!«, sagt Malle und grinst anerkennend. Bonita zieht einen Apfel aus der Tasche.
    »Seit wann isst du denn Äpfel?« - Das ist Ella herausgerutscht.
    »Will ein bisschen fitter werden«, sagt Bonita mit vollem Mund und fragt, ob Ella auch mal beißen will. Ella lehnt ab.
    »Und du?« Bonita hält Malle den Apfel hin. Er umfasst ihre Hand mit dem Apfel fest und beißt ab. Dabei schauen sie sich in
     die Augen. Ella fährt ein heißer Blitz durch den Magen.
    »Äpfel sind genau das Richtige für Fußballer«, erklärt Malle. »Knackig, saftig und gesund.« Er schaut Bonita an. »Und fußballtechnisch
     bist du schon sehr gut im Tor.«
    Sülz, Sülz! - Will sich wohl bei ihm einschmeicheln. Spult das volle Programm ab, das sie sich in der Pause aus ihren Girlie-Heften
     anliest, mit

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