Wild auf Fußball
konzentrieren. Toms Schuss hält sie. Er hat aber auch genau auf den Mann gezielt - vielmehr auf die Frau.
Den zu halten war kein Kunststück.
Dann legt sich Ella den Ball zurecht. Sie holt aus, schneidet den Ball an, er fliegt einen Bogen und landet am Pfosten. Ella
stampft wütend mit dem Fuß auf. Dann ist Steffi dran. Die trifft nicht mal das Tor und tut sich am Zeh weh.
Später, in der Umkleidekabine, lobt Frau Wilms, dass sie alle wunderbar gespielt hätten. »Ihr wart riesig! Und denkt dran,
nur gemeinsam sind wir stark!«
Ella ärgert sich immer noch über ihren Patzer. Sie hängt mit dem Oberkörper über den Knien und fummelt den Doppelknoten in
den Scoubidubändern auf. Steffi jammert wegen ihrem Zeh. »Ich glaube, Fußball ist doch nicht das Richtige für mich«, sagt
sie.
Einsicht ist der erste Weg zur Besserung.
Bonita steht schon draußen vor der Tür und quatscht mit Malle. Man hört sie bis in die Umkleidekabine. Als Ella endlich fertig
ist, stehen die beiden immer noch da. Sie reden über Fußball, klar, Malle hat sie noch nie über etwas anderes reden hören,
aber er sieht so verdammt niedlich aus dabei. Warum erzählt er nicht ihr was von Fußball? Glaubt er etwa, sie weiß schon alles?
Dann könnte man sich ja erst recht unterhalten, von Fachmann zu Fachfrau sozusagen, aber lieber quatscht er Bonita voll.
Und es sieht nicht so aus, als würden die beiden sich gleich trennen.
»Kommst du mit, Bonita, ich kauf dir jetzt ein Eis«, sagt Ella und wird knallrot, denn die beiden fangen laut an zu lachen.
»Ja, Mutti«, sagt Malle.
»Ich meine ...«, Ella pustet sich Luft auf die Stirn, tut so, als sei ihr noch vom Training heiß. »Ich schulde ihr noch ein Eis.«
»Total nett«, sagt Bonita. »Aber ich muss nach Hause, auf meine kleine Schwester aufpassen. Vielleicht morgen?«
»Ja, vielleicht«, brummt Ella.
Malle muss noch mal zu Herrn Kübel. Bonita und Ella gehen zusammen bis vor die Schule. Dann trennen sich ihre Wege. Ella biegt
um die Ecke und rennt gleich los.
»Ciao!«, ruft Bonita ihr hinterher.
Zu Hause sitzt Mama mit Marion, ihrer alten Schulfreundin, am Tisch.
»Ella«, sagt sie. »Warte mal. Ich muss mit dir reden.« Mama tätschelt Ellas Arm. Ihre Lockenwelle, die sie sich jeden Morgen
anföhnt, ist längst ausgehangen, sie streicht sich die Haare hinter die Ohren, das tut sie immer, wenn sie nervös ist. »Lino
ist stinksauer. Du weißt, wieso.« Ihre Stimme klingt streng.
Ella zieht den Arm weg und schimpft los - klarhabe sie das Poster zerrissen und er könne froh sein, dass sie aus seinem Zimmer nicht Kleinholz gemacht habe. Sie verschränkt
die Arme vor der Brust. Marion macht ein besorgtes Gesicht. So gucken Erwachsene immer, wenn sie mal wieder nichts verstehen.
Ella kann Marions Gesichtszüge fast so gut lesen wie die ihrer Mutter.
»Da bin ich aber froh, dass du dich nur mit dem Poster begnügt hast«, sagt Mama ironisch. »Hör mal zu! Ihr beiden müsst dringend
wieder eine andere Ebene finden. Aufeinander einschlagen und dem anderen was kaputtmachen ist keine Art!«
»Ja!«, schreit Ella. »Wem sagst du das?! Ich weiß auch nicht, was der Hirni in der letzten Zeit hat! Das könntet ihr ja mal
klären, ihr seid schließlich die Eltern. Aber wenn man euch braucht, seid ihr nicht da.«
»Ich bin ja da«, sagt Mama.
»Aber du knöpfst dir Lino nicht vor! Und Papa ist immer irgendwo, in der Firma oder beim Chor oder auf einem Klassentreffen ...«
Ella weiß, dass das nicht stimmt. Aber es tut gut, so herumzumeckern. Mama guckt auch schon ganz besorgt. Sie steht auf und
nimmt Ella in die Arme. Ella fängt an zu weinen. In dem Moment hört sie die Haustür ins Schloss fallen.
Lino kommt in die Küche. Ella schluckt ihre Tränen hinunter, als er sie entdeckt.
»Du beschissene Kuh!«, schreit Lino, da sagt Marion: »Aber Lino, wie redest du denn mit deiner Schwester?«
»Die beschissene Kuh hat mein allerbestes Poster zerrissen!«
»Weil du beschissener Ochse meine Schnürsenkel verknotet hast!«, schreit Ella zurück.
Mama haut mit der Faust auf den Tisch und ruft: »Nun ist aber Schluss! Ich will nichts mehr hören!« Mama kriegt einen rot
gefleckten Hals. Dann ist es höchste Zeit, die Klappe zu halten. »Wir reden nicht so«, sagt sie.
Lino zieht beleidigt ab in sein Zimmer und Ella will auch gehen, aber Mama hält sie fest und Marion ist vom Tisch aufgestanden
und versperrt ihr den Weg.
»Bleib doch
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