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Wild und gefaehrlich

Wild und gefaehrlich

Titel: Wild und gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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stand auf und löste die Trageriemen ihres Rucksacks von der Stuhllehne. »Was fallen lassen?«, hörte sie eine leise Stimme hinter sich und spürte, wie sie sanft von hinten angestoßen wurde. Sie drehte sich um, und da stand Easy, der ihren hellrosa Schirm wie einen Säbel schwang.
    »Willst du etwa mein zauberhaftes Schirmchen ausleihen?«, neckte sie ihn und trat zur Seite, um die anderen aus der Klasse vorbeizulassen.
    »Ist nicht so ganz meine Farbe.« Easy ließ seine Messenger-Tasche aus Segeltuch zu Boden gleiten und schlüpfte in seinen rostbraunen Waverly-Blazer. Die Waverly-Blazer – so stand es im Waverly-Handbuch, das Jenny vor ihrer Aufnahme in das Internat andächtig studiert hatte, bis sie dann gemerkt hatte, dass kein Mensch es überhaupt ernst nahm – mussten »angemessen gepflegt« aussehen. Was immer das bedeuten mochte, Jenny war sicher, dass Easys Blazer diesen Anforderungen nicht entsprach. Das aufgestickte Wappen löste sich, die Manschetten waren ausgefranst und das gute Stück war ständig zerknittert.
    »Da sei dir mal nicht zu sicher. In dem Rostbraun siehst du nett aus und das ist auf Mrs Silvers Farbskala nur ein paar Töne von Pink entfernt«, sagte sie scherzend und nahm ihm den Schirm ab.
    Verschwörerisch beugte er sich zu ihr. »Und du siehst in jeder Farbe hübsch aus.«
    Jenny hustete, um das verlegene Grinsen zu verbergen, das sich auf ihrem Gesicht ausbreitete.
    »Und«, fuhr Easy fort, »du siehst besonders verführerisch aus, wenn du grauen Kohlestift auf der Wange hast.« Er legte ihr die Hand auf den Rücken und schob sie aus dem Atelier hinaus auf den Gang.
    »Was?« Jenny sah ihr Spiegelbild in einer der Glasvitrinen mit Schüler-Plastiken. Auf ihrer rechten Wange war ein verschmierter grauer Schatten. Iiiee! Da träumte sie von leidenschaftlichen Liebesszenen mit Easy, während der sich die ganze Zeit fragte, wann sie wohl den Schmutzfleck auf ihrem Gesicht bemerken würde. Schnell zog Jenny ein Taschentuch aus ihrer Jeanstasche und tupfte sich die Wange ab. Ein bisschen Wasser wäre jetzt gut, aber vor Easy wollte sie nicht auf das Tuch spucken. War doch eklig. Sie zuckte die Schultern und trat entschlossen durch den Hauptausgang in den stürmischen Nachmittag hinaus. »Der Regen wird’s abwaschen.«
    Sie spannte den Schirm über Easy und sich auf, während sie die Stufen vom Kunstgebäude hinunterstiegen. »Wohin musst du?«, fragte sie. Sie lief auf Zehenspitzen, damit Easy sich nicht den Kopf am Schirm anstieß. Obwohl sie schon fühlen konnte, wie ihr Haar in der feuchten Luft kraus wurde, genoss sie den frischen Regen. Trotz des grauen Wetters sah der Innenhof von Waverly beeindruckend aus – der Rasen wirkte unnatürlich grün, und das leuchtende Rot und Orange des Laubs an den riesigen Bäumen war in schmeichelnden grauen Dunst gehüllt. Es sah aus wie auf einer Bildpostkarte. Und sie, Jenny, lebte mittendrin!
    Easy klopfte sich auf die Brusttasche seines braun-weiß gestreiften T-Shirts von Abercrombie & Fitch. Es war so abgetragen, dass es sich bei der nächsten Wäsche bestimmt in Nichts auflösen würde. Jenny unterdrückte das Verlangen, ihm über die Brust zu streichen – nur um das T-Shirt zu befühlen natürlich. »Ich geh mal rüber zu den Stallungen und gebe Credo ein paar Streicheleinheiten. Bei Regen wird er immer ein bisschen unruhig.«
    »Grüß ihn von mir.« An dem Tag, an dem sie Credo kennengelernt hatte, war sie das erste Mal im Leben geritten – und hatte Easy Walsh zum ersten Mal geküsst. Die Zeit in Waverly schien nur so dahinzufliegen. Eineinhalb Wochen waren vergangen, seit sich Easy vorzeitig von Tinsley Carmichaels Party der Café Society im Boston-Ritz abgesetzt hatte. Er und Jenny hatten sich auf die Uferböschung verdrückt und von dort den Sonnenaufgang beobachtet. Sie hatten geredet, sich geküsst und sich in den Armen gehalten. Es war... himmlisch gewesen. Eines jener Erlebnisse, von denen man nie annimmt, sie würden einem selbst widerfahren, am allerwenigsten, wenn man die kleine, kraushaarige, großbusige Zehntklässlerin Jenny Humphrey war.
    Easy lächelte auf Jenny hinunter und kickte nach einem der Außenscheinwerfer, die angebracht waren, um die in Form geschnittenen Buchsbäume zu beleuchten, die um die Gebäude herum gepflanzt waren. »Du könntest doch mitkommen«, schlug er vor und sah sie verlegen an, als ob ihm vorschwebte, jemand ganz anderem als Credo ein paar Streicheleinheiten zu geben.
    Jenny ließ den

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