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Wild (German Edition)

Wild (German Edition)

Titel: Wild (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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kichern, dass sie sich fast übergab.
    »He, Orion, kommt ihr mit ins Eden? Da steigt eine megageile Party!«
    Orion legte Zeus eine Hand auf die Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dieser lachte dröhnend, boxte unseren Freund gegen die Brust und wanderte mitsamt den glucksenden Schönheiten weiter.
    »Was hast du ihm gesagt?«, wollte ich wissen.
    Doch Orion grinste bloß vieldeutig.
    »Wir verschwinden sowieso. Es ist egal, was sie über uns denken«, meinte Star ungeduldig. »Also, wie kommen wir ans Tor?«
    Moon zog ihren Tom aus der Tasche und tippte eine Nummer an.
    »Was tust du da?«, erkundigte ich mich.
    »Ich rufe Happiness an. Happiness Zuckermann. Sie kann uns doch hinbringen. Und sie hat schon einmal bewiesen, dass sie uns nicht verrät.«
    Lucky schwieg. Er schien sich vorgenommen zu haben, überhaupt nicht mehr mit Moon zu reden.
    »Na gut«, sagte Orion schließlich. »Versuchen wir es mit Frau Zuckermann. Wir haben keine Zeit, zu Fuß zu gehen.«
    Happiness Zuckermann hatte es nicht geschafft, sich so modisch zu kleiden wie Moon. Wieder steckte sie in einem langweiligen Kostüm. Ihr blondes Haar zu einem straffen Knoten geschlungen, sah sie ein bisschen aus wie Venus, unsere Biologielehrerin.
    »Ihr könnt immer noch gewinnen. Auf in den dritten Bezirk!«
    Da wir davon ausgingen, dass sie Stillers Aufruf im Fernsehen mitbekommen hatte, hielten wir uns an seine Version unserer Schülerralley und hatten unsere Bekannte davon überzeugt, dass wir durch den Besuch im Westen der Stadt die letzten benötigten Punkte erwerben konnten.
    Happiness gab das Ziel ein, damit ihr Wagen, der auf den klangvollen Namen »Dicker Kreuzer« hörte, wusste, wo es hinging, doch wir waren kaum auf der Schnellstraße, als die sanfte Männerstimme verkündete: »Auf Ihrer Route befinden sich Hindernisse.«
    »Was denn für Hindernisse?«, schimpfte Lucky. Er saß zwischen Moon und mir und lehnte sich ständig nach vorne, was mir die Gelegenheit gab, ihn immer wieder zu beobachten.
    Wie sich sein hellbraunes Haar im Nacken wellte.
    Ein Streifen Haut zwischen Kragen und Haaransatz. Von der Auseinandersetzung im Genesungshaus war sein Gesicht verletzt und malträtiert, das Auge fast zugeschwollen, die Lippe blutig.
    Doch es störte mich nicht im Geringsten.
    Wenn ich mich etwas zur Seite lehnte, berührten sich unsere Arme und Oberschenkel, und ich konnte die Wärme seines Körpers durch den Stoff spüren.
    »Da. Eine Straßensperre.« Orion hatte seinen langen Körper auf dem Beifahrersitz zusammengefaltet. Star, klein und lieblich, wirkte wie eine natürliche Barriere zwischen ihm und Happiness Zuckermann.
    Diese hielt mitten auf der Straße an. »Sie überprüfen die Fahrzeuge. Wenn wir Glück haben, verteilen sie Bonbons.«
    Vor uns bremsten bereits mehrere Autos. Zwei Wächter gingen von einem zum anderen, gleich würden sie bei uns sein. Happiness legte den Rückwärtsgang ein und setzte zurück. Ein schriller Piepton warnte sie gerade noch rechtzeitig, bevor sie mit unserem Hintermann zusammenstieß. Sie ließ ihn vorbei und fuhr zurück.
    »Das ist die falsche Fahrbahn«, sagte Star nervös.
    »Wo ich fahre, ist es richtig!«, rief Happiness.
    Die Autos, die uns entgegenkamen, hupten und blinkten. Während »Dicker Kreuzer« vergebens protestierte, erreichte sie die nächste Abfahrt, wich mehreren Wagen aus und landete schlitternd auf der nächsten Straße, endlich wieder in der richtigen Richtung.
    Das Sprechgerät rappelte; wahrscheinlich rechnete der Dicke Kreuzer gerade. »Diese Verkehrswidrigkeit kostet Sie zwei…«
    Unsere Fahrerin schaltete die Stimme ab, bevor wir die Hiobsbotschaft in voller Länge zu hören bekamen. »Das macht gar nichts«, sagte sie. »So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr.«
    »Wohin jetzt?«, fragte Lucky.
    »Die Südroute.« Wenigstens hatten wir jemanden an unserer Seite, der sich in Neustadt auskannte. »Hoffen wir, dass die frei ist.«
    Neustadt ist wie eine Handtasche geformt, hatten Moon und ich schon vor langer Zeit festgestellt. Im Osten liegt das Innere der Tasche, Bezirk Eins, die City mit ihrem Wust aus Straßen, Hochhäusern, Geschäften, Regierungsviertel und dem Flughafen. Das Osttor schmiegt sich mitsamt dem Grenzzaun ans Handelszentrum, und soviel ich wusste, führt von dort eine Straße, die hin und wieder für Güterkonvois genutzt wird, durch die Wildnis nach Friedensreich. Der Griff der Tasche umschließt in einem weiten Bogen den ländlicheren Rest

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